Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: CLH - Hoerspielforum und mehr. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

1

Samstag, 30. April 2005, 15:40

Europa: Transkription Winnetou I, 1. Folge (Seite 1)

Nachdem Harald Lutz seine fantastische 'Silbersee 1'-Transkription online gestellt hat, möchte ich zumindestens auch zeigen, daß mein Versprechen im Thread Update Februar 2005, mich nämlich an die Winnetou-Folgen zu wagen, nicht nur heiße Luft war. Die Abschrift von Winnetou I, 1. Folge ist fertig, aber ich wollte noch auf das Erscheinen der CD-Ausgabe der neuauflage warten, um diese auf mögliche Schnitte zu überprüfen. Natürlich gibt es die MC schon länger, aber die wollte ich mir nun nicht unbedingt auch noch zulegen.

Gewissermaßen als 'Vorveröffentlichung' hier also mal die 1. Seite, wobei sich zeigt, daß es auch bei dieser Produktion - wenn auch weniger umfangreiche - Kürzungen bei der alten MC-Fassung gab. Wenn jemand die aktuelle MC-Neuausgabe besitzt, kann er diese ja vielleicht mal mit der Transkription vergleichen, interessant dürften da insbesondere die ausgeschnittenen Sätze der alten MC-Fassung sein.



Winnetou I, 1. Folge (Seite 1)

Hörspielbearbeitung: Peter Folken
Regie: Konrad Halver

Rollen / Sprecher:
Old Shatterhand/Erzähler - Michael Poelchau
Sam Hawkens - Horst Beck
Rattler - Curt Timm
Klekih-petra - Albert Johannes
Intschu-tschuna - Hans Paetsch
Tangua - Joseph Dahmen
Winnetou - Konrad Halver
Wächter - (unbekannt)


Erläuterung der Textformatierungen:

Unterstrichene Textstellen: nur LP-Version, in der MC-Version herausgeschnitten
Blauer Text: wörtliche (oder unter Auslassung von einzelnen Wörtern nahezu wörtliche) Textübernahme aus dem Roman ‚Winnetou I' [Textfassung (© 1962) des Karl-May-Verlages, gegenüber der Originalfassung Karl Mays ergeben sich hier und da kleine Abweichung)
\: kleiner Schnitt: Auslassung von kurzen Roman-Textpassagen im Hörspielskript
\\: großer Schnitt: Auslassung von längeren Roman-Textpassagen im Hörspielskript
Schwarzer Text: nacherzählte Textpassagen
kursiver Text: Rollen, Geräusche, Musik, usw.

/: Zitate, in denen Satzteile an der markierten Stelle umgestellte sind. So wird etwa aus "Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen. Die Apatschen betrachten nicht ihn allein, sondern auch uns als Mörder (...)" in der Hörspielfassung die umgekehrte Reihenfolge: "Die Apatschen betrachten nicht Rattler allein als den Mörder, sondern auch uns. Mitgehangen, mitgefangen!", wobei der Sinn der Redewendung "Mitgefangen, mitgehangen!" kurioserweise auf den Kopf gestellt wird.

Auch in den nacherzählten Passagen ist z.T. der Originaltext erkennbar verarbeitet, doch sind solche Feinheiten nicht extra markiert. Auch dazu ein Beispiel, da wurde etwa der Romantext "Das Feuer wurde angezündet und leuchtete über den Grasstreifen hinweg weit über die Savanne hinaus" in den Nebensatz "Während nun die Flammen des Lagerfeuers die Weiten der Savannen ausleuchtet (...)" umgewandelt.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Thosch« (2. Mai 2005, 13:32)


2

Samstag, 30. April 2005, 15:42

RE: Transkription Winnetou I, 1. Folge (Seite 1)

Das Transkript:

