@ joe:
Für einen "verkappten Nazi" halte ich dich ganz bestimmt nicht. Dann könntest du ja wohl auch kaum Fan von "Kung Fu" sein
. Ich mag halt nur die Schiene "Das ist alles so lange her, lasst es uns vergessen und nach vorne schauen, denn wir haben daran ja schließlich keine Schuld" überhaupt nicht. Aber das ist halt Geschmacksache.
Inzwischen scheinen übrigens so einige "aufgewacht" zu sein.
Heute auf spiegel.de gefunden:
Künstler fordern Schließung der Breker-Ausstellung
Der Streit um die Arno-Breker-Werkschau in Schwerin geht in die nächste Runde. Drei Wochen nach Eröffnung der Ausstellung fordert der Verband Bildender Künstler deren Schließung.
Bonn/Schwerin - Die Ausstellung relativiere Brekers Monumentalplastik der NS-Zeit "auf unzulässige Art und Weise", teilte der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) in Schwerin mit. Deshalb fordere man die Schließung der umstrittenen Breker-Schau. Der Vorstand der Vereinigung, die nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 10.000 Künstler vertritt, habe sich einem entsprechenden Votum des Künstlerbundes Mecklenburg-Vorpommern angeschlossen, sagte Geschäftsführerin Ursula Cramer. Die Präsentation von 70 Skulpturen aus allen Schaffensphasen Arno Brekers (1900-1991), der Günstling des Nazi-Regimes galt, sei zu einer Würdigung geraten, urteilte der Landesverband in Schwerin. Die Schau sei ein Skandal.
An vielen Stellen mangele es an professioneller Recherche und Ausstellungsgestaltung. Das in der Ausstellung vorhandene Text- und Bildmaterial lasse zu wünschen übrig, professionelle Führungen würden bisher nicht angeboten. "Die Aussicht, dass nach den Ferien Schulklassen auf diese so ungenügend aufbereitete Ausstellung losgelassen werden sollen, bereitet uns große Sorge."
Auch der Kunsthistoriker Christoph Zuschlag, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle "Entartete Kunst" an der Freien Universität Berlin, forderte die Schließung der Ausstellung mit dem Titel "Zur Diskussion gestellt: der Bildhauer Arno Breker". Es werde verharmlost, Indizien würden gesammelt, die beweisen sollen, dass Breker nicht von Anfang an der NS-Ideologie anhing. Die martialischen Männerskulpturen Brekers aus der NS-Zeit würden als Teil einer gesamteuropäischen Strömung interpretiert. Breker werde als Opfer stilisiert, wenn im Faltblatt betont wird, dass andere Künstler ihre Nähe zu Hitler "nicht an einer glänzenden Nachkriegskarriere gehindert" habe.
Der Kulturdezernent der Stadt, Hermann Junghans (CDU), sieht indes keinen Grund zur Schließung der Ausstellung, die seit der Eröffnung vor drei Wochen mehr als 5000 Besucher angezogen hat und bis zum 22. Oktober gezeigt werden soll.
Die Kurator der Ausstellung, Rudolf Conrades, hatte wiederholt erklärt, die Schau erhebe nicht den Anspruch, ein letztgültiges Breker-Bild zu zeichnen. Erklärend ist zu der Ausstellung ein 200-seitiger Begleitband erschienen, in dem sich Historiker und Kunsthistoriker mit Breker auseinandersetzen.
Breker galt in den zwanziger Jahren als großes Bildhauer-Talent und stieg ab 1936 zum NS-Staatsbildhauer auf. Er soll bis ins hohe Alter Kontakte ins rechtsextreme Milieu gepflegt haben. Dennoch war eine lückenlose Aufarbeitung der Rolle Brekers während des Dritten Reiches bisher nicht möglich, da seine Witwe alle Dokumente unter Verschluss hält.
hoc/dpa