Die Formel 1 wird vom größten Betrugsfall seit 21 Jahren erschüttert. Sollte sich am 4. Mai bei der Fia-Untersuchung in Paris bestätigen, dass der britische Rennstall einen Zusatztank zum Zweck der Gewichtsmanipulation eingebaut hat, dann ist der WM-Ausschluss von BAR-Honda durchaus denkbar.
Ex-Rennfahrer und Formel-1-Experte Marc Surer sagte zu „Sport1": „Sollte BAR den Zusatztank eingebaut haben, ist das Betrug. Und solch ein Betrug muss hart bestraft werden.“
Das wird nach Aussage von Fia-Präsident Max Mosley auch passieren: „Wenn jemand beim eindeutigen und absichtlichen Betrug erwischt wird, wird er von der WM ausgeschlossen. Egal, wer es ist.“
Das würde dann auch den zweiten BAR-Fahrer betreffen, den Japaner Takuma Sato.
Zuletzt traf das 1984 das Team Tyrell mit dem am 1. September 1985 in Spa tödlich verunglückten deutschen Top-Piloten Stefan Bellof beim Bleikugel-Skandal.
Wie BAR aus dem Schlamassel noch rauskommen kann? „BAR muss jetzt bei der Fia ganz triftige Gründe vorweisen, warum der Zusatztank eingebaut wurde. Es könnte auch ein so genannter Catchtank sein, der überflüssige Luft auffängt. Wird der Tank allerdings tatsächlich für illegale Zwecke genutzt, dürfte BAR um eine Bestrafung nicht herumkommen.“
Was passiert war
Wie die Fachzeitung „Auto, Motor und Sport“ in ihrer Online-Ausgabe berichtet hatte, soll sich am Rennwagen von Jenson Button bei seinem dritten Platz in Imola am vergangenen Sonntag ein Zusatztank befunden haben.
Nach dem Rennen hatte das Auto des Briten das geforderte Mindestgewicht von 600 Kilogramm beim zweiten Wiegen unterschritten. Die Berufungsinstanz des Automobil-Weltverbandes Fia wird sich am 4. Mai in Paris mit dem Fall beschäftigen, nachdem die Rennkommissare Buttons ersten Podestplatz in dieser Saison am späten Sonntagabend bestätigt hatten.
Fia-Chefkommissar Charlie Whiting soll durch die schnellen Rundenzeiten im Training und das lange Ausharren der beiden BAR-Hondas auf der Strecke bis zum ersten Tankstopp misstrauisch geworden sein. Beim anschließenden ersten Wiegen erreichte Buttons Auto nach Angaben des britischen Senders BBC inklusive des Piloten zulässige 606,1 Kilogramm. Komplett leer gepumpt brachte der Renner nur noch 594,6 Kilogramm auf die Waage.
Das Team habe an Hand von Daten aber den Stewards versichern können, dass Buttons Auto während des von WM-Spitzenreiter Fernando Alonso (Spanien/Renault) vor Michael Schumacher (Kerpen/Ferrari) gewonnenen Grand Prix immer über dem Mindestgewicht gelegen habe, hieß es in einer Mitteilung des Rennstalls.
Teamchef Nick Fry zeigte sich daher vor der Fia-Verhandlung optimistisch: „BAR-Honda wird der Fia die gleichen Daten vorlegen wie den Rennkommissaren, und wir sind zuversichtlich, dass wir einmal mehr beweisen können, dass unser Auto in allen Punkten den Regeln entspricht.“
Quelle: Focus Online