(Winnetou-Thema, geht über in Hufgetrappel)
Old Shatterhand/Erzähler: Mit Sam Hawkens, Dick Stone und Will Parker war ich nach dem Westen geritten, um Landvermessungen für den Bau der Eisenbahn, die von St. Louis zur Pazifikküste führen sollte, vorzunehmen. Außer uns waren an dem Unternehmen die Ingenieure Bancroft und Rattler beteiligt. (Fade out Hufgetrappel) Beide liebten den Branntwein mehr als für sie gut war, und das führte oft zu unangenehmen Streitereien, in deren Verlauf ich Rattler eines Tages einen Denkzettel verpaßte. \ Ich schlug ihn mit der Faust an die Schläfe, daß er wie ein Sack niederfiel und betäubt liegen blieb. Sam Hawkens (im Roman: White) hatte mit großen, verwunderten Augen zugeschaut, jetzt schüttelte er den Kopf und meinte erstaunt:
Sam Hawkens (im Roman: White): In eure Finger möchte ich nicht geraten, Sir. Man sollte Euch Old Shatterhand nennen, weil ihr so einen baumstarken Kerl mit einem einzigen Fausthieb niederschmettert. \

Old Shatterhand/Erzähler: Seit diesem Tag war ich für alle - Old Shatterhand. \\ (Vogelgezwitscher) Unsere Arbeit schritt voran, bis wir eines Tages, ganz in der Nähe unseres Lagers, eine breite Spur entdeckten. Rattler verfolgte die Fährte. \ Plötzlich krachten drei Schüsse (drei Schüsse) - - - und ich hörte ihn rufen:
Rattler: Auf die Bäume, schnell, auf die Bäume, sonst seit ihr tot! \
Old Shatterhand: Was ist, was gibt's?
Rattler: Ein Bär, ein gewaltiger Bär, ein Grizzly! \ (Bärenschnauben)
Old Shatterhand/Erzähler: Schon erzitterte die Luft von dem markerschütternden Brummen des Ungeheuers ... und dann sah ich den Grizzly. \ Ich riß den Revolver heraus, sprang nah an ihn heran und schoß ihn drei- bis viermal in die Augen \ (drei Schüsse) - - - Er war rasend vor Wut. Endlich \ setzte er sich und fuhr sich mit den Vordertatzen schnaubend und zähnefletschend über die Augen. Da sprang ich neben ihn und stieß ihn das Messer zweimal zwischen die Rippen ins Herz. (Ende Bärenschnauben) \ Kaum hatte der Bär seinen letzten Atemzug getan, stürzte Rattler herbei. \
Rattler: So, jetzt wird der Spieß umgedreht. Vorhin sollten wir vom Bären gefressen werden und nun werde er von uns gefressen, hähä! Rasch, Leute, zieht ihm das Fell runter, daß wir zu den Schinken und Tatzen kommen!
Old Shatterhand: Einen Augenblick!
Rattler: Nanu, Old Shatterhand, paßt euch was nicht?
Old Shatterhand: Allerdings. Es wäre rühmlicher gewesen, wenn ihr euer Messer an ihm versucht hättet, als er noch am Leben war. Jetzt ist es zu spät - gebt euch keine Mühe!
Rattler: Was? Wollt ihr mich etwa daran hindern, mir einen Braten herunterzuschneiden?
Old Shatterhand: Und ob ich das will, Mr. Rattler!
Rattler: Mit welchem Recht?
Old Shatterhand: Mit dem unbestreitbarsten Recht von der Welt! Ich habe den Bären erlegt!
Rattler: Das ist nicht wahr! Ihr werdet doch nicht behaupten wollen, daß ein Greenhorn wie Ihr einen Grizzly mit dem Messer töten kann? Wir, wir haben, als wir ihn bemerkten, auf ihn geschossen!
Old Shatterhand: Und euch dann schleunigst auf die Bäume geflüchtet! /
Rattler: Schluß jetzt! Der Bär gehört uns. Verschwindet oder Ihr macht Bekanntschaft mit mei...nen Messer! \
Old Shatterhand: Noch einen Schritt weiter, und ich jage euch eine Kugel in den Kopf! Fort mit dem Messer. Bei drei schieße ich, wenn ihr es in der Hand behaltet. Also: Eins - Zwei - und ... \
Klekih-petra: Gents, seit ihr toll! Was für einen Grund könnte es geben, daß Weiße einander die Hälse brechen? Haltet ein!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Thosch« (2. Mai 2005, 13:33)


