Lady Bedfort ist zur Testamentsvollstreckung eines alten Freundes geladen. Er hat ein großes Vermögen zu verteilen und zahlreiche Personen nehmen an der Verlesung teil. Doch der Familienfrieden existiert nur auf dem Papier, denn es ist längst nicht alles Gold was glänzt. Da wäre zunächst mal der Sohn des Verstorbenen, der im letzten Vorfall die Erfüllung eines Familienfluches sieht und dementsprechend mit den Nerven völlig am Boden liegt. Ein ganz anderes Extrem stellt seine Cousine dar, die keine Gelegenheit auslässt, negativ aufzufallen. Der Bruder des Toten scheint noch der Besonnenste. Und inmitten dieser Gesellschaft Lady Bedfort und ihr Butler Max.
Der Aufhänger ist hier mal ein etwas anderer und das ist nach den vielen Fällen, die Inspektor Miller zuletzt herangeschafft und dabei Lady Bedfort und Max nicht mehr nur zu Fahrern, sondern schon fast zu inoffiziellen Assistenten gemacht hat, eine erfrischende Überraschung. Das Flair auf dem Landsitz und dem nahe gelegenen kleinen Dorf ist klasse gewählt und versprüht sofort den Charme, den auch viele Miss Marple Geschichten inne haben. Dass Lady Bedfort trotz dieser immer wieder mal auftauchenden Parallelen eine sehr eigenständige Serie ist, dürfte aber in den Rezensionen zu vergangenen Folgen schon deutlich herausgekommen sein.
Für hohen Unterhaltungswert sorgen gerade zur Anfangszeit die völlig gegensätzlichen Charaktere, die hier aufeinanderprallen und dabei so allerlei sichtbare Funken in den Himmel schleudern. Daraus ergeben sich tolle Dialoge (erwähnt seinen nur die Konter Lady Bedforts auf Joans zu Massen verteilten Nadelstiche), die von den Schauspielern erstklassig herübergebracht werden.
Besonders hervorheben muss man dabei diesmal Sarah Riedel (Joan Loveham-Bedly) und Jürgen Thormann (Peter Loveham). Letzteren hat man in der Serie zwar schon desöfteren in verschiedensten Rollen gehört und aufgrund seiner markanten Stimme sticht er auch jedesmal heraus. Trotzdem hat mir seine Rolle diesmal so gut gefallen, dass mich der Umstand der wiederholten Besetzung in keinster Weise gestört hat.
Einige tolle Momente hat auch Dennis Rohling, die sich vor allem im Umfeld des Unfalls wiederfinden. Über die Top-Leistungen einer Barbara Ratthey oder eines Santiago Ziesmer muss man ja ohnehin nicht mehr viele Worte verlieren.
Einen Fall gibt es hier lange Zeit überhaupt nicht. Auch das etwas, was man von den letzten Folgen so nicht kennt. Und trotzdem gleitet diese Episode keineswegs in Länge oder gar Langeweile ab. Es gibt immer wieder neue, interessante Situationen. Vielleicht einen kleinen Durchhänger zu Beginn der zweiten Hälfte, aber ansonsten stimmt das Drehbuch und damit auch der Unterhaltungswert.
Was ganz am Ende herauskommt - nun, am besten überraschen lassen. Ich habe doch eine gute Weile gebraucht, um auf die Hintergründe zu kommen, ab einem bestimmten Moment war es dann allerdings sehr schnell klar, wie der Hase läuft.
Beim Finale hat man diesmal versucht etwas mehr Tempo und Dramatik ins Spiel zu bringen, was an sich gut gemeint ist, allerdings leider nicht zu 100% funktioniert hat. *spoiler* Wenn Inspektor Miller dem Verfolgenden und damit auch dem Flüchtenden (der noch in Hörweite sein muss, denn ansonsten könnte man ihn nicht so schnell einholen) hinterherruft, was am besten zu tun ist und der Flüchtende schließlich auch noch genau darauf hereinfällt, fehlt es an Glaubwürdigkeit. *spoiler ende* Das ganze mag jetzt etwas spitzfindige Kritik sein, ist aber einfach eine Szene, die mich so nicht überzeugt hat. Ändert aber an meinem Eindruck insgesamt natürlich kaum etwas - dazu ist die Szene dann doch zu kurz und unbedeutend.
Nachdem ich in der letzten Folge noch kritisiert hatte, dass bei der Musik die Abwechslung fehlt, so lässt diese Episode eben jenen Kritikpunkt nicht mehr zu. Dennis Rohling hat sein Repertoire etwas ausgebaut und ich muss sagen, dass die neuen Stücke sich perfekt ins bereits vorhandene Gerüst fügen. In diese Richtung darf man gerne auch zukünftig Anstrengungen unternehmen.
Schön sind die Sprecherinfos und -fotos, die man im Booklet findet. Nicht so schön ist dagegen der schon in vorangehender Rezension erwähnte Umstand, dass vor allem die klein gedruckte Schrift schwer lesbar ist und verwaschen wirkt.
Fazit: Das Szenario diesmal hat mir gut gefallen und vor allem die Charaktere, damit einhergehend die Sprecher und die Dialoge sorgen für vortreffliche Unterhaltung. Der Fall selbst gerät dabei zwar fast ein wenig ins Hintertreffen, doch muss ich sagen, dass mir die veränderte Herangehensweise als Abwechslung prima gefallen hat.
Note 2+
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