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LibussaKrokus

Grumbeersupp un' Quetschekuche

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1

Samstag, 16. März 2013, 03:30

Geburtstage . . . das personifizierte Grauen . . .

Es gibt Geschichten, die glaubt man nicht, wenn man sie nicht selbst erlebt hat . . .

Meine Frau und ich kommen aus der gleichen Stadt, sind in etwa der gleiche Jahrgang und hatten Freundeskreise, die sehr viele Überschneidungen hatten. Ich hab gegen ihren damaligen Freund Handball gespielt (und in den Boden gerammt), sie hat mich bei einem Musical auf der Bühne gesehen und ist mit meiner Cousine 9 Jahre in die gleiche Klasse gegangen. Und trotzdem sind wir uns damals nie über den Weg gelaufen. Ihre Schwester kannte ich wohl . . . aber darauf komm ich später nochmal zurück!

Etwa zwei Umzüge später und 70 Kilometer weiter südlich sind wir uns dann per Zufall über den Weg gelaufen und aneinander kleben geblieben!!! Nach anfänglichem Zaudern (meinerseits) haben wir dann das ganze Programm durchgezogen: Hochzeit, nochmal zwei Kinder, und - wie der aufmerksame Leser mitbekommen hat - Umzug in eine neue Hütte!

Ich denke aber, was uns beiden in der ersten Euphorie verborgen geblieben ist, war der Gedanke, was man zum Einen an familiären Altlasten in den Zweierbund mit einschleppt und zum Anderen angehängt bekommt! Nuuuuun, Ostern steht vor der Tür und wie jedes Jahr jährt sich genau um diesen Termin der Geburtstag unserer Väter! An zwei aufeinander folgenden Tagen! Das Grauen!
Eigentlich hatten wir uns heute Abend darauf geeinigt, dass wir nach Renovierung und Umbau jetzt endlich mal zwei Wochen die Füße hochlegen, die Seele baumeln und Verantwortung mal Verantwortung sein lassen! Bis sich die Erinnerung ins unser Hirn geschlichen hat . . . Da war doch was? Die Geschichte wird in etwa so ablaufen:

1. Tag:
Mein Schwiegervater, ein eingefleischter Physiker, gegen den Sheldon aus der "Big Bang Theory" ein Waisenknabe ist, nimmt uns mit den immergleichen Floskeln in Empfang. Schwiegermama, im Bemühen die Situation wieder mal zu retten, agiert weitaus herzlicher, kann jedoch nicht ganz verbergen, dass ihr die ganze Prozedur auch ein wenig befremdlich vorkommt. Gegen zwölf Uhr, Mittagessen, einer der wenigen Lichtblicke in den kommenden 32 Stunden: Hühnersuppe mit riesigen Fettaugen! Wie bei Omma! Lecker! Ab ca. 15:00 Uhr tanzt dann meine Schwägerin mit ihrer Blase an, ich fange heftig an zu ventilieren und verlange nach dem ersten Cognac (obwohl ich es mit harten Sachen eigentlich nicht so habe). Da sitz ich nun ich armer Tropf und frage mich, was nur aus der Partymaus von damals geworden ist. Meine Schwägerin und ihr Mann haben etwa den Charme und den Elan von eingeschlafenen Socken und wirken, als hätten sie eine Valiumfabrik ausgeraubt. Und genauso erziehen sie ihre Kinder - Laissez-faire ist Dreck dagegen!
Alkohol hat bei mir die Wirkung, dass er mich Sachen manchmal nicht sagen lässt, die ich eigentlich gern loswerden würde . . . also verlange ich, dem lieben Frieden zu genügen, nach dem nächsten Glas (brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.). Anders ist das, was jetzt kommt, nicht zu ertragen! Auf der einen Seite peinliches Schweigen der Erwachsenen, die sich nicht wirklich was zu sagen haben, auf der anderen Seite ständiges Geplärre der verzogenen Wohlstandsgören, die ununterbrochen auf meinen Kindern rumhacken. Ich bin froh, dass mein Alkoholpegel steigt, da der Haussegen ansonsten mächtig schief hängen würde. Meine Frau, die sich inzwischen wohl die Frage stellt, warum sie so aus der Art schlägt, zeigt sich sehr geduldig und jongliert die Raubtiere! Ca. 20:00 Uhr, ich habe inzwischen eine gehörige Ladung in der Birne und schreie förmlich danach, die Kinder ins Bett zu bringen, kassiere dafür aber einen flehenden Blick meiner holden Gattin, die selbst gerne zur Tat schreiten würde. Tja, keine Chance!
Mein Schwiegervater legt die nächste Konversationsplatte auf und ich verabschiede mich vorrübergehend in Richtung Heiabubu. Als ich nach eineinhalb Stunden wieder auftauche habe ich das Gefühl, dass die Platte hängengeblieben ist . . . nein, nicht 2013 sondern 2012 . . . oder war es doch 2011? Meine Frau ist völlig fertig und verabschiedet sich erstmal in Richtung Bad. Wow, ich bin allein und verlange gleich den nächsten Drink. Da sitzen wir nun, wälzen die immergleichen Themen oder schweigen uns an. Immer der gleiche Film . . . Ich glaube, meine Leber zwickt mich.

