Zur Zeit lese ich die Bücher zu den alten ???-Folgen, um die Fragen zu klären, die in den Hörspielen aufgrund der Buchkürzungen und –änderungen offen bleiben.
Diesmal ist der seltsame Wecker (Folge 12) dran
. Da im Hörspiel ungewöhnlich viele Fragen offen bleiben, ist mein Text diesmal auch ziemlich lang geworden. Daher musste ich ihn sogar auf zwei Beiträge aufspalten, sonst hätte ich ihn nicht posten können. Ich wünsche daher einen langen Atem und viel Spaß beim Lesen und Gewinnen neuer Erkenntnisse.
Warum wurde der früher im Radio so erfolgreiche Mr. Clock zum Kopf einer Diebesbande?
Als das Interesse des Publikums an Radiohörspielserien nachließ, ging es Mr. Clock finanziell immer schlechter. Daher verlegte er sich auf den Diebstahl wertvoller Gemälde. Er gründete eine Bande, zu der auch Mr. Jenkins, Carlos und Gerald Kramer gehörten. Kramer war für die Einbrüche besonders geeignet, da er klein war und überall leicht einsteigen konnte (vorher war er Jockey gewesen). Clock verkaufte die Bilder nach Südamerika, und kam dadurch zu Geld (wovon ja auch Alfred Hitchcock gehört hatte). Er bezog unter dem Namen Mr. Hadley ein eigenes Haus und richtete sich dort ein Uhrenzimmer ein. Die Uhren ließ er mit Aufnahmen seiner berühmten Schreie versehen (als Erinnerung an die guten alten Zeiten beim Radio). Im Hinterhaus ließ er Harry und seine Eltern einziehen und beschäftigte Harrys Mutter als Haushälterin. Später versteckte er dort in der Küche drei gestohlene Gemälde, um den Verdacht auf Harrys Vater zu lenken und zu verhindern, dass die Polizei auch sein (Clocks) Haus durchsuchte.
Warum versteckte Clock einige Gemälde im Wandspiegel seines Uhrenzimmers?
Clock hatte diese Bilder nicht nach Südamerika verkaufen können. Darum versteckte er sie im Spiegel, was außer ihm niemand wusste.
Warum verschwand Clock eines Tages plötzlich?
Jenkins, Carlos und Kramer setzten ihn so sehr unter Druck, weitere Diebstähle zu begehen, dass er nach Südamerika floh. Außerdem wollte er sich eventuellen Nachforschungen der Polizei entziehen. Die Bilder ließ er in ihrem Versteck. Hugenay nahm Kontakt zu ihm auf und bot an, das Geschäft mit den Bildern für ihn zu regeln, doch Clock lehnte ab. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits krank und lag im Sterben. Kurz vor seinem Tod schickte er noch den Wecker (den er nach Südamerika mitgenommen hatte) an seinen besten Freund Mr. King (genannt Rex) und die Botschaften an drei seiner anderen Schauspielerfreunde aus alten Radiotagen.
Warum hat Hugenay der Wecker Kopfzerbrechen gemacht? Er hatte ihn doch nie?
Doch. Im Buch gelingt es Hugenay, den ??? den Wecker zu stehlen. Er nimmt ihn vollständig auseinander, um vielleicht noch einen Hinweis zu finden. Dadurch wird der Wecker jedoch unbrauchbar.
Was haben deutsche Begriffe wie „Rhein“ oder „Main“ im ersten Worträtsel zu suchen?
Natürlich gar nichts. Im amerikanischen Original ergeben sich die Lösungen vollkommen anders. Darauf wird in der deutschen Übersetzung (löblicherweise!) sogar ausdrücklich hingewiesen. Ich zitiere mal:
„Damit euch das Knobeln mit Worten auch in der Übersetzung richtig Spaß macht, haben wir bei den Rätsel-Botschaften in ähnlicher Weise mit der deutschen Sprache gespielt wie Bert Clock mit seiner englischen Muttersprache. Einverstanden? (Anmerkung des Übers.)“
Brauchen die ??? wirklich tagelang für das Entschlüsseln des zweiten Worträtsels?
"Tatsächlich erwies sich das zweite Rätsel als noch schwerer. Tagelang tüftelten die Jungen daran herum. Dann fanden sie heraus, dass Bert Clock es mit ähnlichen Wortspielen wie beim ersten Rätselspruch verschlüsselt hatte. Das half ihnen weiter.“
Über diesen Erzählertext habe ich mich immer etwas gewundert. Warum sind die ??? plötzlich so begriffsstutzig? Sie hätten doch sofort merken müssen, dass der zweite Text ähnlich verschlüsselt ist wie der erste!