3

Samstag, 30. April 2005, 15:45

RE: Transkription Winnetou I, 1. Folge (Seite 1)

[Fortsetzung]

Old Shatterhand/Erzähler: Wir blickten verblüfft auf einen grauhaarigen Weißen in Indianerkleidung, der plötzlich aus dem Gebüsch getreten war. Wie wir später erfuhren, hieß er Klekih-Petra, was übersetzt ‚weißer Vater' bedeutet und stand bei den Apatschen als Schulmeister in hohem Ansehen. \ (immer noch Vogelgezwitscher) Er stieß den Grizzly mit dem Fuß an und sagte:
Klekih-petra: Also das ist der Kerl, den wir haben wollten. Wir sind zu spät gekommen - Schade!
Old Shatterhand: Ihr wolltet ihn erlegen?
Klekih-petra: Ja, wir fanden seine Fährte, und sind ihr gefolgt, kreuz und quer, durch dick und dünn, und nun \ müssen wir leider erfahren, daß die Arbeit schon getan ist.
Old Shatterhand: Und ihr, seid ihr nicht allein?
Klekih-petra: Nein. Es sind zwei Gentlemen bei mir.
Old Shatterhand: Wer?
Klekih-petra: Werde es Euch sagen, sobald ich erfahren habe, wer ihr seid. \
Old Shatterhand: Wir sind Landvermesser, Sir. \
Klekih-petra: Was vermeßt ihr?
Old Shatterhand: Die Strecke für die große Eisenbahnlinie. \
Klekih-petra: Äh-hm. Ich denke aber, ihr wißt, woran ihr seid. Der Boden, auf dem ihr steht, gehört den Apatschen, und sie haben dieses Land weder verkauft noch an jemanden abgetreten. \ Da ich nun aber weiß, wer ihr seid, werde ich meine Begleiter rufen.
Old Shatterhand/Erzähler: Er rief ein Indianerwort in den Wald zurück, worauf zwei eindrucksvolle Gestalten erschienen, im Federschmuck der Häuptlinge. Es waren Vater und Sohn, wie man auf den ersten Blick erkennen konnte. \ (Winnetou-Thema)
Klekih-petra: Das sind meine Freunde, dieser ist Intschu-tschuna, der große Häuptling der Apatschen und dies - sein Sohn Winnetou, dessen Name einst gerühmt sein wird, soweit die Savannen und Felsengebirge reichen. \
Old Shatterhand/Erzähler: Da sah Intschu-tschuna die Meßpfähle stecken und fragte mich, nicht ohne Mißtrauen:
Intschu-tschuna: Die Bleichgesichter wollen dieses Land vermessen? Wozu?
Old Shatterhand: Um einen Weg für das Feuerroß zu bauen. \\
Intschu-tschuna: Hast du um Erlaubnis gefragt?
Old Shatterhand (im Roman: Bancroft): Das - äh - habe ich nicht nötig.
Intschu-tschuna: Warum nicht? Ist dieses Land euer Eigentum? \ Hast du es uns abgekauft? \ Haben wir es dir geschenkt?
Old Shatterhand (im Roman: Bancroft): Nein, mir nicht.
Intschu-tschuna: Und auch keinem anderen. \ Intschu-tschuna verbietet euch, hier weiter zu messen. \ Intschu-tschuna will, daß ihr noch heute von hier fortgeht, dahin, woher ihr gekommen seid. \ Geht ihr, so sind wir Brüder. Geht ihr nicht, so wird das Kriegsbeil ausgegraben zwischen uns und euch. Ich bin Intschu-tschuna, der Häuptling der Apatschen. Ich habe gesprochen, Howgh! \\
Old Shatterhand/Erzähler: In diesem Augenblick erscholl plötzlich Rattlers Stimme:
Rattler: Fort mit euch, ihr roten Hunde!
Old Shatterhand/Erzähler: \ ... und schneller, als man es ihm bei seinem betrunkenen Zustand zutrauen konnte, hatte er ein Gewehr aus dem Wagen gerissen und schlug es auf Winnetou an.\ Da schrie Klekih-petra auf:
Klekih-petra: Weg, Winnetou, schnell weg!
Old Shatterhand/Erzähler: Gleichzeitig sprang er hin, um sich schützend vor ihm zu stellen. Da krachte der Schuß (Schuß) - und Klekih-petra sank tödlich getroffen zur Erde.\ Sein Blick richtete sich auf mich und er flüsterte:
Klekih-petra: Kümmere du dich um Winnetou, wenn ich nicht mehr bin ... (schweres Ausatmen) \
Old Shatterhand/Erzähler: Er faltete die Hände - noch ein krampfhafter Bluterguß aus der Wunde - sein Kopf sank zurück - er war tot. \
Intschu-tschuna und Winnetou hoben die Leiche aufs Pferd und banden sie fest. Dann stiegen sie in ihre Sättel und ritten (Pferdegetrappel) \ langsam davon. Sie ließen kein Wort der Drohung, der Rache zurück, (Fade out Pferdegetrappel) aber das war viel schlimmer, als wenn sie uns den fürchterlichsten Tod offen geschworen hätten. \\ Sam Hawkens machte uns klar:
Sam Hawkens: Sie werden zurückkommen und über uns herfallen, um den Ermordeten zu rächen. \ Die Apatschen betrachten nicht Rattler allein / als den Mörder, / sondern auch uns. / Mitgehangen, / mitgefangen! \ Sie werden kommen und zwar umso sicherer, als sie nicht ein Wort der Drohung ausgesprochen haben. Das war sehr klug von ihnen, wenn ich mich nicht irre. Hätten sie augenblicklich Vergeltung geübt, so wäre davon nur Rattler betroffen worden - aber Sie haben es auf uns alle abgesehen. Weil er zu uns gehört und weil sie uns wegen der Vermessungen als Feinde betrachten. \\ Wir müssen uns unbedingt auf ihren Angriff vorbereiten. Am besten verbünden wir uns mit den Kiowas. Sie sind ihre Feinde.
Old Shatterhand: Ihr wollt Winnetou ins Verderben stürzen? \
Sam Hawkens: Ins Verderben? Ich ihn? Das ist dem Sohn meines Vaters nicht eingefallen. \ Begreift doch! Sollten Intschu-tschuna und Winnetou gefangen werden, befreien wir sie und haben dann die Apatschen auf unserer Seite. Sie würden höchsten Rattler von uns fordern, und den würde ich Ihnen nicht verweigern. Was sagt Ihr zu diesen Vorschlag, Old Shatterhand? \
Old Shatterhand: Ich bin völlig beruhigt, Sam. Das habt Ihr gut ausgedacht.
Sam Hawkens: Kommt mir auch so vor, wenn ich nicht irre. \\

