Naja, dann fange ich mal an.
Also mein Interesse an Hoerspielen war im Kindesalter sehr hoch. Da habe ich durch Hoerspiele viele Geschichten gelernt (vor allem Jules Verne und Karl May) und die sind natuerlich fuer Kinder absolut faszinierend. Europa war da der Hauptlieferant. Dann (als ich in ein Alter kam, in dem das andere Geschlecht interessanter wurde als Hoerspiele
), habe ich fuer eine ganze Zeit aufgehoert Hoerspiele zu hoeren. Erst nach mehr als 15 Jahren (als ich Familie hatte und auch einen neuen Job angefangen hatte und viel Auto fahren musste), habe ich wieder mit Hoerspielen angefangen. Der Hauptgrund war, dass ich Zeit im Auto als die groesste Verschwendung meines Lebens ansah. Nun (mit Hoerspielen) macht es wieder Spass.
==> Fuer mich ist die lange Zeit im Auto (wo man hoeren aber nichts schauen kann), einer der Hauptgruende Hoerspiele zu hoeren.
Als ich dann wieder neu mit den Hoerspielen angefangen habe, habe ich mit Erfreuen festgestellt, dass die technische Qualitaet und auch die Komplexitaet der Hoerspiele einiges nach oben gegangen ist (siehe z.B. Komplexitaet der Lausch Hoerspiele). Desweiteren wird auch mehr in die Tiefe gegangen (siehe Literaturnaehe und Aussagekraft bei Titanias Gruselkabinett oder generell alles von Titania). Aber vor allem die technischen Moeglichkeiten sind um einiges besser geworden, was die Spezialeffekte, Musiken und technische Umsetzungen in eine neue Dimension gebracht haben. John Sinclair Edition 2000 hat da wohl einen Anfang gemacht. Das ging dann ueber Gabriel Burns bis zu aktuellen Marktfuehrern wie Lausch, und vor allem STIL. Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele, wo das Hauptaugenmerk auf die Technik gelegt wurde und die Story und die Sprecher vernachlaessigt wurden. Das ist als negativ einzustufen.
==> Die gesteigerte technische Qualitaet der Hoerspiele kann absolut begeistern und haelt das Interesse hoch.
Was fuer mich das Interesse hochhaelt ist die Abwechslung. Es gibt ja nun tausende
von Krimis und Geisterjaeger und Gruselhoerspiele. Aber in den letzten Jahren hat sich die Bandbreite nun um einiges verbreitert. Da gibt es mehr Fantasy (z.B. Drizzt) und Geschichtsnache Romane (z.B. Das zweite Koenigreich), und Mystery (z.B. Gabriel Burns und Schattenreich), SF (z.B. STIL-Perry Rhodan und Mark Brandis), Geschichts-Mystery-Grusel (z.B. Der Orden
), sogar Soap Operas und vor allem reale Literaturvertonungen wie Titanias Gruselkabinett.
==> Die neue Bandbreite der Angebote schafft es bisher immer wieder, Hoerspiele als etwas voellig neues erscheinen zu lassen. Das laesst das Interesse hoch bleiben. Anstatt den 100ten Geisterjaeger oder Krimi herauszubringen, geht die Palette in die Breite und das ist gut so.
Desweiteren geht die Tiefe und der Anspruch der Hoerspiele nach oben. Z.B. bei vielen Gruselserien wird einfach alles ausser den gruseligen Aktionszenen herausgeschnitten. Im Gegensatz dazu wird z.B. bei Titanias Gruselkabinett das Augenmerk auf die politische oder geselschaftskritische Aussagekraft der Vorlage gelegt. Siehe z.B. Titanias "Frankenstein" oder Titanias "Die Familie des Vampirs". Da wird einem der Zusammenhang nachher klar und andere Produktionen erscheinen dann uebersimplifiziert und ohne Herz-Aussage. Bei vielen anderen Produktionen waere da einfach das Augenmerk auf die Aktionszenen gelegt worden. Nicht so bei Titania.