Aber natürlich sind die ??? nicht so doof. Vielmehr entsprang dieser Schlenker der Feder von H.G. Francis. Im Buch gibt es kein „tagelanges Tüfteln“, sondern Justus kommt sogar ganz allein auf die Lösung: „Wo im Raume raunt die Zeit.“ Wie sich diese Lösung ergibt, möchte ich hier aber aus Platzgründen aussparen.
Wie wird das Versteck der Gemälde im Buch entdeckt?
Was bedeutet die Botschaft „Nimm dir das Buch vor“?
Was bedeuten die Zahlen?
Im Hörspiel kommt Justus auf die Idee, man müsse alle Uhren auf einmal abspielen. Durch den Lärm wird der Wandspiegel zerstört, und hinter dem Glas kommen die Bilder zum Vorschein. Die Botschaft „Nimm dir das Buch vor“ und die Zahlen spielen keine Rolle mehr. Im Buch ist das natürlich ganz anders:
Nachdem Hugenay und seine Helfer die drei Bad Guys (Jenkins, Carlos, Kramer) gefesselt und eingesperrt haben, fahren sie gemeinsam mit Justus, Bob und Harry (im Buch war auch Harry entführt worden) zum Haus von Mr. Clock. Dort befreien sie Harrys Mutter, die von Jenkins im Keller eingesperrt worden war. Dann begeben sich Justus und Hugenay ins Uhrenzimmer und versuchen, mit den entschlüsselten Botschaften die versteckten Gemälde zu finden. Das Zimmer ist im Buch noch heil, Mr. Jenkins hat es nicht zerlegt.
Hugenay vermutet, die Zahlen seien Hinweise auf Wörter auf bestimmten Seiten eines Buches (z.B. „3-27“ bedeutet Seite 3, Wort 27). Auch Justus hatte schon diesen Gedanken. Doch das Uhrenzimmer ist voller Bücher. Welches ist das richtige?
Da Mr. Clock ja eigentlich geplant hatte, dass sein alter Freund Mr. King die Rätsel löst, ruft Justus Mrs. King an (ihr Mann liegt immer noch im Krankenhaus) und fragt sie. Mrs. King meint, es könne nur das Buch gemeint sein, das Mr. Clock über seine Arbeit beim Rundfunk selbst geschrieben hatte: „Die Uhr schrie um Mitternacht“.
Justus und Hugenay finden dieses Buch und arbeiten die Zahlen ab, soweit der Zettel reicht. Dabei kommen sie auf folgende Wörter:
„Stelle dich eine Minute vor Mitternacht in die Mitte des Raums. Zwei Polizisten und zwei Reporter müssen dabei sein. Fasst euch an den Händen, steht im Kreis und bleibt eine Minute lang ganz still. Genau um Mitternacht –“
Weiter reichen die Zahlen nicht, da Jenkins die andere Hälfte vernichtet hat. Justus schaut noch mal ins Buch und bemerkt, dass Clock jedes Wort, auf das er hinwies, mit einem kleinen Bleistiftpunkt gekennzeichnet hatte. Also macht er sich an die Sisyphusarbeit, das ganze Buch nach solchen unterpunkteten Worten durchzugehen. So findet er die noch fehlenden Worte und bringt sie mit Hugenay in die richtige Reihenfolge:
„(Genau um Mitternacht) muss die Uhr, die ich dir sandte, zu schreien beginnen. Der Wecker muss pünktlich und auf volle Lautstärke eingestellt sein. Lass den Schrei so lange hallen, bis mein Versteck sich euch darbietet.“
Also ist der Wecker nötig, um die versteckten Gemälde zu finden! Doch hier muss Hugenay zerknirscht zugeben, dass er den Wecker zerstört hat (siehe oben). Kurz entschlossen befiehlt er seinen beiden Helfern, nun doch Gewalt anzuwenden. Sie holen Werkzeug, legen alle Wände frei und reißen sie auf (es ist also nicht wie im Hörspiel Mr. Jenkins, der das Zimmer zerlegt, sondern Hugenays Helfer). Aber die Gemälde tauchen nicht auf.
Hugenay will schon aufgeben, als Justus wieder mal die entscheidende Idee hat: Zwar existiert der Wecker nicht mehr, aber vielleicht gibt es noch eine andere Tonaufzeichnung von Mr. Clocks Weckerschrei – in der Radiohörspielsammlung von Clocks altem Kollegen Gerald Watson! (im Buch erwähnte Watson diese Sammlung, als Justus und Peter bei ihm waren).
Justus ruft ihn an, und Watson weiß sofort, welcher Schrei gemeint ist. Einer von Hugenays Helfern fährt los und bringt von Mr. Watson ein Tonbandgerät mit einem alten Hörspielband vorbei. Gemeinsam richten alle das Uhrenzimmer soweit wie möglich wieder her. Dann dreht Justus das Tonband auf volle Lautstärke und spielt den Schrei ab … die Scheibe des Wandspiegels zerspringt, und dahinter kommen die Gemälde zum Vorschein.