2. Tag:
War der vorangegangene Abend schon ein Alptraum, so wird er noch durch den heutigen Morgen getoppt! Meine Schwägerin und ihr Mann sind nicht nur stinklangweilig, sondern auch noch Morgenmuffel! Und ausgerechnet jetzt steigt das Frühstücksritual. Schwiegerpapa legt die nächste Konversationsscheibe auf und gibt in der Folge mit den immergleichen Themen den Alleinunterhalter. Mein Frühstücksmesser mutiert gerade zum ultrascharfen Stilett und ich frage mich, ob ich mir lieber die Pulsadern aufschneiden oder jemanden umbringen soll. Schwiegermama rettet die Situation und karrt den Frühstückssekt ran. Wow, nicht schlecht . . . 10:00 Uhr und die Leber kriegt schon wieder Futter. Wir schaffen noch zwei Stunden und verabschieden uns taktvoll - meine Schwester erwartet uns schon!
Dort angekommen ist erstmal Durchatmen angesagt. Mein Junior, der sich gekonnt um den Vorabend gedrückt hat, ist auch schon angekommen und erwartet uns mit einem breiten und wissenden Grinsen. Ich denke mir nur: "Na warte du Drecksack, komm du mir mal nach Hause, mich so im Stich zu lassen!" Nach einem kurzen Mittagessen steigen die Vorbereitungen für die Ankunft des Geburtstagskindes. Die einen nennen ihn den "Großen Alten Mann", ich nenne ihn einfach nur "Vadder"! Die Zeit ist reif, dass wieder einmal zwei Pfälzer Dickschädel aufeinanderprallen! Mein Schwager, ein großer liebenswerter Teddybär, stellt schonmal das Bier kalt.
Es klingelt und was jetzt kommt, würde ich gerne mal aus der Sicht der anderen erleben. Zwei große Buben prallen aufeinander, von denen es der Eine immer besser weiß als der Andere und in der Folge umkreisen sich zwei Raubtiere, die von allen anderen in Schach gehalten werden! Jedesmal wenn Stress droht, sorgt mein Schwager fleißig für Nachschub. Inzwischen gibt es Unicum, einen Ungarischen Schnaps, der einem ein Loch in den Magen brennt und meinem Schwager ein diebisches Grinsen ins Gesicht malt! Ekelhaftes Zeug! Und mein Daddy hat mit der immerwiederkehrenden Litanei begonnen: "Was hätte aus dir werden können"? Ich habe zwar immer noch keine Ahnung, was er damit meint, steige aber voll drauf ein und das Unglück nimmt seinen Lauf. Währenddessen hilft mein Junior meinem Schwager mit dem Nachschub und meine Gesichtszüge beginnen langsam, wegzukippen. Irgendwann gegen 20:00 Uhr verfrachtet mich meine Frau ins Auto, in dem unsere Mädels schon bettfertig auf die Heimreise warten. Kurz vor der Abfahrt schafft es jedoch mein Junior, die Spannung nochmal zu erhöhen . . . während alle mit dem Abend abgeschlossen haben, fragt er: "Opa, sollen wir dich noch heimbringen"? . . . jaja, wir müssen uns dringend unterhalten.

