Das kenne ich eigentlich auch so, irgendwie interessieren sich neuerdings Mädchen für all das Zeug, was ich langweilig finde. Ob nun Computer Spiele oder Fußball.
Ich gehöre wohl noch zu der Generation, wo Splattereffekte im Film ein Skandal waren, heute ist man da ja so zweischneidig und muß die alten Verbote aufrecht erhalten, während brutalere Varianten wesentlich liberaler gehandhabt werden, nehmen wir mal Dawn of the Dead, original beschlagnahmt, Remake überall für Schleuderpreise käuflich zu erwerben. Und das ist gut so, denn der Kunde ist hoffentlich nicht blöd, sondern fragt sich, wo er denn das Original zum Remake kaufen kann, wo es vorher nicht beworben werden durfte (und natürlich weiterhin nicht verkauft werden darf).
Nun, ich bin insofern gereift, daß sich mein Filmhorizont mit der Zeit erweitert hat und zwar auf Filme, die weiterhin kaum dem Mainstream entsprechen, bevorzugt alte Filme. Ich erkenne die Exploitation als Kunstform an und beschäftige mich damit, schaue oft einfach aus Interesse an der Maskenkunst auf die Effekte, mag nicht so gern moderne Computereffekte. Ich schaue Filme mit Anspruch, entdecke Anspruch in der Kunstform Exploitation oder schaue mir zur Entspannung einfach Trash an, ob da nun einer ein Roboterkostüm trägt, oder stumpf Zombies weggeballert werden.
Als Filmfan beginnt man dann aber zu unterscheiden zwischen Splatterkids (das betrifft auch Volljährige) und mündigem Bürger, macht sich nicht nur Gedanken zum Jugendschutz.
Ich lasse das Kapitel Spiele hier mal kurz aus, da ich mehr oder minder schon meine Eckpunkte zu Gewalt im Hörspiel angegeben habe und küze es hier ab:
Man bewegt sich philosophisch sehr schnell in einer Grauzone nahe dem Über- und Untermenschen, denn es gibt auf dieser Welt nunmal unabhängig der Altersgruppe Menschen mit Zitaten wie: "Boah geil, Kopf ab!"
Das kann aber nicht nur die Entwicklung im Sinne der gesetzlichen Mündigkeit als Grundlage haben, denn die besagt, ab 18 bist du volljährig, ab 21 voll strafmündig. Hier sollte man dann ansetzen und sich fragen, was muß ein Mensch denn alles vermittelt bekommen, damit zum mündigen Bürger wird? Und da ist sicherlich auch tatsächlich eine Vermittlung in der Schule gefragt, aber vor allem die entsprechende Betreuung zuhause zwingend erforderlich.
Niemand kann und darf sich hinstellen und die wirkliche Mündigkeit jedes Bürgers messen, daher müssen sich die Erziehungsverpflichteten (dies sollte man von Erziehungsberechtigt mal ändern) im Klaren sein, welche Verantwortung sie während der Entwicklung eines Menschen heute tragen.
Dazu kommt aber auch der Informationsbedarf. Warum hat man denn im alten Rom die Spiele veranstaltet, warum gibt es Stierkämpfe oder gab es öffentliche Hinrichtungen, die ja auf dem Oktoberfest im schönen Bayern immer noch gespielt werden? Der Mensch will Dinge sehen, die er unter normalen Umständen nicht erfahren kann ohne sich a) strafbar zu machen oder b) als Geschädigter beteiligt ist.
Warum gibt es einen Stau, wenn ein schwerer Verkehrsunfall passiert? Weil die Leute gucken.
Nun, die Zeiten ändern sich, wir haben andere Medien und sind dorch unsere Domestizierung nicht mehr so stark mit dem Tod konfrontiert. Die wenigsten gehen heute noch in den Krieg, schießen jemandem aus Versehen bis Selbstschutz zitternd die Rübe weg und denken sich, ok, das muß ich nicht nochmal sehen.
Daraus hat sich eine Industrie entwickelt, die zugegeben ein moralisch bedenkliches, aber lukratives Geschäft aufgebaut haben. Damit meine ich nicht die "Killerspiele" oder Splatterfilme, sondern ich rede von realen Bildern. Auch dies gibt es. Angefangen von in Deutschland meist verbotenen Filmen wie Gesichter des Todes über Webseiten mit freien, werbefinanzierten bis hin für zahlende Mitglieder zugänglichen Bildern von Leichen jedes Zustandes, Unfällen, Behinderungen und so weiter.
Dies ist zwar noch nicht die Schreckensvision Snuff, also Inhalte, die speziell zur Dokumentation abgehalten werden, aber da sind unsere Kinder ja schon weiter. Während Mutti verschämt Papis Pimmel mit der Digicam ablichtet, benutzen die Kinder ihr digitales Spielzeug auf den Schulhöfen und in ihrer sonstigen Umgebung, um ganz andere Dinge abzulichten. Skandäle gab es, aber niemand spricht mehr drüber.
Und nun könnte man wieder die "Killerspiele" verantwortlich machen, oder mit sich selbst ins Gericht gehen, wo der kleine Spanner in einem steckt, warum man bestimmte Dinge unterläßt und wie er seinen Mitmenschen vermittelt, warum man bestimmte Dinge nicht tut. Denn am Ende ist jeder verantwortlich, auch ich und du. Jeder muß hinsehen, einschreiten und das Problem mit anpacken. Die Kampagne wollte doch ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen, aber "Killerspieler" sind anscheinend nicht Deutschland oder die Probleme, mit denen wir eigentlich konfrontiert sind.
Wir sind aber nunmal alle die Gesellschaft und wie diese funktioniert, müssen wir vor allem den Kindern vermitteln. Vielleicht sind es nicht die "Killerspiele", die unsere Gesellschaft gefährden, sondern die Politiker, die es einem erschweren ein Bild einer funktionierenden Gesellschaft zu erzeugen? Vielleicht sollte man ja die Politiker jetzt verbieten...