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Dienstag, 26. September 2006, 09:41

Tipp für PS2: ICO

Worum geht's?
In ICO geht es über einen gehörnten Jungen namens Ico, der von seinen Mitmenschen aus seinem Dorf verbannt und in eine Festung eingesperrt wird. Kinder mit Hörnern gelten in Icos Dorf seit je her als Unglücksboten und werden stets als eine Art Opfergabe in die kalten Mauern gebracht und lebendig in steinernen Krügen weggeschlossen. Selbst Ico Eltern waren froh den Unheilvollen endlich los zu sein. Alleingelassen und eingesperrt harrt Ico nun seines Schicksals, doch das selbe will, dass er sich befreit, denn ein Erdbeben öffnet sein Gefängnis. Nun übernehmt ihr die Kontrolle und stellt schnell fest, dass die Festung selbst das eigentliche Gefängnis ist, aus dem es nun zu fliehen gilt. Kurz nach eurer trügerischen Wiederherstellung der Freiheit lauft ihr einem weiteren Gefangenen über den Weg: der gebrechlich wirkenden Yorda. Da Yorda leider nicht eurer Sprache mächtig ist und sie überaus hilflos zu sein scheint beschliesst Ico kurzentschlossen sie bei der Hand zu nehmen und sie aus ihrem Gefängnis zu führen.



Das Spiel
Man kann hier wohl am ehesten von einem ruhigen Adventure mit Anleihen vom klassischen "Prince of Persia" sprechen. Es gilt anfangs wenig komplexe Schieberätsel zu lösen und hin und wieder auftauchende Schattenwesen zu vermöbeln. Der Clou dieses Spiels ist es die gigantische Umgebung des Gemäuers zu erfassen, die Übersicht zu gewinnen und alle relevanten Elemente des Rätsels zu finden. Die wichtigste Gameplayzutat ist die ständige Präsenz Yordas. Sie ist schwach, scheint auf einem Bein zu humpeln und muss ständig mitgeschleift werden - und das ist wörtlich zu verstehen. Wie in Spielabschnitten von "Metal Gear 2" oder "Resident Evil 4" habt ihr hier die Aufgabe euren Schützling vor Angegriffen zu bewahren und ihm den Weg durch das Labyrinth zu bereiten - allerdings ständig. Anders als Ico kann sie nämlich ohne Hilfe keine Abgründe überspringen oder an Vorsprüngen hochklettern. So seid ihr ständig damit beschäftig den Weg zu finden, zu bereiten und Yorda vor Angreifern zu schützen. Letztere sind erfreulicherweise nicht omnipräsent, was einem viel Zeit zum kniffeln bietet.



Das Gameplay
Wie schon erwähnt seit ihr ständig für Yorda verantwortlich. Mit R2 nehmt ihr sie an der Hand und zerrt sie durch die Areale. Lasst ihr sie los bleibt sie zunächst stehen und wandert nach kurzer Zeit verträumt durch den Raum. Seit ihr weiter von ihr entfernt könnt ihr die Dame auch rufen. Die Vokabeln "O-Pock" (komm her) und "Yada" (ich kann nicht) werden euch in kürzester Zeit so selbstverständlich sein wie "Hallo" oder "Hau ab".
Knifflig wird die Steuerung dann bei den Versuchen die Übersicht zu bekommen. Ihr könnt zwar mit dem rechten Stick die Kamera drehen, seid aber auf einen Radius und einen Winkel angewiesen, der je nach Position im Raum festgelegt ist. Dies ist zwar in sofern hilfreich, weil man dadurch Teile des Gebiets für die Problemlösung ausschliessen kann, aber eine freidrehbare Kamera sieht anders aus.
Mit diesen Einschränkungen kann man jetzt beginnen die Rätsel zu lösen. Dazu muss man Schalter A für Brücke B drücken um Kiste C nach XY zu schieben. Auch wenn sich das jetzt nicht aufregend anhört werden diese Rätsel mit steigender Spieldauer immer komplexer. Es gilt drehende Windmühlenblätter zu erklimmen, Gewässer zu durchschwimmen und stets den alternativen Weg für Yorda zu bereiten, da sie die sportlichen Wege nicht bestreiten kann.