Nachdem wir zu Hause angekommen sind, bin ich natürlich viel zu groggy um meinem Junior, der aus dem Lachen nicht mehr rauskommt, die Leviten zu lesen. Die Mädels schlafen inzwischen und ich werde jetzt wohl ne Woche brauchen, um die zwei Tage zu verdauen!
Nothing makes a father happier than seeing his daughter with a smile on her face and her boyfriend with fear in his eyes!

Glück ist wie furzen. Wenn man es erzwingt, kommt nur Scheiße raus!

2

Samstag, 16. März 2013, 06:10

Haha... 1 Plus mit Sternchen gibt es für deine Geschichte. War echt schön zu lesen.

Aber dein Junior bekommt von mir sogar nen Orden, ich hätte es nicht anders gemacht glaube ich.

Perry

bringt Angsthasen nach Muffenhausen

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3

Samstag, 16. März 2013, 06:53

Kommt mir auch irgendwie bekannt vor... Das kommt davon, wenn man in die Klauen einer Großfamilie gerät. Hier mal ein kleiner Einblick.


Allerdings ist mein persönlicher Horrortrip die Weihnachtszeit mit dem "Heiligabend" als Epizentrum! Ich will schon seit Jahren vom 23.12. bis mind. 02.01. ganz, ganz, ganz weit weg von daheim! Aber die Frau, also meine, kommt dann immer mit dem Totschlagargument: "Wer weiß, wie oft wir noch mit den Eltern Weihnachten feiern können?"
"Wo bist du gerade?" - "In der Bredouille!" - "Hach. Frankreich! Wie schön."

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LibussaKrokus

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4

Samstag, 16. März 2013, 13:45

Kommt mir auch irgendwie bekannt vor... Das kommt davon, wenn man in die Klauen einer Großfamilie gerät. Hier mal ein kleiner Einblick.
Deinen Beitrag kannte ich schon und habe mich beim ersten Lesen köstlich amüsiert! Auch weil mir alles so bekannt vorkam. Allerdings scheint meine Gattin mehr Verständnis als deine zu zeigen. Ist schon phantastisch, wie die mir den Rücken freihält :] Ansonsten würde es nur im Gebälk krachen. Und insgeheim lacht sie sich jedesmal schlapp, was es etwas erträglicher für sie macht!
Allerdings ist mein persönlicher Horrortrip die Weihnachtszeit mit dem "Heiligabend" als Epizentrum! Ich will schon seit Jahren vom 23.12. bis mind. 02.01. ganz, ganz, ganz weit weg von daheim! Aber die Frau, also meine, kommt dann immer mit dem Totschlagargument: "Wer weiß, wie oft wir noch mit den Eltern Weihnachten feiern können?"
Den Weihnachtshorror incl. Konsumoverkill hab ich weitgehend hinter mir! Da bin ich Jahrelang mit meinem Sohn durchgegangen! Da er der Älteste war und mein Neffe und die Nichte noch bedeutend Jünger, mussten wir immer den Weihnachtstourismus auf uns nehmen und die Strecke zu meiner Schwester und meinen Eltern fahren. Inzwischen sind meine zwei Mädels die Jüngsten, weshalb wir ein gutes Argument haben, zu Hause zu bleiben. Und da meine Family nicht so fahrwütig ist, bleiben wir seither unter uns.
Meine Schwägerin, die Luftlinie keine 200 Meter von uns entfernt wohnt, meidet uns eh wie der Teufel das Weihwasser. Deswegen seh ich das Fest der Liebe deutlich entspannter als diese beiden Geburtstage!
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Glück ist wie furzen. Wenn man es erzwingt, kommt nur Scheiße raus!