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Die deutsche Stimme von Entenhausen ist verstummt: Die Comic-Übersetzerin Erika Fuchs, jahrzehntelang Chefredakteurin der deutschen "Micky Maus"-Ausgabe, ist im Alter von 98 Jahren verstorben. Ihre poetischen und überaus lebendigen Übertragungen Duckscher Sätze sind zum Kulturgut geworden.
Entenhausen, das an der Gumpe liegt und von Emil Erpel gegründet wurde, trägt Schwarz. Kein Talergeprassel tönt an diesem Tag aus dem Duckschen Geldspeicher, kein "Seufz" entringt sich Donalds Kehle. Und zum ersten Mal ist sicher auch Daniel Düsentrieb, dem Ingeniör, etwas zu schwör, nämlich das Herz.
Denn die Stimme Entenhausens spricht nicht mehr. Erika Fuchs, von der all diese und noch mehr sprechende Namen, Lautmalereien, Alliterationen und Wortspiele stammen, starb am vergangenen Freitag im Alter von 98 Jahren in München. Von 1951 bis 1988 war sie offiziell Chefredakteurin der "Micky Maus". Ihre eigentliche Leistung aber waren ihre unzähligen Übersetzungen der Disney-Comics.
Mit ihnen hat sie fast unbemerkt die Sprache der Bundesrepublik geprägt, in deren Wortschatz Begriffe wie "Grübel", "Stöhn" und "Seufz" ebenso einsickerten wie Fuchssche Sprichworte und Klassikerparodien. "Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr!", schwören Tick, Trick und Track nicht ganz Schiller-getreu. Und Donalds Angst ist so verständlich wie witzig: "Die sind zu zweit und wir beide ganz allein!" Ein blank geschliffener, hochintelligenter Mutterwitz sprang aus diesen Texten, der so gar nicht zum damaligen Image der Comics als "Verdummungsliteratur" passte.
Dabei hatte sie mit Comics eigentlich gar nichts am Hut. Geboren am 7. Dezember 1906 als Erika Petri in Rostock, später aufgewachsen in Schlesien und Pommern, bekam Erika Fuchs eine strenge bürgerliche Erziehung, während der sie mit den Klassikern der deutschen Literatur vollgestopft wurde. Statt Abneigung erwuchs daraus eine lebenslange Liebe zur deutschen Sprache. Studiert hat sie trotzdem etwas anderes, nämlich Kunstgeschichte (in München, Lausanne und London), ehe sie den Heizungsfabrikanten Günter Fuchs heiratete und ins provinzielle Schwarzenbach in Franken zog.
Nach dem Krieg übersetzte Fuchs zuerst für den "Readers Digest". Als immer weniger Aufträge von dort kamen, fuhr sie nach Stuttgart, wo der damalige "Digest"-Mitarbeiter Adolf Kabatek gerade mit Disney-Mitarbeitern Verhandlungen über die Veröffentlichung der US-Comics in Deutschland führte. Zwischen Tür und Angel drückte man Fuchs einen Stapel Seiten zum Probeübersetzen in die Hand. Weil ihr das gut geriet, wurde sie engagiert. Und weil sich ihr Doktortitel so gut im Impressum der stets auf Prestige bedachten Disney-Periodika machte, wurde sie sogar die erste Chefredakteurin der frisch gegründeten deutschen "Micky Maus".
Ein Glücksfall. Erika Fuchs machte aus den manchmal drögen, mitunter sperrigen oder schlicht banalen Sätzen der amerikanischen Vorlagen funkelnde Kleinode. Jedem Entenhausener schrieb sie eine eigene Sprache auf den Leib. So wurde Onkel Dagobert zum distinguiert parlierenden Herren, Donald hielt sein geknicktes Ego durch pompöse Übertreibungen aufrecht und die Kinder reden so hektisch, dass die Sätze in den verschiedenen Sprechblasen ineinander übergehen.
Sprachwitz wurde konstituierendes Element in den Disney-Comics. "Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!", ruft der prometheische Feuerteufel Donald. Onkel Dagobert weiß ganz sicher: "Leichtfertig ist die Jugend mit dem Wort und bar jeden Sinnes für geschäftliche Dinge!" Wenn aber gar nichts mehr geht, dann reicht auch mal ein simples "Fnf!" als Ausdruck der Erschöpfung.
Das gab es nirgendwo sonst. Sogar Carl Barks, Altmeister der amerikanischen Disney-Comics und Schöpfer der meisten heute bekannten Entenfiguren, sprach ihr für diese Übertragungen seine Anerkennung aus. Ihr Stil, der eher einer sinngemäßen Übertragung als einer direkten Übersetzung entspricht, hat Generationen von Comicübersetzern geprägt, nicht nur bei den deutschen Disneys.
Dabei wohnte diesem Witz nicht nur Wahrheit inne, sondern auch Poesie. Leichtfüßig und doch melancholisch ist dieses alte Entenhausener Liedgut à la Fuchs, das sich mithin auch in Donalds Plattenschrank findet: "Die Wolken ziehn dahin/ Sie ziehn auch wieder her/ Der Mensch lebt nur einmal/ Und dann nicht mehr". Erika Fuchs, die Stimme Entenhausens, wird in ihren Übersetzungen ebenso weiter erklingen wie dieses Lied auf Donalds Plattenteller.
Quelle: [URL=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,353354,00.html]www.spiegel.de[/URL]
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