N'Abend zusammen
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nachdem ich ja nun schon recht lange eure Meinungen über diverse Hörspiele mitverfolgen konnte, habe ich mir erneut klar gemacht, wie verschieden doch die Geschmäcker...und die Ansprüche sind.
Ich stelle immer wieder fest, dass einige Hörspiele, die mir überhaupt nicht gefallen, bei euch ganz hoch im Kurs stehen ( oder umgekehrt ) ....ein guter Anlass für mich, dieses Thema noch mal aufzuwärmen :
WAS MACHT EIGENTLICH EIN HÖRSPIEL FÜR MICH GUT UND HÖRENSWERT ?
Vorab:
Wenn ich mich im Folgenden zu bestimmten Hörspielen negativ äußere, möchte ich
KEINESFALLS das Urteilsvermögen oder den Geschmack eines (oder mehrerer) Fans anzweifeln….wie gesagt hat jeder seinen eigenen, und mein Posting möchte bitte als rein subjektiv verstanden werden, danke sehr :zwinker:
Zunächst habe ich mir also überlegt, welche HSP mir denn sehr gut gefallen und welcheeher weniger. Danach versuchte ich mir darüber klar zu werden, WORAN dies liegt, welcher Kriterien eine Rolle spielen…und bin zu folgenden Ergebnissen gekommen:
1. DIE STORY
Klar, die Geschichte ist mir sehr wichtig…dachte ich. Stimmt aber nicht. Mir fiel auf, dass einige Hörspiele zu meinen Favoriten zählen, deren Geschichte nun alles andere als originell, schlüssig oder gar logisch ist. Ein Beispiel wäre da
„Dracula und Frankenstein - Die Blutfürsten“. Die Story ist eigentlich total kruder, trashiger Unfug….nichtsdestotrotz mag ich sie sehr. Umgekehrt muss aus einer guten Vorlage noch lange kein gutes HSP geworden sein. Ein Grund hierfür sind die
2. SPRECHER
Die Sprecher und ihre jeweiligen Leistungen stellen für mich den wesentlichen Anteil der Güte eines Hörspieles dar.
Ein guter Sprecher erreicht bei mir Folgendes: beim Hören entsteht vor meinem geistigen Auge eine Art Film….ich sehe die Personen in der Handlung agierend vor mir. Ich unterteile dann noch einmal in 2 Unterpunkte:
Erstens: die Stimmen selbst (Klang, Tonlage etc. ) und zweitens: die Art des Vortrages (Betonung, Dynamik, Aussprache etc.)
Ich bin zum Beispiel ein großer Hans-Paetsch-Fan, und dieser Mann konnte sprechen, was er wollte: es gefällt mir, Handlung hin, Handlung her. Das liegt daran, dass ich ihm einfach, hmm, glauben…abnehmen kann, was er erzählte
Zwei Beispiele, um die Gegenseite zu verdeutlichen: Ich stehe total auf Horror, Grusel, SF und Fantasy. Aus diesen Bereichen nehme ich jetzt mal „A.D.F“ und „SCHATTENSAITEN“. Trotz sehr guter Stories gefallen mir diese beiden Serien nicht so gut, obwohl sie durchaus sehr gut produziert sind. Hauptgrund: Ich nehme den Sprechern die Geschichte nicht ab, ich sehe sie nicht als Figuren innerhalb der (für mich durchaus spannenden ! ) Story, sondern als „Hörspielsprecher“ mit einem Skript in der Hand vor einem Mikro sitzend. Der „Film“ in meinem Kopf kommt nicht in Gang, trotz des guten Sounds, guter Geräuschkulisse, Musik etc (Dazu gleich mehr). Fairerweise muss ich sagen, dass ICH wohl nicht mal halb so gut von einem Blatt ablesen könnte….:zwinker:….
( an die Hoerfabrik & Pandoras Play : bitte nicht enttäuscht sein, ich kaufe mir eure Hörspiele trotzdem weiterhin, und an kritischer Meinungsäußerung wächst man ja bekanntlich )
Ein anderes Beispiel für überzeugende Sprecherleistungen: Douglas Welbat und Günther König in MACABROS. Speziell diese beiden Sprecher „durchlebten“ ihre Parts förmlich, wie ich finde…wenn König über einen Protagonisten erzählte, der völlig panisch vor etwas flüchtet, so klang er selbst vollkommen verängstigt und gehetzt.....ich verstehe nie, warum seine Sprechweise oft als „steril“ oder „eiskalt“ empfunden wird (?!) Ebenso Welbat, dessen Art des Vortrages mich bis heute Glauben macht, die Figur Macabros sei wahrhaft existent und spaziere jeden Augenblick zur Tür hinein
…obwohl die Stories selbst teilweise an allen Ecken und Enden haken. Unvergessen auch der von Höllenhunden gepeinigte Peter Kirchberger ( als Eddie Lawton im „Horror-Trip“ ) ....eine Superleistung .
