Mit den Folgen 1 und 2 der Reihe "Wallander" konnte Sven Stricker bereits ordentlich glänzen. Seit September 2008 sind zwei weitere Fälle im Handel erhältlich. Einer davon mit dem Titel "Am Rande der Finsternis", dessen Klappentext-Beschreibung wieder einen spannenden Kriminalplot verheißt.
Ein Mann verschwindet aus seinem Auto und lässt dort seinen zweijährigen Sohn zurück. Erst vor kurzem hat seine 14jährige Tochter Selbstmord begangen. Seitdem verbringt seine Frau ihr Leben in der geschlossenen psychatrischen Abteilung eines Krankenhauses. Und auch er selbst leidet zunehmend an Depressionen. Und trotzdem glaubt Kurt Wallander nicht, dass der Mann sein Auto freiwillig verlassen hat, um an der Küste Selbstmord zu begehen. Die Suche nach dem Verschwundenen läuft auf Hochtouren...
Mit einem kurzen Intro, wie man es von den Wallander-Romanen gewohnt ist, gelingt es sofort die Aufmerksamkeit der Hörer zu gewinnen. Viel schwebt zu diesem Zeitpunkt lediglich andeutungsvoll in der Luft, doch als Hörer fällt es einem nicht schwer zu erahnen, welche Abgründe sich im Laufe des Hörspiels noch auftun könnten und schließlich auch tun.
Kurz darauf findet man sich mitten in Ermittlungen wieder und erst mit der Zeit bekommt man ein Bild davon, worum es überhaupt geht. Das Bedarf einer entsprechenden Konzentration, da selten ein Wort zuviel verloren wird und mit den teils schnellen Ineinanderschnitten von Dialogen und Szenen der Überblick gerne mal verloren gehen könnte.
Der Fall entwickelt sich langsam aber stetig und nimmt immer mehr an Form an. Als Hörer beginnt man mit der Zeit selbst seine Theorien zu spinnen und ich selbst lag mit jenen ab einem bestimmten Zeitpunkt recht nahe an den tatsächlichen Hintergründen. Wie bei Wallander typisch nimmt auch der private Rahmen der Charaktere einen nicht unbedeutenden Raum ein und spannt sich wie ein weiteres graues Tuch über den ganzen Fall.
Dabei ist die Atmosphäre an sich schon absolut klasse. Mit seinen feinen Musikarrangements schafft Jan-Peter Pflug eine Kulisse, welche sich die Adjektive dicht und beklemmend mehr als verdient hat. Hier wird aber keineswegs mit der Holzhammermethode gearbeitet, sondern stattdessen gezielt und dezent gearbeitet, ohne aber dass das Ergebnis an irgendeiner Stelle dünn wirken würde. Das zeigt sich ferner auch an den eingesetzten Geräuschen. Ob das nun das Kreischen von Möwen am Strand oder anderes ist.
Bekannt aus den ersten beiden Hörspielen ist das Spiel mit den Erzählerrollen. Andreas Fröhlich tritt als unbeteiligter, neutraler Beobachter nur an wenigen Stellen mit recht kurzen, gezielten Texten auf. Die restlichen Parts werden aus einer persönlicheren Ebene heraus geschildert. Dabei kommt vor allem Ulrike C. Tscharre als Linda Wallander eine größere Bedeutung zu, was schließlich auch dazu führt, dass sie die Figur ist, mit welcher sich der Hörer am meisten identifizieren kann.
Ein gewichtiger Part kommt aber natürlich auch Kurt Wallander zu und dessen Besetzung mit Axel Millberg ist ganz ausgezeichnet. Einen charismatischeren und authentischeren Wallander kann man sich nicht vorstellen.
Die starken schauspielersichen Leistungen setzen sich bis in die unzähligen Nebenrollen fort. Diese alle einzeln aufzuführen würde wohl den Rahmen sprengen, ohne weiter informatives zutage fördern zu können.
Die CD wird in einer hochkarätige Verpackung in Form eines Digi-Pack geliefert. Schön aufgemacht und dieser Mehrwert rechtfertigt ein klein wenig auch den höheren Preis.
Fazit: Erstklassig. Und das in allen Belangen. Eine tiefgreifende Geschichte in dunklen Abgründen der Gesellschaft, die in packend, düster und emotional in Hörspielform gepresst wurde. Sven Stricker versteht die Kniffe dieser Kunstform bis ins Detail perfekt. Mit dem tollen Sprechercast und der feinfühligen Musik Jan-Peter Pflugs entsteht ein rundum starkes Kriminalhörspiel. Der Preis für diese Hörspiele ist zwar nicht ganz billig, doch die Hörspiele sind ihren Preis wert.
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