Rückkehr der legendären Lucas-Arts-Charaktere begeistert
Satte 13 Jahre hat es gedauert, bis Fans des legendären Lucas-Arts-Adventures Sam & Max endlich eine Fortsetzung der Abenteuer des rabiaten Polizisten-Duos präsentiert bekommen. Aber auch wenn es angesichts der langen Wartezeit fast schon zynisch klingt: Das Ausharren und Hoffen hat sich gelohnt.
Eigentlich hätte es schon viel früher ein neues Spiel mit dem freischaffenden Hunde-Polizisten und seinem leicht zur Aggression neigenden Hasen-Kollegen geben sollen; Lucas Arts stampfte das Nachfolgeprojekt "Sam & Max Freelance Police" allerdings ein, da man nicht genügend kommerzielles Potenzial in dem Titel sah und kurzerhand das gesamte Adventure-Genre für tot erklärte. Einige Entwickler verließen daraufhin Lucas Arts, um im Jahr 2004 Telltale Games zu gründen und gemeinsam mit dem Sam-&-Max-Schöpfer Steve Purcell an einem in Episodenform ausgelieferten Sam-&-Max-Spiel zu arbeiten. Episode 1 steht jetzt seit kurzem zum Download bereit – und bleibt trotz 3D-Grafik voll und ganz dem Vorgänger treu.
Das beginnt schon bei der abstrusen Hintergrundgeschichte: Abgehalfterte ehemalige Kinderstars terrorisieren die Nachbarschaft von Sam & Max, indem sie überall Tonnen von obskuren Videos abliefern, Psychologen kidnappen und dergleichen mehr; allerdings tun sie das nicht aus freien Stücken, sondern werden offensichtlich von einem bösen Drahtzieher aus dem Hintergrund dazu befehligt. Bevor sich Sam & Max des Falles annehmen können, müssen sie allerdings erstmal ihr Telefon wiederbekommen, das von einer erpresserischen Ratte gekidnappt wurde und nur dann wiederzubekommen ist, wenn die beiden dem Nager Schweizer Käse besorgen – ganz alltägliche Probleme im Leben des Polizei-Duos eben.
In bester Click-&-Point-Manier dürfen dann das eigene Büro und die umliegenden Straßen und Gebäude nach nützlichen Gegenständen abgesucht und diverse mal mehr, mal weniger sinnvolle Gespräche geführt werden. Auch die Rätsel sind genretypisch – Gegenstände kombinieren, die richtigen Fragen stellen und ein bisschen "Um-die-Ecke"-denken, wie es früher eben auch bei den Lucas-Arts-Adventures immer gemacht werden musste.
Zwischendurch darf in Minispiel-Manier auch im Polizei-Auto Platz genommen und Jagd auf arglose Verkehrsteilnehmer gemacht werden; denen zerschießt man dann beispielsweise das Rücklicht und hält sie daraufhin an, um ihnen auf Grund von defekter Beleuchtung einen Strafzettel zu verpassen.
Die Adventure-Engine vom neuen Sam & Max ist die gleiche, die z.B. auch bei "Bone" und "CSI: 3 Dimensions of Murder" zum Einsatz kommt und entpuppt sich als ebenso simpel wie perfekt zum Spiel passend. Die 3D-Optik lehnt sich gekonnt an das Original an, die Bedienung ist denkbar simpel – praktisch alles wird mit der linken Maustaste erledigt. Zum Öffnen von Türen oder Schränken reicht ebenso ein simpler Linksklick wie zum Nehmen von Gegenständen – Sam tut einfach immer genau das, was im jeweiligen Kontext sinnvoll ist.
Der Zugang zum Inventar erfolgt ebenfalls per Linksklick auf eine unten im Bild eingeblendete Pappkiste. Max wird hingegen nicht gesteuert – einzig in den Multiple-Choice-Gesprächen darf auch mal stellvertretend für ihn eine Antwort gegeben werden, ansonsten agiert er recht autonom, gibt bissige Kommentare von sich oder wird von Sam mit einem beherzten Faustschlag in die Luft geschleudert, wenn er irgendwo im Weg steht.
Die Prunkstücke von Culture Shock sind neben der abgedrehten Story ganz klar der Humor und die Sprachausgabe – die Witze schwanken zwar zwischen ganz schön platt und hintersinnig komisch, auf Grund der Masse an Gags kommen aber auch Spieler mit sehr anspruchsvollem Humor nicht so schnell aus dem Lachen heraus. Voraussetzung sind allerdings sehr gute Englischkenntnisse: Zwar kann der Text auch in Untertiteln eingeblendet werden, die sind aber ebenfalls komplett englisch – wer da nicht hundertprozentig fit ist, wird viel von dem Sprachwitz nicht mitbekommen.
Ein Wermutstropfen ist dafür der Spielumfang – länger als drei Stunden wird kaum jemand brauchen, um das Rätsel der obskuren Kinderstars zu lösen. Und natürlich hat das auch spielerische Implikationen: Im Inventar befinden sich meist nur wenige Gegenstände, die Zahl der Charaktere und zu besuchenden Orte ist sehr überschaubar und somit ist auch der Schwierigkeitsgrad eher niedrig. Sollte es wirklich mal nicht weitergehen, wird eben alles durchgeklickt und kombiniert, was sich im Inventar befindet - und das geht recht fix.
Sam & Max Culture Shock gilt als erster Teil eines insgesamt sechs Episoden umfassenden Titels; die Story von Culture Shock ist allerdings in sich abgeschlossen, Angst vor einem bösen Cliffhanger muss also niemand haben. Telltale Games bietet die Möglichkeit, alle sechs Episoden für 34,95 US-Dollar im Voraus zu bezahlen, diese dann jeweils bei Verfügbarkeit zum Download zur Verfügung gestellt zu bekommen und nach der Veröffentlichung der letzten Episode auch eine CD zum Selbstkostenpreis hinzubestellen zu können. Alternativ können die einzelnen Episoden jeweils für 8,95 US-Dollar bei Telltale oder Gametap gekauft und via Kreditkarte bezahlt werden. Die zweite Episode wurde für den Januar 2007 angekündigt, die folgenden sollen im Monatsrhythmus bis Mai 2007 erscheinen.
Fazit:
Viele Adventure-Anhänger hätten wohl nicht damit gerechnet, dass sie Sam & Max noch mal auf ihrem Monitor erleben – und das dann erst recht nicht in dieser zeitgemäßen Qualität. Culture Shock ist nämlich eben nicht der missglückte Versuch, einen PC-Klassiker ins moderne Gewand zu pressen, sondern vielmehr eines der stimmigsten und lustigsten Adventures seit langem. Einziges Manko sind der geringe Spielumfang und die manchmal zu leichten Rätsel; angesichts eines Verkaufspreises von ein paar Euro und der bereits für Januar 2007 angekündigten Fortsetzung lässt sich damit aber bestens leben.
quelle: golem
screenshots:
http://scr3.golem.de/?d=0611/sammax-cultureshock&a=49126
cool! und sowas hätte ich auch noch gerne von indiana jones und monkey island!