Und mal noch eine gänzlich gegensätzliche Meinung:
Eine weitere Gruselserie erblickt das Licht der Hörspielwelt. Die Vertonung einer Romanvorlage von Autor Jason Dark, der sich vor allem durch John Sinclair einen Namen gemacht hat. Der Bereich, in dem sich Jason Dark austobt, wird recht gerne wenig liebevoll Schundroman genannt. In erster Linie geschaffen, um sich die Zeit zu vertreiben und nicht mit dem Ziel möglichst anspruchsvolle Unterhaltung zu konsumieren.
Dementsprechend darf man die Erwartungen an eine Hörspielserie wie Die Hexerin natürlich nicht allzu hoch hängen. Angesichts des Ergebnisses bleibt am Ende dennoch die Frage, ob man eine solche Geschichte wie die vorliegende tatsächlich vertonen muss? Dass es letztlich auch eine Spur gehaltvoller zugehen kann, beweist die ebenfalls recht neue Reihe "Don Harris" von Jason Dark. Bei der Hexerin vermisst man die dort zu finden Qualitäten aber leider gänzlich.
Worum geht es inhaltlich?
Doriana Gray ist Hexerin und muss mit ansehen, wie ihre Meisterin und Ziehmutter auf dem Scheiterhaufen verbrennt. Doch das Schicksal scheint es nicht gut mit ihr zu meinen und lässt sie in die Hand von Kincaid, einem psychopatischen Maler und Mörder, fallen.
Nach diesem Rückblick in die Vergangenheit, welche die Hauptfigur kurz einführt, begibt sich das Hörspiel in die Gegenwart. Dort muss sich Inspector Mason Flint mit einer Kette von Morden herumschlagen, bei welcher den Opfern jeglicher Tropfen Blut in den Adern fehlt.
Seien wir ehrlich: dass diese Serie großartig innovatives bieten würde, war schon im Vorfeld eher unwahrscheinlich. Doch dass es inhaltlich so mau zugehen würde, hätte ich dann doch nicht gerade erwartet. Überraschungen sucht man hier so vergeblich wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Der Handlungsverlauf ist ziemlich linear. Das hat den Vorteil, dass man der Geschichte recht leicht folgen kann, doch bietet sich eben auch nichts, das den Hörer in irgendeiner Weise zu fesseln wüsste. Das Geschehen plätschert absolut lustlos vor sich hin. Es gibt zwar irgendwo ein Ziel auf das die Handlung hinzusteuern versucht, doch ist das ganze so egal, dass einen die Zeit, welche man für diese Geschichte aufgewendet hat, schon fast reut. Klingt jetzt alles sehr hart, aber inhaltlich war das einfach eine sehr, sehr magere Angelegenheit, die mich wirklich nur ganz selten mal ein wenig gepackt hat.
Und es ist schon etwas schade, dass man sich ausgerechnet so einen Stoff ausgesucht hat, denn die Umsetzung ist in technischen Belangen durchaus solide. Die Musikuntermalung ist ständig präsent. Bisweilen wirkt die Auswahl der Stücke eine Spur zu hektisch, so dass sich die unheimlichen Szenen nicht vollends entfalten können. Allerdings gilt anzumerken, dass dies schon wegen der inhaltlichen Grundlage ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen darstellt. Man begibt sich jedenfalls auf einen Pfad mit moderneren Klänge, die manchmal zwar etwas gewöhnungsbedürftig sind, aber keineswegs schlecht.
Am besten kommen bei diesem Hörspiel die Sprecher weg, die eigentlich alles richtig machen. Dass man mit den meisten Namen nicht unbedingt etwas anfangen kann, ist eigentlich nicht allzu schlimm. Bietet sich doch die Chance endlich einmal wieder frische Stimmen ins Ohr dringen zu lassen, die nicht schon durch zig andere Rollen vorbelastet sind. Und solange die Schauspieler eine gute Leistung abliefern, geht diese Chance auch voll auf. Und das ist hier der Fall.
Ein Punkt, der mir an der Umsetzung nebst dem schmalbrüstigen inhalt besonders negativ aufgefallen ist: der hohe Einsatz des Erzählers, aber zugleich auch noch das Vorhandensein zahlreicher Selbstgespräche. Das kann man ein, zweimal sicherlich machen. Aber wenn die Sprecher hier anfangen die eigentliche Erzählerrolle zu übernehmen, stört das klar den Hörspielfluss. Man muss die Vorlage schon soweit umarbeiten, dass sie dem Medium Hörspiel gerecht wird.
Fazit: Unterbewusst drängt sich mir der Vergleich mit Vampira auf. Es gibt zwar ein paar Parallelen, aber letztlich sind die Serien dann doch sehr anders. Während Vampira eine eher krude, wirre Storyline zugrunde liegt, geht es bei der Hexerin geradlinig zu. Inhaltlich ist das ganze aber schon fast belanglos und da retten auch gute Sprecher oder eine solide Soundkulisse nicht viel. Man kann daher nur hoffen, dass sich die nächsten Hörspiele als inhaltlich gehaltvoller erweisen. Ansonsten hat es diese Serie wohl schwer sich auf dem ohnehin schon leicht überschwemmten Hörspiel-Gruselsektor zu behaupten.
Note 4-