So viel erst mal dazu. Weiterhin finde ich
3. GERÄUSCHKULISSE UND MUSIK
sehr wichtig. Hier gibt es ganz viele beachtenswerte Kleinigkeiten, die vielleicht gar nicht so in erster Linie ins Ohr dringen, aber äußerst wichtig für eine gute Atmosphäre sind. Spielt sich eine Szene z.B. im Freien ab, so hört man auf einem ( fürmeine Ohren ) guten Hörspiel ( je nach Location ) Straßengeräusche, eine Turmuhr, Wasserplätschern, Vogelgezwitscher, Wind, Regen, Stimmen anderer Menschen usw. Außerdem klingen Stimmen in freier Natur völlig anders als in einem kleinen oder gar sehr großen Raum. (Hier sollten die Techniker ihre Hallgeräte im Griff haben :zwinker: )
Fehlen diese Geräusche, so entsteht wiederum kein Bild in meinem Kopf. Sind sie vorhanden, jedoch zu leise ( oder noch schlimmer : zu laut ) eingespielt, stört mich das auch immens, so z.B. beim Magier ( Todeszauber ).
Nebenbei : ich finde es grundsätzlich wenig innovativ, wie auf den meisten Produktionen Stimmen verfremdet werden ( z.B. die Bösewichter bei JS2000 )....beim heutigen Stand der Technik sollte doch etwas mehr drin sein als ein Pitch-Shifter auf Stufe Minus-2, oder wie denkt ihr darüber ?
Die Musik
schließlich ist ein ganz wesentlicher Aspekt, wie ich meine, obwohl es auch hier wieder schwierig wird, da jeder einen anderen musikalischen Geschmack hat. Ein Beispiel: davon abgesehen, dass ich John Sinclair eh nicht so sehr mag, schießen die Musikeinspielungen der TSB-Versionen hier den Vogel ab: etwas Ungruseligeres als eine olle Bontempi-Orgel kann es nun wirklich nicht geben….
( bitte vergebt mir, TSB-Fans ). Vielleicht wäre hier klassische Musik von einem Orchester besser platziert gewesen (Ich weiß, eine Frage des Geldes, aber darum geht es ja jetzt nicht). Obwohl ich auch die 2000er-Sinclairs nicht soooo sehr mag, haben sie allein durch den Einsatz der brachialen Musik bei mir doch schon einen ganz anderen Stellenwert.
Jedenfalls ist die richtige Musik, an der richtigen Stelle eingesetzt, Gold wert und macht einen sehr großen Anteil der Atmosphäre aus…das kennen wir ja auch aus Filmen. Diesbezüglich gefallen mir die Point Whitmark-HSP recht gut…eine Mischung aus klassischer Musik und „Wah Wah Funky“ im Stil der alten Drei ??? – sehr nett. Durch meine Mitarbeit am ersten Teil von INSIDE durfte ich dann auch mal feststellen, wie sau-schwer es doch ist, passende Tracks zu Hörspielszenen zu schreiben, welche die jeweilige Situation stimmungsvoll untermalen...weniger kann oft mehr sein
....und auch hier halte ich eine ausgewogene Lautstärke sowie gezieltes Fade-In und Fade-Out für höchst wichtig.
So, und zu guter Letzt noch ein nicht ganz unwesentlicher Punkt:
4. DER NOSTALGIE-FAKTOR
Klar, letztlich gibt es dann noch einige Hörspiele aus meiner Kindheit, welche die oben genannten Kriterien gar nicht erfüllen
Aber dieses vertraute Gefühl dürfte auch dem ein oder anderen bekannt sein, oder ? Als Kind hatte man eben noch andere Ansprüche und ließ sich, hmmm, viel leichter in andere Welten entführen, was meint ihr ? Ich für meinen Teil höre jedenfalls bis heute noch einige HSP, die ich, hätte ich sie erst kürzlich zum ersten Mal gehört, wohl grottenschlecht finden würde
Ach ja, noch eine Kleinigkeit zum Schluss: DAS AUGE HÖRT MIT :zwinker: Will sagen, dass ein Cover nicht direkt etwas mit dem zu hörenden Inhalt zu tun hat…aber eine schöne Aufmachung und ein ansprechendes Cover-Bild irgendwie auch zum Hörgenuss beitragen. Was dieses Thema betrifft, ist m.E. die gute, alte LP ob ihres großen Formates einfach nicht zu toppen
:blabla:
…und was meint IHR ????
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