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Thosch« (2. Mai 2005, 13:36)


4

Samstag, 30. April 2005, 15:47

RE: Transkription Winnetou I, 1. Folge (Seite 1)

[Schluß]


Old Shatterhand/Erzähler: Wir nahmen nun Beziehungen zu den Kiowas auf. (Indianergesang) Sie waren kräftige, kriegerische Gestalten und wurden befehligt von Tangua, ihrem Häuptling. Er stimmte unseren Vorhaben zu mit den Worten:
Tangua: Tangua hat sich mit seinen Kriegern beraten. Er wird mit Old Shatterhand (im Roman: Sam Hawkens) die Friedenspfeife rauchen. Das soll für alle gelten. Darum möge Old Shatterhand seine Freunde um sich sammeln und mit den Kriegern der Kiowas einen Halbkreis bilden, um bezeugen zu können, daß wir miteinander den Rauch des Friedens und der Freundschaft austauschen.
Old Shatterhand/Erzähler: So geschah es. \\ Während nun die Flammen des Lagerfeuers die Weiten der Savannen ausleuchteten, zogen wir uns ins Gebüsch zurück und erwarteten den Angriff der Apatschen. \ Seit Anbruch der Dunkelheit waren wohl drei Stunden vergangen, als Sam lautlos wie ein Schatten von seinem Wachposten zurückkehrte und meldete: (Ende des Indianergesanges)
Sam Hawkens: Sie kommen! \ (Kriegsgeschrei)
Old Shatterhand/Erzähler: Wir hörten das Kriegsgeschrei der angreifenden Apatschen und da standen auch schon Intschu-tschuna und Winnetou im hellen Lichtkreis des Lagerfeuers. Die Häuptlinge schöpften sofort Verdacht, daß wir uns irgendwo in der Nähe aufhalten müßten und Winnetou gab Befehl zum Rückzug. Im selben Augenblick verließ ich mein Versteck und trat ihm entgegen. Sofort fuhr / seine Hand blitzschnell in den Gürtel um das Messer zu ziehen. Da traf ihn mein Faustschlag an die Schläfe.
Winnetou: Auuuoa!
Old Shatterhand/Erzähler: Er wankte und brach zusammen. Sogleich sah ich, daß Sam, Dick und Will seinen Vater gepackt hatten. Die Apatschen heulten auf vor Wut. (Apatschengeheule/Schießen)
Old Shatterhand/Erzähler: Aber ihr Geheul wurde übertönt von dem schrecklichen Brüllen der Kiowas, die sich nun auf die Gegner warfen. \ (Stille) Zweihundert Kiowas gegen fünfzig Apatschen. \ Fünf Mnuten nach Beginn des Angriffs war der Kampf zu Ende. \ Intschu-tschuna und Winnetou lagen gefesselt am Boden, \ kein Apatsche war entkommen. \ Im Siegesrausch stürzte sich Tangua über Intschu-tschuna, um ihn den Skalp zu nehmen. Ich setzte ihn mit einem Schlag außer Gefecht. (Diese Szene folgt im Roman erst beim zweiten Überfall der Apatschen) Unter Stöhnen und Keuchen zischte er:
Tangua: Diese Hunde gehören nicht euch, sondern uns, und ich allein habe zu bestimmen, was mit ihnen geschehen soll. \ Sie kommen an den Marterpfahl. \
Old Shatterhand: Nach den Gesetzen der Prärie gehört der Gefangene dem, der ihn besiegt hat. \
Tangua: Da wollt ihr wohl Intschu-tschuna und Winnetou behalten?
Old Shatterhand: Gewiß!
Tangua: Und wenn Tangua sie euch nicht läßt? \
Old Shatterhand/Erzähler: Er sprach im feindseligem Ton. \ Dann zog er sein Messer, stieß es bis ans Heft in die Erde und funkelte mich drohend an: (Indianermusik)
Tangua: Legt nur eine Hand an einen einzigen Apatschen, so werden eure Leiber sein, wie diese Stelle, in der das Messer steckt. Tangua hat gesprochen, Howgh! \
