DBC Pierre - Jesus von Texas
[isbn]3866674503[/isbn]
Der 15jährige Vernon Little ist in der texanischen Kleinstadt Martirio ein Außenseiter. Und hat Darmprobleme. Und so kommt es, daß er gerade in freier Wildbahn einen Haufen setzt, während sein bester weil einziger Freund Jesus Navarro in der Schule seine Mitschüler nebst Lehrkörper über selbigen schießt, ehe er sich selbst richtet. Es folgt ein echter Wahnsinnsritt. Auf der Suche nach einem Sündenbock diskutiert man plötzlich in der Stadt darüber, ob Jesus eine solche Tat wirklich allein geplant und durchgezogen haben könnte - und prompt gerät Vernon als einziger überlebender Schüler in den Verdacht, ein Mittäter zu sein. Vernon hat gute Gründe, gewisse Aspekte dieses Tages zu verschweigen, und so zieht sich die Schlinge um seinen Hals immer enger, bis er schließlich in Richtung Mexiko abhaut. Doch seine Verfolger, allen voran der intrigante Möchtegern-CNN-Moderator "Lally", setzen sich auf seine Spur.
Ein galliges kleines Stückchen wird einem hier vorgesetzt. DBC ("Dirty but clean") Pierre präsentiert einen Blick auf ein konsumsüchtiges, selbstgerechtes und prüdes Amerika, an dem sich die Hauptfigur Vernon Little ständig reibt. Vor allem das bigotte Aufrechterhalten und Zur-Schau-Tragen der eigenen heilen Welt zieht Pierre ordentlich durch den Kakao und mit einem grimmigen Lächeln werden hier Sensationsgeilheit des Fernsehpublikums sowie Doppelzüngigkeit der Medien gleichermaßen abgewatscht. Es kommt zu herrlich bizarren Szenen (inklusive Krautsalat zur Henkersmahlzeit, weil der ja gut für die Gesundheit ist ...

) und wahnwitzigen Dialogen, aber auch zu Situationen, bei denen es einem eiskalt den Rücken runterläuft.
Martin Pfisterer legt als Sprecher dieses Hörbuchs ein ziemlich ordentliches Tempo vor, gerade so, als habe man ihm gesagt "sieben CDs, mehr is' nich', also - auf die Plätze, fertig ...!". Im Grunde genommen paßt das auch recht gut zu dem teilweise sehr gehetzten Ich-Erzähler Vernon Little, aber manchmal hätte es doch ein bißchen langsamer und gefühlvoller zugehen dürfen, zumal manche Wortspiele (oder Entwicklungen) auch erst mal verdaut werden wollen. Hinzu kommt noch, daß Pfisterer gerade während der ersten anderthalb CDs häufiger mal einige Betonungen falsch setzt, Kalauer oder Sprachspiele überliest oder den Wahnsinn in der gelesenen Szene gar nicht wahrzunehmen scheint. Das bessert sich dann deutlich im Verlauf des Hörbuchs, aber dennoch kommt es bis zum Schluß zu kleineren Aussetzern, bei denen man als Hörer mehrere Anläufe braucht, um eine Szene vollständig zu erfassen.
Ein wirklich turbulenter, wütender Roman in einer eher mittelprächtigen Umsetzung.
Es gibt wohl auch eine Hörspielumsetzung (mit Sven Plate als Vernon Little) ... mal sehen, ob die auch noch in meinen Beständen landet. Der Roman hätt's verdient
Gruß
Skywise