Die Atmosphäre
Es ist kaum zu glauben, dass dieses weitestgehend unbekannte Schätzchen aus dem Jahre 2002 stammt. Die Festung wirkt in ihrer Größe und Wuchtigkeit so plastisch und erdrückend wie es nur ein mittelalterlicher, kalter Bau sein kann. Die Texturen sind nach heutigem Maßstab nicht mehr atemberaubend, aber dennoch wunderschön. Details wie umherfliegende und landende Vögel, Schmetterlinge, regenumpeitschte Außenareale und Blicke in den Sonnenuntergang lassen kaum Wünsche an der Grafik übrig.
Der Sound fügt sich nahtlos und absolut unspektakulär in dieses Gesamtbild ein. Musik erklingt eigentlich nur während der Kampfeinlagen, den spärlichen Zwischensequenzen oder in den Optionsmenüs, denn ansonsten hört man lediglich die Geräusche der Umgebung und natürlich die Schritte der Protagonisten, die ständig von den Mauern widerhallen.
Die Charaktere sind ebenfalls mehr als gelungen. In der Texturenwelt mögen Cellshadingfiguren zwar befremdlich wirken, aber bei ICO funktioniert dies tadellos. Ico bewegt sich wie 12-jähriger Junge, der ungestüm über Mauervorsprünge tobt, während Yorda elfenhaft, aber gebrechlich hinter euch herläuft.
All diese Elemente fügen sich zu einem traumhaften Bild zusammen, welches man gerne nach jedem Detail durchsucht oder einfach nur in seiner Schönheit als Gesamtwerk bewundert.



Und sonst?
Schön, traumhaft, fair, ruhig, entspannend, rührend - all diese Asoziationen fallen mir spontan zu ICO ein. Dieses Spiel ist ideal für den Feierabend nach einem stressigen Tag, wenn man sich nicht abreagieren sondern man nur abschalten will. Es gibt keine Zeitlimits (von gelegentlichen Angriffen auf euren Schützling mal abgesehen) und jedes Rätsel ist mit ein wenig Ruhe und Übersicht zu entschlüsseln. Das einzige wirklich Manko sehe ich in der kurzen Spielzeit. Zieht man Fehlversuche und Rücksetzpunkte ab bleibt eine Nettospielzeit von ca. 8-10 Stunden. Ich bin zwar generell gegen solch kurzen Spiele, aber ICO bildet aus einem mir nicht ganz fassbaren Grund eine große Ausnahme. Wahrscheinlich ist der Rest einfach so anders, als bei irgendwelchen anderen Spielen - aber egal warum ist ICO binnen dieser kurzen Zeit zu einem meiner persönlichen PS2-Highlights geworden.
Besonders empfehlenswert ist dieses Spiel übrigens für Spieler mit "zuschaufreudigen" Partnern. In unserem Fall hieß es oft:"Mach nochmal dieses Spiel mit dem O-Pock an. Ich will wissen wie es weiter geht" ;-)

Eines muss dem geneigten Käufer allerdings klar sein. Dieses Spiel bietet keine Action wie ein "God of War" oder unendlich verschachtelte Rätsel wie ein "Resident Evil". Es ist einfach nur... schön :) Die Screenshots sind übrigens alle "In Game", also nicht aus vorgerenderten Zwischensequenzen.

[isbn]B000CNEP1A[/isbn]

Shadow99

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2

Dienstag, 26. September 2006, 09:58

RE: Tipp für PS2: ICO

Danke für diese Empfehlung! Hört sich sehr interessant an. :]

leocat

Königin von Hukapetapank

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3

Dienstag, 26. September 2006, 10:29

*merk* Klingt gut. Die Kampfeinlagen kann mein Mann spielen (mag ich nicht so) und die Rätsel sind mir *g*
Ich finde es übrigens eher vorteilhaft, wenn man nicht Jahre über einem Spiel zubringen muss :)
Mal sehen ob das bei unserem Spiele-Laden um die Ecke vielleicht gebraucht zu erstehen ist. 29,90 sind momentan für zwischendurch einen Tick zuviel.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »leocat« (26. September 2006, 10:30)


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Dienstag, 26. September 2006, 11:21

Zitat

Original von leocat
Ich finde es übrigens eher vorteilhaft, wenn man nicht Jahre über einem Spiel zubringen muss :)


Kommt ganz darauf an was so ein Spiel kostet. Bei 20-30 Euro kann ich ne kurze Spielzeit durchaus verknusen, aber bei einem Preis von 40-70 Euro - je nach Plattform - erwarte ich längerfristige Unterhaltung. Das fällt für mich unter Preis-/Leistungsverhältnis.