Old Shatterhand/Erzähler: Er gab Befehl die Gefangenen an die Marterpfähle zu binden, (Stille) wobei man Intschu-tschuna und Winnetou die Fesseln so fest anzog, bis das Blut hervorquoll. Tangua ließ Wachen aufstellen und allmählich kehrte wieder Ruhe im Lager ein. \\ Jetzt war die Stunde gekommen, Winnetou zu befreien. Ich schlich mich heimlich von den schlafenden Gefährten weg. Es verging eine fast endlose Zeit, bis ich die fünfzig Schritte zu den Marterpfählen mit Schleichen, Spähen und Warten überwunden hatte. Doch dann hatte ich Winnetou erreicht und durchschritt seine Riemen, nachdem ich mir zuvor eine dünne Strähne von Winnetous Haupthaar abgeschnitten hatte. Danach kroch ich zu Intschu-tschuna und befreite ihn von seinen Fesseln. Lautlos kehrte ich zurück. Keiner der Kameraden hatte mein Verschwinden bemerkt. Ich legte mich nieder und wartete \ als Sam mich plötzlich aufrüttelte und rief:
Sam Hawkens: Old Shatterhand, Dick, Will! Schaut doch hin, ob ihr Winnetou und Intschu-tschuna noch seht! \
Old Shatterhand/Erzähler: Die beiden Marterpfähle waren leer. Nun vermißte auch / der Wächter die beiden Gefangenen, und / stieß / einen langen, durchdringenden Schrei aus.
Wächter: Auf! Schnell! (begleitet von einem nicht näher identifizierbaren Stimmengewirr)
Old Shatterhand/Erzähler: Die Kiowas umdrängten mit unheimlichen Gebrüll die Stelle, wo die Entflohenen noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatten. \ Tangua gebot Ruhe und gab seine Befehle. \ Vor Wut / schäumend \ kam er auf mich zu und brüllte:
Tangua: Du wolltest diese beiden Hunde für dich haben. Nun lauf ihnen nach und fang sie wieder ein! / Hast du gehört, was Tangua dir befohlen hat? / Tangua ist der Häuptling dieses Lagers, und ihr müßt mir gehorchen!
Old Shatterhand: Mir hast du nichts zu befehlen! Noch ein Wort weiter, und meine Faust wird dir die richtige Antwort geben.
Old Shatterhand/Erzähler: Diese Worte taten ihre Wirkung und als ich die Fäuste ballte und drohend gegen Tangua schüttelte, wich er weit zurück und schrie:
Tangua: Du räudiger Hund, wie jeder Apatsche einer ist, das wirst du mir büßen!
\\
Old Shatterhand/Erzähler: Noch hatte sich die Sonne nicht über dem Horizont erhoben, da ertönte von neuem das Kampfgebrüll der Apatschen. (Anschwellendes Kriegsgeschrei) Intschu-tschuna und Winnetou kehrten mit einer Übermacht von Kriegern zurück. Weder die Kiowas, noch wir, hatten mit einer so raschen Rückkehr gerechnet, und so traf uns diesmal der Angriff völlig überraschend. / Es gelang mir, Intschu-tschuna mit einem Schlag niederzustrecken, als ich plötzlich hinter mir ein Geräusch vernahm. Blitzschnell wandte ich mich um. Diese Bewegung rettete mir das Leben, denn ich erhielt auf die Schulter einen fürchterlichen Kolbenhieb, der eigentlich meinem Kopfe gegolten hatte. Wäre der Kopf getroffen worden, so hätte mir der Schlag den Schädel zerschmettert. Der mir den Hieb gab, war Winnetou. Ehe ich zum Gegenangriff übergehen konnte, hatte er das Gewehr fallen lassen und mir sein Messer oberhalb des Halses in den Mund und durch die Zunge gestoßen. (Unartikulierte Laute) Das Blut schoß in Strömen aus der Wunde, aber unter Aufbietung meiner letzten Kräfte gelang es mir, Winnetou mit zwei rasch aufeinander folgenden Fausthieben zu Boden zu schlagen (Unartikulierte Laute) ich hatte ihn, den Unbesieglichen, überwunden.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Thosch« (2. Mai 2005, 13:38)


