Da falle ich ja total aus der Reihe!
Ich habe Sport immer geliebt und empfand Bewegung als grundsaetzlich wichtig und aufregend. Wir haben die meiste Zeit meiner Kindheit draussen mit Spielen verbracht. Sport durch Spiel. Was anderes ist es ja wirklich nicht. Das ging dann schon in der Grundschule so weiter und im Gymnasium hatte ich durchweg immer ein "Sehr gut" im Sport. Das ist kein Angeben! Ich bewege mich eben gerne.
Dabei moechte ich jedoch bemerken, dass ich nie ein Ausnahmesportler war und man mich eher in die Sparte des "Bewegungstalents" einordnen koennte. Aber selbst ein "Talent" muss sich weiterbilden, um wirklich herausragend zu werden. Diese Ambition hatte ich nie und ich verliess mich zu sehr auf mein "Talent". Ich gehoerte auch nie zu der "Elite" in unseren Klassen. Ich war eher duerr und schlaksig und wurde so im Mittelfeld der Auswahl reingewaehlt. Dass jemand, der die Wahl hat, sich erst die staerksten Spieler an Land zieht, ist doch mehr als nachvollziehbar.
In meiner Grundschulzeit landete ich dann auch im Schwimmverein, was an sich gar nicht so schlecht war, aber nicht unbedingt das, was ich gerne gemacht haette. Und um ehrlich zu sein, wuesste ich heute nicht einmal, was ich ueberhaupt gerne gemacht haette. Ich konnte ja irgendwie alles.
In der 5. oder 6.Klasse kam es dann, dass meine Sportlehrerin auf mich aufmerksam wurde, weil ich ein guter Ausdauerlaeufer war. Das machte mir auch Spass und dass ich dann beim Bayer landete, war auch mehr als nur naheliegend. Fuer mich als "Spargeltarzan" war das jedoch enttaeuschend, denn da waren so viele Leute, die physisch viel weiter entwickelt waren als ich. Und ich glaube, dass meine Eltern nicht einmal mit dem Trainer gesprochen hatte, denn ich machte da ploetzlich alles. Kugelstossen, Speerwerfen, 100m Sprint, 110 Huerden usw. Und ich war dafuer einfach noch nicht so weit. Ich hatte ja nicht mal die physische Substanz!
Es dauert bestimmt ein Jahr oder zwei bis meine Trainer auf meine Ausdauer aufmerksam wurde.
Das muss man sich mal vorstellen!
Da motiviert deine Sportlehrerin deine Eltern, dich wegen deiner Mittel- und Langstreckenausdauer zum Bayer in die Leichtathletik zu schicken und die sprechen noch nicht mal mit dem Trainer.
Naja, bei nem Fuenfkampf bin ich dann allen anderen davongelaufen, und lustigerweise nur als Zweiter ins Ziel gekommen, weil meine Sprintfaehigkeiten ziemlich beschissen waren. Und immernoch sind. Ich kann nur gut weg laufen!
Dennoch fragte mich dann der Trainer, ob ich nicht zum Mittelstreckentraining kommen wollte. Hallo!
Deswegen war ich doch hier!
Oh Mann! War das ein Mist! Laufen, laufen und nochmals laufen. Nachmittags, bei Bullenhitze im Sommer um nen See herum, waehrend alle anderen im Wasser plantschten, rannte ich durch die Wallachei!
Das fuehrte nach kuerzester Zeit dazu, dass ich anstatt zum Training fuer 2 Stunden mit dem Fahrrad einfach durch Leverkusen radelte. Mein Dad war uebelst gelaunt, dass ich keinen Fortschritt machte und fuhr mit mir eines Tages ausserhalb von Leverkusen ins Bergische und meinte, ich muesse mehr trainieren... und fuhr dann neben mir her. Mensch, kam ich mir bloede vor! Und das war auch das letzte Mal, dass ich laufen gegangen bin.
Letztlich war es fuer mich nie wichtig, ob jemand besser oder schlechter war als ich. Moment, ich korrigiere! Es war fuer mich wichtig, ob jemand schlechter war als ich, denn dann hatte ich die Moeglichkeit zu helfen. Selbst wenn ich im schlechten Team war, sagen wir beim Volleyball, habe ich immer mein Bestes gegeben und andere motiviert, ebenfalls ihr Bestes im Rahmen ihrer Moeglichkeiten zu geben. Wenn man trotzdem verloren hatte, musste man sich nicht nachsagen lassen, man haette nicht alles in seinen Moeglichkeiten getan, um zu gewinnen. Denn es geht nicht ums Gewinnen, sondern darum, ein Ziel vor Augen zu haben, dass es zu erreichen gilt.
Schlussendlich: Sportunterricht und Bundesjugendspiele waren fuer mich kein Trauma. Ganz im Gegenteil!!