MONCHHICHI: Wochenendferien (RCA)
Anamnese/Protokoll des Grauens:
Das Hörspiel startet mit samstäglicher Morgenidylle vom Allerfeinsten: Allem Anschein nach fläzen Herr und Frau Monchhichi noch im Bett rum
– und zwar um 8:02 Uhr, wie wir nach einer langwierigen Rechenoperation der beiden Schlauberger herausfinden, denn ihr Radiowecker geht zwanzig Minuten vor. Nach kurzer Debatte
entscheidet man sich – sicher nicht zum ersten Mal – gegen eine Berichtigung der Uhrzeit, bezüglich derer Frau M. ihre ganz eigene Logik verfolgt: "Solange die Uhr vorgeht, ist er für mich noch nicht so spät wie es spät ist. Also ist es gut, wenn die Uhr so geht, wie sie geht." Aha. Ooooookay, sie ist wohl sowas wie ne Frau, aber das ist dann doch ein wenig zuviel des Guten!
Herr M. ist an solch wahnwitzige Geistesleistungen seiner Frau aber offenbar schon gewöhnt
, denn er verfolgt die Sache nach einer lakonischen Bemerkung nicht weiter, sondern eröffnet die nächste Baustelle: Er doziert darüber, dass eine Uhr ohnehin nicht geht, sondern läuft, was konsequenterweise die Frage aufkommen lässt, wohin sie läuft. (Als wäre nicht klar, dass sie dahin läuft, wo sie vorher hingegangen ist. Sie ist allerdings trotz der höheren Geschwindkeit beim Laufen im Vergleich zum Gehen noch nicht angekommen, denn es ist ja noch nicht so spät wie es spät ist!)
Das folgende Rumgekalauere wird nach einer Weile durch das inzwischen aktivierte Radio unterbrochen, das uns mit noch mehr fürchterlicher (Volks-)musik quält, und die beiden liebreizenden Kuschelviecher schließlich zu einer spontanen Wochenendreise inspiriert. Frau M. ist davon zunächst nicht ganz so begeistert, weil sie eigentlich noch ihren Pflichten als gute Hausfrau nachkommen muss: im Wesentlichen Geschirr spülen
, einkaufen
und hinter Herrn M. herräumen
(man kennt das ja). Schließlich kann Herr M. sie aber doch überzeugen, die Koffer für sie beide zu packen und sich bei ihrer Rückkehr um den Haushalt zu kümmern, und während Frau M. hunderttausend mehr oder weniger praktische Sachen für jedes Wetter und jede Lebenslage einpackt, macht Herr M. schon mal den Wagen startklar
und lässt sie (!) die zahllosen Koffer, Taschen, Decken und sonstigen Kram raustragen. Warum auch nicht, sie hat sie schließlich gepackt!
Endlose unsinnige Diaologe später ist man schon fast unterwegs, als blöderweise – begleitet von einem undefinierbaren, verbal erzeugtem Geräusch – unvermittelt der Reifen kaputt geht und man den Ersatzreifen unter den siebzehn Tonnen Gepäck vorkramen muss. Kaum hat Superheld MonchhichiMan die Sache erledigt, sehen sich die unfähigen Nervensägen mit dem nächsten Problem konfrontiert: Der Tank ist leer und Tankwart Tobie-Bär muss mit nem Fläschchen Benzin her. Der allerdings verweigert zunächst die Kooperation, sodass Frau M. sich höchtpersönlich ans Werk machen und Tobie mit dem ihr eigenen Charme bezirzen muss
, um ihn doch noch dazu zu bringen, 17 Tropfeinheiten Etxrasuper-Treibstoff für den "2/8 Sekiguchi" vorbeizubringen.
Der geneigte Hörer hätte es sicher schon fast nicht mehr für möglich gehalten, aber die beiden kommen dann tatsächlich noch los. Sie cruisen ne Weile über Land
und quatschen uns derweil ne Kante ans Bein. Vor lauter Anstrengung kriegen sie recht schnell Hunger und kehren in ein Gasthaus ein
, das ob seiner geputzten Fensterscheiben zwar auf den ersten Blick nen recht ordentlichen Eindruck macht, sich aber als teure Abzockerbude erweist, in der man auch noch vom sogenannten Servicepersonal angeranzt wird. Man entscheidet sich in der Verzweiflung also für ein Picknick auf der grünen Wiese, doch auch dieser Plan wird vereitelt – von Kuh Rosa
und ihrem debilen Besitzer
. Es bleibt also nichts, als hungrig nach Hause zu fahren und festzustellen, dass man manchmal einfach ne Wochenendreise machen muss, weil die ja so erlebnisreich ist.
Diagnose:
Zugegeben, das Desaster deutet sich schon mit dem Titellied an! Ich hab ja im Laufe der Zeit schon viel schreckliche Hörspielmusik gehört, aber der Monchhichi-Titelsong gehört zweifellos zum den übelsten Machwerken ever. Bereits der erste Dialog macht klar, dass jeder, der jetzt noch weiterhört, selbst schuld ist und es nicht besser verdient, denn die verranzten Fellknäuel erweisen sich bereits in ihrem ersten Gespräch als genauso unerträglich wie die Musik. Würde mein Mann mich morgens zu solchen Dialogen zwingen, wäre er des Todes, während er – würde ich ihn so seltsam anquatschen – wohl stante pede die Männer mit den weißen Jacken rufen würde, damit sie mich vor mir selbst schützen. Das würde andererseits den beiden Plüschterroristen auch nicht schaden … Hm …
Intention von Egon L. Frauenberger bei der Produktion dieses Hörspiels scheint es jedenfalls gewesen zu sein, den Kindern die Geschlechterrollenverteilung nahe zu bringen und nebenbei in kürzester Zeit so viele Sprichwörter und Kalauer wie möglich unterzubringen, vorgetragen von quietschigen, quakigen Plüschmonstern, die sich – begleitet von grauenvoller Musik – in unerträglichen und unzusammenhängenden Dialogen gefallen und deren einziges Ziel es zu sein scheint, uns mit den schlimmsten und dümmsten Witzen aller Zeiten zu quälen.
Absolute Hörsturzgefahr!