5

Freitag, 6. Mai 2005, 13:44

RE: Transkription Winnetou I, 1. Folge (Seite 1)

Wie zu erwarten war ist die aktuelle CD-Ausgabe zu 'Winnetou I, Folge 1+2' geschnitten. Schließlich wird die Schlußszene der 1. Folge, in der Old Shatterhand erstmals von Winnetou als "Bruder" angesprochen wird, am Anfang der Folge 2 wiederholt. Ebenso wie die rekapitulierende Einleitung entfällt natürlich also auch die Wiederholung dieser Sequenz, wobei der Umschnitt übrigens nicht ausder 2. Folge übernommen wurde, sondern zunächst wie am Ende von 'Winnetou I, 1. Folge' das fanfarenartige 'Winnetou-Thema' folgt, dem dann noch eine sehr kurze neu eingeschnittete Mundharmonikamusik (á la 'Old Shatterhand I/II') folgt.

Ansonsten folgt die Neuausgabe - jedenfalls die CD - der LP-Version, die in den alten MC-Versionen geschnittenen Sätze fehlen also nicht in der 59.09 langen aktuellen Version. Allerdings wurde dafür eine andere Stelle neu geschnitten: Bei der Ermordung Klekih-petras sind einige Sätze gestrichen worden. Das macht die Szene zwar straffer und damit realistisch, bedeutet aber auch, daß auch jenseits des sicherlich notwendigen Umschnittes von der 1. zur 2. Folge nur auf der Vinyl-Ausgabe die volle Originalfassung zu hören ist. In der obigen Transkription wären deshalb einige Sätze zusätzlich als Neuschnitt 2005 zu markieren.