Insgesamt gesehen wird dem Zuhoerer einiges mehr abverlangt als vor 20 Jahren. Da muss man schon sehr konzentriert zuhoeren und teilweise mehrfach hoeren um alles zu verstehen. Vor allem Lausch moechte ich da als einer der Vertreter des WAGE-ES-NICHT-UNSERE-HOERSPIELE-ZU-HOEREN-UND-IRGENDETWAS-ANDERES-NEBENBEI-ZU-MACHEN hervorheben.
Diese Tiefe wird auch durch die Laenge einiger Serien erzeugt. Wenn man mal z.B. Edgar Allen Poe nimmt. Da gibt es bisher 25 Folgen. Das sind bisher ca. 30 Stunden. Das ist eine sehr lange Zeit um eine Geschichte aufzubauen. Oder die schwarze Sonne, die auf 12 Folgen angesetzt ist. Das sind ca. 15 Stunden. Das ist eine recht lange Zeit, die man bei einem Kinofilm nie hat. Damit schafft es das Medium Hoerspiel in eine Tiefe und Komplexitaet und auch Vertrautheit zu gehen, die das Medium Film nicht kennt (ausser in Serien).
==> Die gesteigerte Tiefe und Komplexitaet entfuehrt den Hoerer in eine andere Welt und erschafft damit etwas, was z.B. Filme nur ganz selten vermoegen.
Wir sind im Moment in einer Zeit, in der Hoerspielfans, die in der Boomzeit der 80er noch Kinder waren, nun Erwachsen sind. Sie haben das Hoerspiel wieder erweckt. Als Hoerer und als Produzenten. Wir sehen also die Hoererschaft aelter werden und somit werden die Angebote auch anders. Waehrend frueher die Hoerspiele zum Grossteil fuer Kinder und Jugendliche gemacht wurden, sind einige heutigen Serien doch eher fuer Erwachsene geeignet (obwohl sich das noch nicht ueberall rumgesprochen hat).
==> Viele neuen Hoerspiele sind nun auch fuer ein aelteres Publikum geeignet und sprechen damit auch eine kaufkraftstarke Gruppe an. Waehrend wir als Kinder uns nur wenig leisten koennen, kann man heutzutage mit seinem eigenen verdienten Geld schon mal en paar Hoerspiele mehr kaufen kann.
Und hiermit sind wir beim letzten Aspekt. Hoerspiele und auch Hoerbuecher lassen dem Hoerer die Phantasie, das gesprochene Wort in eigene Bilder zu verwandeln. Ein Buch ueberlasst einem die meiste Phantasie. Ein Hoerbuch/spiel zwingt einem zwar die Stimmen der Charaktere auf, aber alles optische bleibt trotzdem dem Hoerer ueberlassen, waehrend bei einem Film der Seher alles vorgekaut und aufgedrueckt wird. Ein Hoerspiel ist damit fuer mich eine ausgezeichnete Kombination zwischen Buch und Film.
==> Hoerspiele ueberlassen Hoerern die Phantasie die Welt vor deren Augen zu erzeugen.
So was kann nun gemacht werden, um das Interesse am Hoerspiel/buch-Markt weiter zu steigern?
- Weiter in die Breite gehen. Das heisst Genres erzeugen, die andere Zielgruppen ansprechen, z.B. wie es im Moment mit Soap Operas und Fantasy geschieht.
- Noch unterrepresentierte Genres wie Fantasy und Historische Geschichten weiter ausweiten
- Bei Hoerspielen sind die Spezialeffekte und Musiken meistens schon recht gut. Bei Hoerbuechern gibt es da schon noch Nachholbedarf und mehr Effekte lockern eine Lesung halt auf, so dass man sie beim Autofahren besser verstehen kann. Da sind wir im Moment in einem Prozess.
- Mehr Werbung um neue Hoererschichten von der gesteigerten Qualitaet der neuen Hoerspiele zu informieren. Wenn ich mit vielen meiner Freunde spreche, denken die bei Hioerspielen immer noch an etwas, was hauptsaechlich fuer Jugendliche und Kinder gemacht wird und die kenne meistens auch nur Die ??? oder aehnliches. Wenn man diesen potentiellen Hoererschichten die Qualitaet der neuen Hoerspiele vor Augen fuehrt, koennte das Leute zu Hoerspielen fuehren, die bisher nur dachten, dass Hoerspiele fuer Kinder und Jugendliche sind.
Recht das erst mal?
Du hast gefragt