Hier ist eine Rezension zu "Lady Bedfort und das Haus an der Witwenkreuzung":
Hörplanet (Mai 2007)
Buch - John Beckmann
Regie & Bearbeitung – Dennis Rohling & Michael Eickhorst
Musik – Dennis Rohling
Effektaufnahmen – Sven Winter
Dauer: 51:47 (inklusive "Versprecher"-Bonus)
Lady Clara Bedfort – Barbara Ratthey
Max, der Butler – Dennis Rohling
Inspektor Miller – Santiago Ziesmer
Mrs. Miller – Ursula Sieg
Mr. DeGraux – Robert Missler
Tom – Michael Eickhorst
Mr. Brawley – Jan Schreiber
Dr. Hardington – Hendrik Riehemann
Radiomoderator – Thomas Tepe
Aus dem Booklet über die Serie:
Die meisten Menschen suchen sich ein Hobby, sobald sie den Herbst ihres Lebens erreicht haben. Manche gehen Wandern, andere spielen Karten oder sammeln Briefmarken. Auch Lady Bedfort hat ein Steckenpferd – sie jagt Verbrecher. Von den nebeligen Mooren Englands durch blühende Landschaften bis in die dunklen Seitenstraßen der Städte.
Das Booklet über Folge 2:
Ratten treiben ihr Unwesen in Mrs. Millers Keller. Natürlich macht ihr Sohn sich gleich daran, dem nächtlichen Kratzen ein Ende zu bereiten. Doch schnell wird deutlich, dass sich nicht nur vierbeinige Quälgeister für das Haus an der Witwenkreuzung interessieren. Als ein Sturm aufzieht und die Ereignisse sich überschlagen, ist Inspektor Miller froh, Lady Bedfort und ihren treuen Butler Max an seiner Seite zu wissen.
Wenige Monate nach Erscheinen der ersten Folge der neuen Krimiserie, veröffentlicht das kleine Label Hörplanet zwei neue Folgen von und mit Lady Bedfort. Das Debut konnte mich trotz vorhandenener Ansätze nicht überzeugen; die Geschichte war viel zu durchsichtig und bei nur fünf Sprechern – von denen drei ermittelten – konnte man schnell Eins und Eins zusammenzählen. Mit der zweiten Folge ist eine deutliche Steigerung erreicht worden.
Zum Hörplanet-Stammsprecherpersonal gehören Barbara Ratthey (Dr. Phillips bei GB) und Santiago Ziesmer (Spongebob & Steve Buscemi) – die beide eine langjährige Kariere voweisen können - sowie Mitlabelschef und Tausendsassa Dennis Rohling. Dennis Rohling hat innerhalb von wenigen Monaten qualitativ einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht.
Die Betonung wirkt professioneller/ausgereifter und der breite westfälische Dialekt ist über weite Strecken Hochdeutsch gewichen. Die Sprechleistung wirkt deutlich konzentrierter, womit ich aber auf keinem Fall andeuten möchte, er sei zuvor nicht bei der Sache gewesen. Die in der ersten Folge übertriebene Unterwürfigkeit gegenüber der Lady wurde glücklicherweise aufgegeben. Santiago Ziesmer überzeugt als zumeist überforderter Inspektor, der sich in dieser Folge gegen die Tücken der Verbrecher, der Technik und seiner Mutter behaupten muß. Die anderen Sprecher überzeugen ebenso. Der andere Labelkopf Michael Eickhorst ist in der Rolle des unterbelichteten Tom zu hören. Einen Erzähler gibt es nicht !
Die oft zum Schmunzeln anregenden Dialoge zwischen Lady Bedfort und ihrem Butler Max sind bereits nach nur zwei Folgen ein Markenzeichen der Serie. Die eigenwillige Lady mit ihrer überaus markanten Stimme stichelt nebenbei gerne gegen ihren Butler. Dieser liefert ihr zusätzlich mit eher unfreiwilligen - sie zusätzlich anstachelnden - Äußerungen, den Anlaß dazu. Teilweise ist das britischer Humor.
Die Effekte bzw. die Geräusche sind handgemacht. Man kann sich das Team als allzeit bereit vorstellen. Wenn sich etwas Passendes anbietet, wird rechts rangefahren und das Aufnahme-Equipment rausgeholt (so z.B. bei der Schafherde, die in der dritten Folge „Lady Bedfort und der Tod auf der Weide“ verarbeitet wurde). Verfolgungsjagden werden im Haus aufgenommen, auf der Landstraße gibt man Gas etc. etc. Das hat was liebenswürdig Authentisches. Wer auf opulente Hörspiele mit spektakulärer Action steht, sollte einen Bogen um die Lady machen. Einen atmosphärischen Höhepunkt gibt es bei einer Szene an der Witwenkreuzung, als LB und Max jemanden finden. Der strömende Regen und die spannende Musik dieser unheimlichen Szene ergeben eine tolle Symbiose, die ihren krönenden Abschluß darin findet, daß die angesprochene Person LB’s Worte nochmal wie durch eine Tonne Watte vernimmt. Mehr davon in der Zukunft !
Wer allerdings vermutet, die Sprachaufnahmen wären auf einem uralten Mini-PC in der Garage entstanden, irrt sich. Diese wurden im Studio 116 (Berlin) und den PBF Studios (Hamburg) aufgezeichnet und haben die finanziellen Reserven des Labels aufgebraucht (auf der Homepage nachzulesen). Die Abmischung ist ausgezeichnet; die Stimmen sind im Vordergrund, die Musik und die Geräusche/Effekte etwas weiter im Hintergrund.
Die Musik stammt bis auf das Rockstück „Heather“ von Dennis Rohling. Heather stammt von der Sir Henry Band
http://www.sir-henry-band.de/
Die Keyboardmusik paßt gut zur Serie und zu den verschiedenen Stimmungen. Vom fröhlich-„britischen“ Hauptthema, über eingearbeitete Streicher bis hin zu Piano, Harfe & Kontrabass gibt es ein breites Spektrum.
Jetzt noch die pädagogische Keule: Ein Label wie Hörplanet kämpft ums Überleben am Markt, jede verkaufte Einheit zählt. Sollte irgendjemand Interesse an der Lady bekommen haben, dann kauft Euch das HSP bitte und unterstützt den Hörplaneten. Laßt es Euch nicht brennen oder zieht es aus dem Netz, das wäre in diesem Fall schäbig.
Es geht hier um Existenzen, die ihre Finanzen und viel Herzblut investieren, um HSPs für uns zu machen. Außerdem wurden gerade drei neue Sprecher vorgestellt, die in zukünftigen Produktionen mitwirken sollen. Man versucht die Qualität noch zu steigern. Anfang Juni und July soll je eine weitere Folge von Lady Bedfort erscheinen.
Fazit: Ein kurzweiliges, liebevoll gemachtes Hörspiel, in dem das Herzblut eines echten Teams steckt. Und aus dem das Optimum aus begrenzten Mitteln herausgeholt werden konnte.
PS: Solltet Ihr mal jemanden sehen, der ein Mikrophon an Euren Hundezwinger oder die Alarmanlage hält - seid vorsichtig mit der Schrotflinte, es könnte ein Hörplanetarier bei der Arbeit sein.