Rattler: Fort mit euch, ihr roten Hunde!
Old Shatterhand/Erzähler: \ ... und schneller, als man es ihm bei seinem betrunkenen Zustand zutrauen konnte, hatte er ein Gewehr aus dem Wagen gerissen und schlug es auf Winnetou an.\ Da schrie Klekih-petra auf:
Klekih-petra: Weg, Winnetou, schnell weg!
Old Shatterhand/Erzähler: Gleichzeitig sprang er hin, um sich schützend vor ihm zu stellen. Da krachte der Schuß (Schuß) - und Klekih-petra sank tödlich getroffen zur Erde. (...)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Thosch« (7. Mai 2005, 14:05)


6

Freitag, 6. Mai 2005, 22:04

@Thosch: :applaus:

Mir wird schon beim Lesen schwindelig! :D Klasse Arbeit!! :respekt:

The iPhone is nothing more than a luxury bauble that will appeal to a few gadget freaks. In terms of its impact on the industry, the iPhone is less relevant. [...] Apple will sell a few to its fans, but the iPhone won't make a long-term mark on the industry.

Matthew Lynn, Published in Bloomberg, Jan 13, 2007

Uwe

hört Hörspiele seit ca. 1973

Beiträge: 1 654

Wohnort: früher West-Berlin

  • Nachricht senden

7

Samstag, 7. Mai 2005, 10:57

RE: Transkription Winnetou I, 1. Folge (Seite 1)

Zitat

Original von Thosch
Wie zu erwarten war ist die aktuelle CD-Ausgabe zu 'Winnetou I, Folge 1+2' geschnitten.

Rattler: Fort mit euch, ihr roten Hunde!
Old Shatterhand/Erzähler: \ ... und schneller, als man es ihm bei seinem betrunkenen Zustand zutrauen konnte, hatte er ein Gewehr aus dem Wagen gerissen und schlug es auf Winnetou an.\ Da schrie Klekih-petra auf:
Klekih-petra: Weg, Winnetou, schnell weg!
Old Shatterhand/Erzähler: Gleichzeitig sprang er hin, um sich schützend vor ihm zu stellen. Da krachte der Schuß (Schuß) - und Klekih-petra sank tödlich getroffen zur Erde. (...)


Verstehe ich das richtig, dass die schwarz markierten Worte in der CD-Fassung geschnitten sind?
Wenn ja, dann würde, wenn "Gleichzeitig" wegfällt, der Satz mit "Sprang er hin", anfangen. Das wäre doch vollkommener Stuss!? :confused:

Und bei Rattler das Wort "betrunkenen" wegzulassen, ist ebenfalls Schwachsinn, denn das ist doch eine wichtige Information, oder etwa nicht???

Im übrigen finde ich die Szene schnell genug, diese Kürzungen von jeweils einem Wort sind absolute Sch... !!! :P (Entschuldigung).

Aber ich habe es ja befürchtet. Diese blöden EUROPA-Verantwortlichen können sich einfach nicht beherrschen, an den Klassikern herumzuschnippeln. Wenn sie unbedingt ihre Schnitt-Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen, dann sollen sie es doch gefälligst woanders tun. Von mir aus an einem Stück Salami zum Abendbrot. :stein:

Also ich bin jetzt sauer.

Trotzdem, Thosch: Auch von mir Glückwunsch zu deiner ausgezeichneten Transkription! :up:

8

Samstag, 7. Mai 2005, 14:03

RE: Transkription Winnetou I, 1. Folge (Seite 1)

Hallo Uwe!

Nein, es fällt alles fett Gedrucktes weg. Also:

Old Shatterhand/Erzähler: \ ... und schneller, als man es ihm bei seinem betrunkenen Zustand zutrauen konnte, hatte er ein Gewehr aus dem Wagen gerissen und schlug es auf Winnetou an.\ Da schrie Klekih-petra auf:

sowie: Gleichzeitig sprang er hin, um sich schützend vor ihm zu stellen.

