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Der Orgelspieler beim Eishockey spaltet die Fans
"Fangt bloß nicht mit dem Gedudel an"
Von Christian Hornung
Er soll unterhalten, Zeit vertreiben, die Fans pushen und Stimmung machen: Der Orgelspieler beim Eishockey, der in den Spielunterbrechungen seine Melodien klimpert. Bei der WM in Tschechien (ab 24.04.04) wird man ihn wieder hören - sport.ARD.de ging dem Phänomen nach.
Das einzige deutsche Stadion, in dem Orgelmusik gut ankommt: Die Color Line Arena in Hamburg.
Eis-Organisten leben mitunter gefährlich. Zwar ist nicht bekannt, ob schon einmal ein Fan nach der 13. Wiederholung von "We will rock you" handgreiflich geworden ist. "Aber bei uns würden uns die Fans an die Gurgel gehen, wenn wir versuchen, sie mit diesem Gedudel zum Mitklatschen zu animieren", meint Volker Boix, Stadionsprecher im deutschen Eis-Tempel an der Düsseldorfer Brehmstraße, im Gespräch mit sport.ARD.de. Die Rede ist von den oft monotonen musikalischen Anfeuerungshilfen via Lautsprecher. "So was geht in Amerika. In der DEL höchstens noch in Hamburg, aber ganz sicher nicht bei uns."
Gert Prix, ein professioneller Musiker aus Österreich, hat schon in vielen Arenen georgelt. In Österreich hat er bei einem seiner Einsätze den schlimmsten Schock seiner 25-jährigen Künstlerkarriere erleben müssen.
Puck steckte im Orgelschlitz
Es geschah, als der NHL-erfahrene Organist ein Freundschaftspiel des VSV aus Villach gegen Cincinatti musikalisch begleitete: "Da hat sich so ein Puck verirrt, ist Millimeter über mein Obermanual gesaust und in den Schlitzen meiner Leslie-Orgel stecken geblieben." Bleibende Schäden hat Prix zum Glück nicht davongetragen. "Nur der VSV hat einen Puck weniger. Und meine Orgel einen Schlitz mehr." Die Fans waren indes begeistert, und der Klub verpflichtete den Musiker gleich für die ganze Saison.
Aus der National Hockey League, der Mutter aller Eishockeyligen (und natürlich auch der Fan-Animation), ist der Orgelspieler nicht wegzudenken. Gleich mehrere Klubs streiten um den historischen Verdienst, als erste auf dieses Unterhaltungsinstrument gesetzt zu haben. Einig sind sich jedoch alle, dass bei den Chicago Blackhawks die schönste und wohlklingendste Orgel steht. "Das ist noch echte Live-Musik und nicht dieses billige Geschrammel aus der Konserve wie in den anderen Stadien", erzählt Eishockey-Fan Bernt Pöllig-Vocke, der schon viele Spiele in Übersee verfolgt hat. "Die Stimmung in Chicago ist kaum zu beschreiben. Einmalig."
Wirklich einmalig, hat auch Volker Boix festgestellt. Er erinnert sich an viele NHL-Spiele, bei denen auf den Rängen allenfalls das Cola-Geschlürfe und Popcorn-Gekaue zu hören war. "Die Amis brauchen die künstliche Animation zum Singen oder Klatschen. Denen ist oft nach zehn Minuten langweilig, dann stehen sie auf und gehen Hotdogs holen. Aber da gibt es halt auch keine Stehplätze, von denen bei uns die Stimmung ausgeht." Mit vielen Fans hat Boix über die Orgelmusik gesprochen. "Ich war auf zahlreichen Klub-Meetings, da haben die Leute uns gesagt: Kommt bloß nicht auf die Idee, mit diesem Gedudel hier anzufangen." Boix erinnert sich an die WM 1993 in Dortmund. "Da gab's auch einen Orgelspieler, den haben sie nach der zweiten Partie entlassen. Kam einfach nicht an."
In Hamburg können sie das nicht ganz nachvollziehen. Da ist das Experiment gelungen, ohne jede Tradition nach amerikanischem Vorbild einfach ein neues Team hinzupflanzen (aus den München Barons wurden die Hamburg Freezers) - trotzdem kommen 12.000 Zuschauer im Schnitt. Geschäftsführer Boris Capla erklärt, warum dort Orgelmusik und Videoanimation auf dem riesigen Würfel funktioniert: "Wir nehmen die Leute mit, sie fühlen sich in unser Unterhaltungsprogramm integriert. Sie helfen uns, die Arena gegen den Gegner zu verteidigen." Zur Not mit Orgelmusik.
Die Liga hält sich mit Vorgaben zurück, ist mit Absicht nicht um Vereinheitlichung der Sounds bemüht. DEB-Sprecher Andreas Ulrich zu sport.ARD.de: "Die einen Klubs spielen einen Song von den Ärzten, die anderen das Altbierlied, wieder andere 'We will rock you'. Wir haben nur eins festgelegt: Sobald der Puck auf dem Eis ist, hat Ruhe zu sein." Ginge es nach den Fans, die die deutsche Mannschaft nach Tschechien begleiten, wäre das auch während der Unterbrechungen bei den WM-Spielen der Fall.
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Original von Mic
Und so ein Orgelmann muss schließlich auch von was leben, seit das Tonstudio Braun keine "John Sinclair" mehr produzieren darf .