Sie sind nicht angemeldet.

1

Freitag, 17. Mai 2013, 13:01

Woran man merkt das man nicht mehr 20 ist ...

... oder wieso manches einfach scheiße ist.

Letztens hat mir mein Vater jede Menge CDs mit digitalisierten Fotos rübergeschoben. Darunter auch Fotos aus der Schulzeit, Kindergeburtstagen etc. pp.

War schon interessant und nostalgisch die alten Zeiten Revue passieren zu lassen. Bei einem Kindergartengruppenfoto meinte ich zu meiner Frau: "Der da lebt schon nicht mehr. Hat sich vor ein paar Jahren erhängt." Bislang war das glücklicherweise der einzige Fall, wo ich so was sagen musste.

Heute hab ich in der Bahn einen von meinen alten Schulfreunden wiedergetroffen. Der Witz war - er hatte auch gerade alte Fotos und Filme angeschaut und wir reden so über die alte Clique von denen ich viele aus den Augen verloren hatte. Wie sehr hab ich heute gemerkt. Das sich einer aus unserem Jahrgang vom Dach gestürzt hat und einer aus dem Jahrgang unter uns sich bei der Bundeswehr ne Kugel durch den Kopf gejagt hat war das eine, aber als wir dann über die alte Clique aus Grundschulzeiten geredet haben und ich ihn fragte ob er was von xy wüsste, hat er mich nur erstaunt angeschaut. "Der ist doch schon '05 an Lungenkrebs gestorben!".
Der Arzt der als erstes die Bildgebung gesehen hatte, als der Junge mit Atemproblemen zum Onkel Doktor ging, soll nur "Oh fuck!" gesagt haben. 24, Nichtraucher und den ganzen Körper voll Metastasen. Und der arme Sack hat es wohl nicht mal mehr geschafft, sich ne 38er zu besorgen.

Da hat man Jahre neben ihm die Schulbank gedrückt, auf dem Hof und nach der Schule allen möglichen Unsinn gemacht. Ich dachte immer er wäre ins Ausland und dann so was.

Aber so läuft es eben, wenn man nicht mehr frisch aus der Schule raus ist. Früher war bestenfalls mal das Thema wer wohl beim Sex nicht aufgepasst hatte und vor dem Uni-Abschluß zum Elterntier geworden ist. Jetzt sind die Todesanzeigen das Gesprächsthema.

joe adder

praktiziert MOVEMBER das ganze Jahr, jedes Jahr!

Beiträge: 7 110

Wohnort: Land der Antipoden

Beruf: Gentleman

  • Nachricht senden

2

Freitag, 17. Mai 2013, 22:31

Wenn man Anfang Dreissig ist, kann es schon mal passieren, dass man in so ein kleines, emotionales Loch faellt. Und es ist auch vollkommen normal, dass man ab einem gewissen Zeitpunkt in seinem Leben zurueck blickt und sich an alte Bekannte, Freunde und Ereignisse erinnert. Man vermisst Dinge, die einem vielleicht wichtig, die frueher besser waren oder die dir schlicht und ergreifend noch heute ein wohlig-warmes Gefuehl vermitteln.
Freunde, Bekanntschaften, Verwandte kommen und gehen. Nicht, weil das Leben scheisse ist, sondern weil das Leben nicht nur rosig, schoen und strahlend sondern auch kalt, traurig und beklemmend sein kann.
Oftmals werden wir alle traurig ueber verpasste Momente und man fragt sich, warum habe ich dieses oder jenes nicht gemacht und oftmals plagen wir uns mit Schuldgefuehlen, weil wir uns vielleicht nicht gekuemmert oder gesorgt haben, oder schlicht und ergreifend nicht den Mut hatten, den ersten, unangenehmen Schritt zu wagen, weil man lieber Zeit mit anderen Dingen verbracht hat. Haette es irgend etwas geaendert, wenn wir eine Ahnung gehabt haetten? Vermutlich nicht. Aber es haette uns selber ein besseres Gefuehl gegeben. Und das ist ja oft auch das Einzige, das uns mehr bekuemmert, als der Verlust.
Wichtig und die einzige Konsequenz daraus ist, sich nicht hinzusetzen und sein Gesicht in den Haenden zu vergraben, sondern aufzustehen und aufrecht voran zu gehen. Die Vergangenheit da zu lassen, wo sie hingehoert und das, was einem wichtig ist, mit auf die Reise zu nehmen. Und unterwegs mal kurz eine Pause einzulegen und alles Revue zu passieren lassen.
"Warum sollte ich mich fürchten? Ich kenne keine Furcht."

Für meine Fotos auf EYEEM: The Art Of Daydreaming <== bitte hier klicken!

3

Samstag, 18. Mai 2013, 20:52

Für die Midlife-Crisis bin ich noch etwas jung. Die überlasse ich gerne dir. ;)

Aber es ist schon heftig. Man fühlt sich noch jung und knusprig und merkt dann bei solchen Gelegenheiten wieviel Leben den Altersgenossen und einem selbst schon zugestoßen ist.

joe adder

praktiziert MOVEMBER das ganze Jahr, jedes Jahr!

Beiträge: 7 110

Wohnort: Land der Antipoden

Beruf: Gentleman

  • Nachricht senden

4

Samstag, 18. Mai 2013, 23:43

Nein, ist schon in Ordnung. Du brauchst dich nicht zu bedanken.
"Warum sollte ich mich fürchten? Ich kenne keine Furcht."

Für meine Fotos auf EYEEM: The Art Of Daydreaming <== bitte hier klicken!

5

Sonntag, 19. Mai 2013, 00:16

Das war definitiv nicht so gemeint. War wirklich nett das du dir Gedanken gemacht hast. Es ist halt bloß so, daß ich weniger deprimiert, als geschockt war/bin. Fühle mich eigentlich noch wirklich jung, da sind solche Sachen natürlich Tiefschläge. Und wenn man dann daran denkt, daß ein Mensch denn du eigentlich wirklich nur als Energiebündel kannst, dann auf so eine miserable Weise mit Mitte Zwanzig abtritt, fühlst du dich halt schon im falschen Film.

BillyThomas

"Sie sind der Doc, Doc."

Beiträge: 1 120

Beruf: rettet Senitza

  • Nachricht senden

6

Sonntag, 19. Mai 2013, 11:08

Nein, ist schon in Ordnung. Du brauchst dich nicht zu bedanken.

:)
"J'ai décidé d'être heureux parce que c'est bon pour la santé."
Voltaire.

Ich bei Instagram
Der Billy-Blog

Ähnliche Themen