Der Unterschied zwischen blauen und schwarzen Text soll verdeutlichen, welchen Text Folken aus dem May-Roman (blau markiert) übernommen hat und welcher Text eigenständig formuliert ist (schwarz markiert) [siehe auch die Erläuterungen oben am Anfang des Threads].

Das ist sicher ein bißchen umständlich und auf dem ersten Blick zu viel Info, da ich aber die Dialoge nicht alle einzelen eingetippt, sondern der Einfachheit halber einen E-Text von 'Winnetou-I' verwandt habe, aus dem ich ein Großteil der Sätze herauskopueren konnte, war die Angabe, welche Textteile aus dem Roman übernommen worden sind und welche nicht, gewissermaßen nur ein Abfallprodukt.

Thosch

Uwe

hört Hörspiele seit ca. 1973

Beiträge: 1 654

Wohnort: früher West-Berlin

  • Nachricht senden

9

Samstag, 7. Mai 2005, 14:47

Danke, Thosch, alles klar. In deiner obigen Transkription habe ich diesen Unterschied sehr wohl gecheckt. Nur - dort hattest du den auf der MC fehlenden Text unterstrichen.
Hier hast du nun den auf der CD fehlenden Text fett geschrieben. Dieser Wechsel war mir entgangen.

Wenn ich es also richtig verstanden habe, hört es sich auf der CD so an:

Rattler: Fort mit euch, ihr roten Hunde!
Erzähler/Old Shatterhand: Da krachte der Schuss.

Das macht mich noch wütender! X(
Es ist doch interessant, den genauen Ablauf zu kennen! Nämlich, dass Rattler betrunken ist und eigentlich Winnetou treffen will, dann aber Klekih-petra erwischt, weil dieser sich vor Winnetou stellt.

Da kann ich nur sagen: BUUUUUH, Europa! :down:

Das macht mich ja gegenüber der Klassiker-Serie noch misstrauischer...

Gut, dass ich die Winnetou-Folgen noch alle auf LP habe!

10

Samstag, 7. Mai 2005, 15:15

Ups, meine Darstellung scheint doch etwas kompliziert zu sein. Deshalb nochmal ohne jede Farbe. Die Szene hört sich jetzt in der CD-Ausgabe so an:

Rattler: Fort mit euch, ihr roten Hunde!
Klekih-petra: Weg, Winnetou, schnell weg!
Old Shatterhand/Erzähler: Da krachte der Schuß - und Klekih-petra sank tödlich getroffen zur Erde. (...)

Ich habe übrigens mal unter www.karl-may-hoerspiele.info zu der Scheerbart/Drews-Aufnahme von 'Winnetou I' (1971) vor gut zwei Jahren folgendes geschrieben: "Skript und Regie lassen in einigen dramatischen Szenen die Realzeit und die gespielte Zeit zu sehr auseinanderlaufen. So beispielsweise beim Tod die Klekih-petras: Von der ersten Ankündigung Rattlers, daß er Winnetou eine Kugel auf den Leib brennen würde bis zum Schuß vergeht wegen der nachfolgenden Beschreibung Shatterhands einfach zu viel Zeit, als daß diese Szene realistisch sein könnte. Auf der anderen Seite werden Episoden wie der Kampf mit Bitzmesser oder der Schußwechsel mit Tangua nur in kurzen Sätzen erzählt und dabei gar nicht dramatisiert. Eine wirkliche Liveathomsphäre stellt sich also nicht immer ein."

Dies gilt in etwa auch für die Europa-Produktion, wenngleich die geschickte Collage aus Dialog, Erzähler, den stets präsenten Geräuschen und der Musik hier gar nicht erst das Gefühl aufkommen lassen, daß man einer von realzeitlichen Szenen bestimmten Aufnahme zuhören würde. Wie dem auch sein mag, ich fühle mich ein wenig, als ob man bei Europa meine kleine Anmerkung auch auf die eigene Produktion bezogen hätte, denn die Ermordung Klekih-petras ist jetzt schon im Sinne eines realzeitlichen Mithörens gestrafft. Als wär's ein Stück von mir ...