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Das lange Warten hat ein Ende! Seit Anfang des Monats ist endlich der dritte Teil der Metal Gear Solid Reihe auch in Deutschland erhältlich (PS2 exklusiv). Das Spiel hält (bisher) allen meinen Erwartungen stand, auch wenn vielleicht ein wenig des Charmes verloren gegangen ist, den MGS auf der Playstation ausgemacht hat. Vielleicht muss ich dieses Spiel auch nur ähnlich oft spielen, damit ich diesen "Charme" auch hier verspüre, denn eines ist sicher: Snake ist nach wie vor meine Nummer eins der Schleicher
Was ist Zeit?
Die Geschichte ist während des Kalten Krieges kurz nach der Kubakrise angesiedelt. Da die Hauptfigur "Snake" in MGS1 und MGS2 zur Jahrtausendwende unterwegs war können wir messerscharf schlussfolgern, dass es sich hier zwar um "einen" Solid Snake handelt, er aber nicht mit "dem" Solid Snake der Vorgänger identisch ist. Bei den MGS erfahrenen Spielern klingeln jetzt schon die Alarmglocken: man spielt hier "Big Boss", den DNA-Spender und die genetische Vorlage für den Protagonisten "unserer Zeit". Mal abgesehen von diesem Detail spielt man den Snake, den man kennt
Ich seh' nix!
In den ersten Spielminuten merkt man schon eine kleine, aber die entscheidende Änderung im Gameplay: das Radar ist weg! Hat man sich mit der kleinen Übersichtskarte mit den jeweiligen Sichtfeldern der Gegner und Kameras angenehm durch die Vorgänger schleichen können, ist man jetzt plötzlich auf den eigenen Blickwinkel und auf jedes kleine Geräusch angewiesen. Jeder Schritt will wohl bedacht sein, denn wer will schon im tiefsten sowietischen Wald von einer AK-47 durchlöchert werden? Damit der Gegner nicht zu leichtes Spiel hat gibt es im Gegenzug den neuen Tarnindex: mit unterschiedlichen Tarnoutfits und Bemalungen kann man nahezu in jedem Terrain fast unsichtbar machen - sollte eine Wache über dich stolpern, während du im Busch liegst hast du natürlich Pech
Glücklicherweise läuft man nicht nur durch Wald und Flur, sondern infiltriert auch das ein oder andere Gebäude. Besonders viel Spaß macht der Abschnitt im "Labor 10", in der man als Wissenschaftler - mit Maske und Kittel verkleidet - nur mit einem Choroform getränkten Taschentuch auf der Pirsch ist. Die Wachen achten nicht weiter auf euch, aber das Forscherpersonal scheint seine Kollegen zu kennen. Glücklicherweise sind sie unbewaffnet
Jäger und Sammler
Da das Spiel im perfekten Pro Logic II Sound präsentiert wird (PS2 kann kein Dolby Digital) lauscht man auf alles, was da kreucht und fleucht. Das ist nicht nur wichtig, um Wachen auszuweichen, sondern auch, um Giftschlangen oder sonstiges Getier aufzuspüren. Hier kommen wir dann auch zur zweiten wichtigen Neuerung in der MGS-Reihe: bei Verletzungen steigt der Gesundheitsbalken automatisch wieder an, allerdings nur, wenn man seinen Ausdauerbalken schön im Auge behält. Snake wird müde und verbraucht während seiner Mission Energie. Damit der "Tank" nicht leer wird muss Snake essen. Was bleibt dem Dschungelkämper da anderes übrig, als die hiesige Flora und Fauna zu verspeisen? Auf diesem Wege lernt man, welche Pflanzen und welche Tiere geniessbar sind und welche eher giftig sind (eine nette Dame steht hier per Funk hilfreich zur Seite). Die Jagdbeute kann aber auch anderweitig eingesetzt werden. Füttere einen Wachhund mit einem schmackhaften Kaninchen, vergifte einen Gegner mit Fliegenpilzen oder werfe einer Wache eine betäubte Schlange an den Hals (sehr lustig
).
Neben der Eigenversorgung gilt es auch Wunden, Verbrennungen oder Vergiftungen (eure Beute ist nicht ewig haltbar und kann euch die ein oder andere Lebensmittelvergiftung bescheren) zu behandeln. Dieses Feature kann zwar ein wenig nerven (vorallem, wenn einem das ein oder andere Mittelchen ausgeht), trägt aber einiges zum taktischen Element bei: einfach laufen und ballern ist nicht mehr.
Ist es ein MGS Spiel?
Absolut! Die Elemente wie CODEC, witzige Zwiegespräche und Insidergags, ausgefallene Story, abgefahrene Endgegner, gigantische Ausrüstung und viele zu entdeckende Geheimnisse lassen sofort wieder das richtige Feeling aufkommen. Die Grafik ist klasse, wenn auch nicht ein Quantensprung zum Vorgänger und die Schleicheinlagen kommen nicht zu kurz. Durch das fehlende Radar wird das Spiel allerdings um einiges langsamer, da es viel mehr Zeit erfordert die Routen der Wachen und die Schwachstellen einer Anlage herauszufinden. Hier sehe ich auch die einzige Schwachstelle des Spiels: da vieles nur aus der Ego-Perspektive zu erfassen ist verbringt man viel Zeit damit im Gebüsch zu liegen und die Gegend zu beobachten. Da es sich aber nach wie vor um ein Third-Person-View-Spiel handelt hakelt man in hektischen Situationen schon mal mit der Steuerung herum, da man ständig zwischen den Perspektiven hin und her schalten muss (und man sich in Ego-Perspektive nicht fortbewegen kann).
Das Spiel ist fesselnd und sollte sicher in keiner Sammlung fehlen. Ob es inhaltlich mit MGS1 mithalten kann wird sich noch zeigen, aber besser als Teil 2 ist das Spiel jetzt schon!