Oh, Vermurs´ Spiegel-Kritik ist ja böse... ich schätze Timo Vermurs wirklich, aber ich weiß gar nicht, was das soll, das ist einfach ein Generationending, die "alten", die "neuen" Asterix-Bände, Innovationen verteufelt er, Zitate auf alte Bände ebenso, was denn also?? Wollt ihr wissen, was der Lieblings-Band meines Sohnes ist? Richtig: "Gallien in Gefahr"!
Als unverbesserlicher Asterix-Fan, die nicht müde wird sich einfach darüber zu freuen, dass jetzt wieder alle 2 Jahre ein neuer Band erscheint, habe ich den Band sehr gerne gelesen, mich über ein paar Gags gefreut und die etwas neuere Erzählweise genossen: das ist keine Asterix-Comic, das ist eine Graphic-Novel, da happst man die Story seitenweise rein wie nix, das beweisen die seitenlangen Rückblicke, schön farblich abgesetzt vom gegenwärtigen Erzählstrang Rückblicke erleben lassen. Das wird eine Szene, ein Geschehen schon mal über zwei Seiten ausgewalzt - das hat dann halt nicht so viel Tiefe, dafür aber lesefliessende Breite, das ist modern!
Miesepetrix - ui, das mit dem Hai, seine Ankündigung, den Ring wiederfinden zu können... das ist doch ein gewaltiger Cliffhanger, den sind wir noch nicht los! Das ist ein mal ein starker Bösewicht, der ob seiner Heimlichkeit den Zaubertränklern wirklich mal Paroli bieten kann! @Uwe – ernste Bösewichte gab es aber schon immer... Brutus im Sohn des Cäsar war wirklich brutal zB
Soviel zum Plus – die Minus-Punkte setze ich beim Zeichner Conrad, der den Cäsar immer noch so scheusslich zeichnet (und wenn er mal gut aussieht, dann ist er aus alten Abenteuern abgezeichnet). Wie großartig hat Uderzo Cäsar inszeniert, dieses kantige, stets erhobene Riesenkinn, der staatsmännisch wie Clint Eastwood mit halbgeschlossenen Lidern und durch die Zähne spricht und sich für göttlich hält und dadurch aber immer so ein bisschen lächerlich ist. Und Conrad, der immer wieder hilflos Sachen abzeichnet, den kleinen Schildwall der Römer, die Verleihnix-Automatix-Prügelei... ansonsten hat er die beiden Haupthelden wirklich gut im Griff, die Szenen sind jetzt auch viel runder und ausgewogener angelegt. Textlich: ja, gerade besonders viel legendäre Dialoge sind da noch nicht drin. Aber das wird schon noch werden, spätestens, wenn es ihnen erlubt wird, sich fortzuentwicklen.
Mein Fazit: in der Post-Uderzo-Ära der beste Asterix, die mir alle vier insegsamt besser gefallen haben als die letzten vier von Uderzo. So etwas gestöhnt habe ich bei der Ankündigung schon: schon wieeeeder ein Frauenalbum, La Traviata und Maestria waren ja so furchtbar, aber die Story war gut. Hat sich richtig schön weggelesen!
Ansonsten: Wir Asterix-Fans sind ein sehr konservatives Publikum und eigentlich ist die Serie in ihrer herausragenden Form vor über 40 Jahren mit Goscinny gestorben und "Asterix bei den Belgiern" war der letzte Band dieser Ära. Und seitdem gibt es auch diese Diskussionen und Vergleiche – aber wozu?? Es gab halt nur 24 sehr sehr gute Bände, die die beiden in der Blüte ihres Lebens innerhalb von nur 18 Jahren rausgehauen haben und für die letzten 14 Stück hats 40 Jahre gebraucht, wenn man die Spin-Offs abzieht, sogar nur 11 richtige Asterix-Bände. Der Goscinny/Uderzo-Asterix ist längst Geschichte und man muss ihn in diesen genialen 24 Bänden als auserzählt hinnehmen. Da ist kein Rankommen mehr, da kann es noch so genial zugehen, die Zeit ist einfach eine andere.
Aber wenn man in die Besteller-Listen schaut: es funktioniert und wenn man meine Kinder anschaut: die lieben die neuen Alben genau so, meine Güte, ist doch toll, dass sie das erleben.