Weil man noch sagen bzw schreiben darf was man möchte.
Ja, wenn man bereit ist, die Reaktionen zu akzeptieren.
Nun ja, man sieht ja wie das Medienecho so ausfällt - es gibt eigentlich gar keines.
Och, das gab es schon, allerdings wie gesagt größtenteils kritisch, weil die Angemessenheit der Maßnahme von verschiedenen Stellen ebenso angezweifelt wird wie die Vorgehensweise.
Da wird zum ersten Mal in Deutschland eine Zeitschrift verboten und die öffentlich rechtlichen jubeln, oder berichten so gut wie gar nicht in Ihren Sendungen darüber.
Warum habe ich gerade den verstärkten Eindruck, daß diese Lesart aus dem Dunstkreis von Herrn Tichy stammt ...?
Es wurde keine Zeitschrift verboten, es wurden zwei Unternehmen verboten, nämlich die Compact-Magazin GmbH und die Conspect Film GmbH. Damit fallen automatisch die Medien weg, die von diesen Unternehmen bedient wurden. Frau Faeser hat mit ihrem Bundesinnenministerium juristisch gesehen eigentlich gar nicht die Möglichkeit, bestimmte Medien zu verbieten, das wäre Ländersache. Mit Vereinen, noch dazu bundesweit tätigen, sieht's dagegen etwas anders aus. Soweit mir als Nicht-Juristen bekannt, gibt es zwar die Praxis, bestimmte Regeln des Vereinsrechts auf Unternehmen zu übertragen, aber inwieweit das hier sauber gehandhabt wurde, kann ich nicht vernünftig einschätzen, können auch diverse Juristen nicht sauber einschätzen, was ich so gelesen habe, das wird wohl ein Gericht klären müssen.
Muss man sich mal vorstellen - da wird von staatlicher Seite die Pressefreiheit beendet und die öffentlich rechtlichen lassen es links liegen.
Die Pressefreiheit wurde nicht beendet. Es gibt Schranken. Diese sind in Deutschland bemerkenswert weit gefaßt, aber sie existieren dennoch. Wenn diese Schranken erkennbar durchbrochen werden, dann ist die Möglichkeit gegeben, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Das war früher so, das ist heute nicht anders. Wenn Du morgen im Freibad aus dem Becken steigst, dabei die Badehose im Wasser läßt und einen Tag später Dein Ganzkörper-Konterfei in dieser Situation in der Presse wiederfindest, hast Du die Möglichkeit, dagegen vorzugehen. Wenn man darüber hinaus auch noch über Deinem Bild etwas titelt wie "Sexuelle Belästigung im Freibad", gleich doppelt und dreifach. Ebenso hat man als (natürliche oder juristische) Person die Möglichkeit, gegen Blätter vorzugehen, die dem gemütlich Familienvater beim schön heißen, braunen morgendlichen Frühstückskaffee Fotoserien vorsetzen mit den lustigsten Sprüchen unseres Lieblingsfaschisten Bernd Höcke. Nein, diese Sammlung habe ich mir nicht ausgedacht, die gab's bei Compact. Wer sich gegen so etwas zur Wehr setzt, hat jedenfalls nicht die Pressefreiheit im Fokus.
Wenn von weiter oben Schritte gegen ein Unternehmen eingeleitet werden zwecks Verbot, dann müssen da mehr sein als ein paar provozierende Worte auf Papier oder Youtube. Ein klarer Aufruf zu den Waffen wäre beispielsweise etwas, oder klare Hinweise darauf, daß unter dem Dach der Unternehmen irgendwas höchst Unschönes vor sich geht, das entweder bereits unangenehme Folgen gehabt hat oder gehabt hätte.
Ich weis nicht ob Tichy schon als Nazi gilt
Na ja, was heißt "schon" ... Herrn Tichy hielt und halte ich in seiner Ausrichtung für einen konservativ ausgerichteten Menschen, der schon immer äußerst wirtschaftsliberale Ansichten vertreten hat. Kann man machen; auch wenn ich persönlich kein wirklich großer Freund des Konzepts der freien Marktwirtschaft bin, zumal in Zeiten der Globalisierung - nur meine Meinung, und auch aus wirtschaftsliberalen Kreisen hab' ich schon gute Ideen gehört, insofern - akzeptiert. "Tichys Einblick" geht aber über die Wirtschaftsthematik deutlich hinaus, und ich würde ihm unterstellen, daß er erstens in seinem "Meinungsmagazin" sehr häufig gegen journalistische Grundsätze verstößt, indem er beispielsweise überstürzt eine angebliche "Meinung" äußert, obwohl die einer Meinung zugrunde liegenden Fakten noch überhaupt nicht hundertprozentig bekannt oder bewertbar sind, siehe etwa "Compact", indem er Behauptungen ohne Belege aufstellt, verfälschend zitiert, bestimmte Aspekte stark verkürzt darstellt oder verschweigt, die seinen Behauptungen entgegenstehen, Feindbilder generiert oder bedient, sich sexistisch äußert etc. - ob "Nazi" will ich nicht beurteilen, "populistisch" würde ich es allerdings schon nennen, was er so treibt, und eine Nähe zum weiter rechten Parteienspektrum läßt sich ja auch schlecht abstreiten, gegen CDU und insbesondere Frau Merkel hat er ja oft genug gewettert, weil seiner Meinung nach viel zu links.
Klar gibt es von den öffentlich rechtlichen keine offizellen jubel - aber von den dort Angestellten schon.
Hab' ich als Konsument nicht mitbekommen. Als jemand, der auch schon mal mit ZDF-Mitarbeitern bei einem gemütlichen Bier redet, würde ich behaupten wollen, daß man hinter den Kulissen, egal welche politische Gesinnung, eher nervös Fingernägel kaut, denn wenn das Verbot nicht wasserdicht war, dann wird vor allem die Medienwelt hier ganz schön was erleben, denn für hetzende Medien würde das als bestätigter Freifahrtschein angesehen werden, und gerade das rechte Parteienspektrum, das hier so schön laut für die Pressefreiheit eintritt und gleichzeitig seit Jahren den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk auf dem Kieker hat und die ganze Lügenpresse ohnehin lieber heute als morgen abschaffen möchte, würde wahrscheinlich noch viel heftiger mit den Säbeln rasseln und auf Rache sinnen, denn - man kann ja was aus den Vorgängen rund um Compact lernen.
Leute mit anderen Meinungen arbeiten da ja auch gar nicht mehr.
Mehr als genug, möchte ich meinen ... zumindest bekomme ich im kompletten Spektrum ÖR diverse Meinungen zu lesen oder zu hören.
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