Kapitel 4 von 12 ist aufgeschlagen. Verborgen in den Schatten liegen die Geheimnisse von Gaston Glücks Welt. Die Zeit ist der Herbst, aber ein richtig fassbarer Begriff scheint die Zeit hier nicht zu sein. Die Purpurnen lauern, doch die Tochter des Königs führt den Sohn des Nebelchronisten zu einem Ort mit dem geheimnsvollen Namen Eishöhlen. Dabei geht es durch die ... Gärten - doch Welkenwerk ist nah... Das kommt Ihnen alles etwas verwirrend vor? Nun, das war eigentlich noch gar nichts in Bezug auf das, was einen bei dieser Serie erwartet. Geheimnisvoll wird hier groß geschrieben und das heißt zum aktuellen Zeitpunkt: möglichst wenig über irgendwelche Hintergründe zu erklären, auftauchende Figuren höchstens in fahlen Dämmerlicht zu beleuchten, was allenfalls vage oberflächliche Tendenzen erkennen lässt und immer wieder mit Stichworten um sich zu werfen, die in Zusammenhang stehen, der sich aktuell aber nur mit viel Phantasie erahnen lässt.
Nun heißt dieses Genre ja gerade Fantasy - und da kann derartiges ja nicht wirklich falsch sein. Genausowenig, wenn der Hörer ein wenig gefordert wird. Geheimnisvoll gleich spannend und Interesse weckend - ja, zum Teil, allerdings geht diese Formel in dieser Episode wieder deutlich weniger auf.
Hörspiele sind wie Mahlzeiten.
Manch Teller ist üppig beladen, dass man sich hinterher pappsatt fühlt, manch anderer Teller dafür exzellent angerichtet, so dass es für das Auge eine regelrechte Freude darstellt, doch schon nach der Hälfte merkt man, dass da noch ein dicker Nachtisch kommen muss, weil man sonst nicht mal den kleinen Hunger zwischendurch besiegt hat. Und genau letzteres trifft auf das vierte Kapitel von Abseits der Wege zu. Inhaltlich bleibt es trotz diverser kongenial inszenierter Szenen (Unwetter) eher dünn. Dazu trägt der träge und einschläfernde Stil, der insbesondere in der Anfangsphase angeschlagen wird, nicht unbedingt positiv bei. Ja, den Charakteren ergeht es innerhalb der Geschichte genauso wie dem Hörer auch und so gesehen ist die Umsetzung eigentlich eins-A. Alles schön geheimnisumwitterend, bedeutungsschwanger von einem grauen Herbstwind umspielt. Aber das reicht nicht, das wirkt bei weitem nicht so, wie es vielleicht angedacht war. Manch einer mag gerade diese Sachverhalte herausragend und einzigartig finden, ich selbst werde damit aber nicht hundertprozentig glücklich. Dazu war das Gefühl einer vor sich dahin plätschernden Handlung vor allem im Mittelteil einfach zu groß - und das ist schade, nachdem man mit den beiden vorangehenden Kapiteln eigentlich einen schönen Mittelweg gefunden zu haben schien.
Volker Sassenberg ist für seine Liebe zum Detail, insbesondere aber auch für den Einsatz von punktgenauen Orchesterklängen bekannt. Letztere sind es vor allem, welche diese Serie trotz der inhaltlichen Kritikpunkte, hervorzuheben wissen. Gerade die Szene, in der das Welkenwerk agiert, könnte von seiner Bedrohung und Gewalt auch in einem aufwändigen Fantasy-Film nicht besser umgesetzt sein.
Im Gros gibt es bei den Sprechern nicht sehr viele, die herausstechen können, allerdings fällt genausowenig jemand negativ auf. Großartig gefallen hat mir Diana S. Borgwardt als Myrell, die in diesem Kapitel maßgeblich den Ton angibt. Sehr viel Text - und für meine Begriffe in gewissen Situationen deutlich zu viel - zu bewältigen hat auch Erzähler Heinz Ostermann, so dass damit die agierenden Figuren ganz automatisch etwas mehr in den Hintergrund rücken als es sein müsste.
Fazit: Ich bin zwar nicht richtig enttäuscht, aber bei weitem auch nicht sonderlich begeistert. Die Geschichte hat was - einiges sogar und einen gewissen Reiz übt der geheimnsvolle Stil ja auch aus. Es fehlt aber an Feuer und Inhalt!
Note 3+
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Ich habe mal eine Passage fett markiert, zu der mich weitere Meinungen sehr interessieren würden. Müssen nicht identisch mit der meinen sein