Inhalt:
Amsterdam, Gegenwart: Der Musicalstar Floor Jansen stürzt sich aus einem Fenster des "Hotel Imperial". Doch rasch steht fest - die Sängerin war zu diesem Zeitpunkt längst tot, der Selbstmord nur vorgetäuscht. Ein Giftcocktail kann in ihrem Körper nachgewiesen werden. Kommissar Cornelius Liewens ist schockiert, denn er hat schon einmal eine Leiche mit demselben Gesicht gesehen. Und auch diesmal erinnert alles am Tathergang an die Handschrift eines Serienkillers, den Liewens vor sechs Jahren während eines Einsatzes beinahe niedergestreckt hatte. - Kann Cor Liewens das Rätsel um die Leiche mit dem zweiten Gesicht lösen?
Story:
Ascan von Bargen dürfte den meisten Hörspiel-Fans als Autor von „Annwyn“ und „Requiem“ ein Begriff sein. Mit „Dark Trace – Spuren des Verbrechens“ legt er nun eine Serie vor, die sich im Bereich Krimi/Thriller versucht. Mit gerade mal 50 Minuten Spielzeit ist dieses Hörspiel für die Verhältnisse von Bargens regelrecht kurz und genau diese Kürze kommt der Produktion fraglos zu Gute. Es ist keine Zeit für überflüssige Szenen mit viel Gerede, stattdessen geht es kurz, knackig und direkt auf den Punkt zu, so dass die Handlungsdichte dieser Folge sehr hoch ist. Erwähnenswert ist noch, dass die ganze Angelegenheit alles andere als easy listening ist und die Altersempfehlung „Ab 16 Jahren“ absolut angemessen ist. Zwar erwartet den Hörer hier kein Schlachtfest, aber die gesamte Thematik ist ohne Frage nichts für Zartbesaitete. Sicherlich muss man auch hier wieder mit dem Umstand leben, dass einem diverse Versatzstücke der Handlung und auch der Figuren aus der Welt des TV sehr vertraut vorkommen, aber dennoch macht es ganz einfach Spaß den Ermittlungen von Cornelius Liewens und seinem Team zu lauschen. Wer also auf der Suche nach einer etwas härteren Krimi-Serie ist, deren Schauplätze in Europa liegen, der dürfte mit „Die Bestie vom Amsterdam“ voll auf seine Kosten kommen. Inhaltlich gibt es hier jedenfalls kaum Anlass zu großartiger Kritik.
Sprecher:
Es hat sich bei Maritim-Produktionen mittlerweile eingebürgert, dass sich die Sprecherlisten überaus imposant lesen. Auch bei „Dark Trace“ erlebt der Hörer keine Ausnahme und darf sich auf einen bestens aufgelegten Thomas Danneberg in der Doppelrolle Cornelius Liewens und Erzähler freuen. Danneberg meistert seine Aufgabe bravurös und erweckt den kalten, harten und recht chauvinistisch veranlagten Hauptcharakter gekonnt im Ohr zum Leben. Neben ihm trifft man auf weitere Bekannte aus dem Synchrongeschäft. So übernimmt Udo Schenk hier die Rolle des verrückten Hans Westerholt und kann dort so richtig aufdrehen. Seine Leistung kann dem Hörer doch die eine oder andere Gänsehaut über den Rücken jagen. Sandra Schwittau (die deutsche Synchronstimme von Bart Simpson) spielt Westerholts Schwester Sanne und auch Daniela Hoffmann und Michael Habek sind hier zu hören. Erwähnenswert ist außerdem noch der Auftritt von Neels Clausnitzer, der den meisten wohl als Synchronstimme von Roger Moore oder als Willie Tanner aus Alf ein Begriff sein dürfte. Hier zeigt er sich von einer gänzlich anderen Seite und auch er sorgt für Gänsehaut. Da mir auch keine verschiedenen Aussprachen von Namen aufgefallen sind, kann in diesem Punkt insgesamt nur von wirklich sehr guten Leistungen seitens der Sprecher die Rede sein.
Musik und Effekte:
Passend zur harten Grundthematik der Geschichte setzt man bei der musikalischen Untermalung auch auf harte Kost. Knallende Gittarenriffs, die für ältere Hörer sicherlich eine Tendenz zum Lärm haben, kommen hier an die Ohren der Hörerschaft. Für meine Begriffe passt die ausgewählte Musik wie die sprichwörtliche Faust aus Auge. Allerdings gibt es ein entscheidendes Problem bei der Musik und hierbei handelt es sich um die Lautstärke. Nicht selten fühlt man sich bei diesem Punkt an diverse Neuauflagen der Macabros-Hörspiele aus dem Hause EUROPA erinnert. Soll heißen: Oftmals ist die Musik so laut ins Geschehen eingemischt, dass man Probleme hat den stattfindenden Dialogen zu folgen, da man manches schlicht nicht richtig verstehen kann. Für die kommenden Folgen sollte man diese Problematik dringend in den Griff kriegen, denn ansonsten kann man beim Bereich der technischen Umsetzung vollends überzeugen, da man bei den Geräuschen ein sehr glückliches Händchen bewiesen hat.
Fazit:
„Die Bestie von Amsterdam“ ist ein verdammt starkes Hörspiel einer sehr viel versprechenden neuen Serie geworden. Ascan von Bargen beweist, dass er in der Lage ist spannende und auch sehr kurzweilige Krimigeschichten zu verfassen, die den Hörer vom ersten Moment an in ihren Bann schlagen. Bei den Sprechern hat man abermals große Geschütze aufgefahren und trifft damit voll in Schwarze. Die Besetzung kann jedenfalls ohne große Einschränkungen überzeugen. Leider gibt es einen entscheidenden Wehrmutstropfen, der diese Produktion letzten Endes die Höchstnote kostet. Die Rede ist hierbei von der technischen Umsetzung, denn bei der Musik hat man es im Bezug auf die Lautstärke leider sehr übertrieben. Oftmals kann man nur schwer den Dialogen folgen und sowas darf bei einer professionellen Produktion einfach nicht passieren. Somit reicht es insgesamt dann „nur noch“ für ein GUT. Wer also auf der Suche nach Krimi/Thriller-Unterhaltung der härteren Gangart ist, der liegt hiermit genau richtig!
**** / *****
Gut
© 22.12.08 by lord gösel /
Hörspiel-Maniac