Gestern waren wir, also die Frau und ich, wegen unseres Wochenendeinkaufes mal wieder bei Kaufland. Unter anderem wollte ich meinen Lieblingsfrischkäse
"Boursin" einkaufen.
Am entsprechenden Kühlregal angekommen, konnte ich mich natürlich freuen, dass dieser Käse überhaupt vorrätig war.
Ich schnappe mir also einen aus dem Regal und schaue aufs Mindesthaltbarkeitsdatum: 18.01.10 !
Und das am 23.01.2010. Vier Tage finde ich schon bemerkenswert. Insbesondere dann, wenn kein Wochenende in diesem Zeitfenster liegt.
Zunächst war ich zwar ein wenig bekümmert, das mein Frühstück wohl ohne Boursin ablaufen wird, aber nachdem ich im Regal weiter "gebuddelt" habe, habe ich dann auch noch Boursin gefunden, der bis zum 07.02.10 haltbar war. Ferner fand ich auch noch einen weiteren Boursin mit dem Mindeshaltbarkeitsdatum 18.01.10.
Dem aufmerksamen Thread-Leser wird nunmehr klar sein, dass diese Funde natürlich den Auftakt des folgenden Spieles zur Folge hatten:
"Frische-Garantie-Spiel"
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"Sie erhalten einen Einkaufsgutschein über 2,50 €, wenn Sie bei uns im Laufe eines Tages einen oder mehrere Artikel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum finden!"
Ich sage also kurz der Frau, also meiner, Bescheid, dass ich mal kurz nach vorne zum Info-Schalter gehe, um mir meinen 2,50 Euro-Gutschein abzuholen
. Sie soll in der Zwischenzeit schon mal den Rest zusammensuchen und wir treffen uns dann vor den Kassen (aber noch nicht anstellen, sag´ ich, weils u. U. etwas länger dauern könnte).
Ich also gesetzten Schrittes von der Käsekühltheke in Richtung Info-Schalter. Ist ´ne ganz schöne Strecke. Einmal durch den ganzen Markt.
Beim Info-Schalter angekommen stelle ich zunächst fest, dass man zu dritt fröhlich am Schwatzen ist (während die Ware ja scheinbar in den Regalen vor sich hin gammelt). Aber da ich ja jemand bin, der sich kein Urteil anmaßt oder gar die Heiterkeit der Schwatzrunde stören möchte, setze ich ein freundliches Lächeln auf und sage, den Boursin-Käse mit dem abgelaufenen Datum nach vorn gedreht in der Hand des ausgestreckten Armes haltend: "Guten Tag! Ich hätte gerne einen Gutschein!". Zu meiner großen Überraschung erhalte ich diesen auf sofort ohne irgendwelche weitere Bemerkungen. Habe ich nun überhaupt nicht mit gerechnet. So flott ging es eigentlich noch nie.
Ich also mit meinem "2,50 € Geschenk-Gutschein" in Richtung Frau, also meiner, zurück.
Auf dem Weg zu dieser kommt mir dann noch der Gedanke, warum der Gutschein, den ich erhalten habe, eigentlich Geschenk-Gutschein heisst? Denn eigentlich habe ich dafür ja gearbeitet, da ich dem Kauflandpersonal ja Arbeit abgenommen habe. Aber an der Kasse beim Einlösen sieht es wohl besser aus, wenn man einen Geschenk-Gutschein vorlegt. Ein "Finder von vergammelten Produkten-Gutschein " macht so wohl nicht so gut... Sowas kriegen dann ja auch andere Kunden mit.
Die Frau, also meine, war noch nicht am vereinbarten Treffpunkt eingetroffen, so dass ich mich auf die Suche nach ihr begeben habe. Im Hauptgang habe ich sie dann auch erblickt. Die war erst unwesentlich von der Käsekühltheke entfernt. Da schiesst es mir ins Hirn, dass da ja noch ein abgelaufner Käse im Regal lag. Ich rausche also mit breitem Grinsen kommentarlos an der Frau vorbei, fische mir den nächsten abgelaufenen Boursin aus dem Regal und eile wieder in Richtung Frau. Dort angekommen, erstatte ich kurz Bericht, zeige auf den zweiten abgelaufenen Käse und sage der Frau, dass wir zum Glück zu zweit da wären und sie gleich den zweiten Boursin in einen Gutschein verwandeln könne.
Wir haben allerdings zunächst unsere weiteren Einkäufe zusammen getragen. War eh nicht mehr viel und ging auch flott. Als wir kurz vor den Kassen an der Eistheke eingetroffen sind, sage ich der Frau, dass ich jetzt hier warte und sie kurz rüber zum Info-Schalter gehen soll, um sich den Gutschein zu holen. Sie wackelt also los und ich warte. Und warte... und warte...
Nach einer kleinen Ewigkeit kommt die Frau zurück. In der Hand ein Piccolo-Fläschen Sekt. Holla, denke ich. Meine Kleine. Die hat´s denen jetzt aber gezeigt, wo die doch sonst immer so nett ist...
Ich frage also auch gleich, wie sie das hingekriegt hat. Gutschein und Sekt. Da sagt die Frau, sie hat nur den Sekt gekriegt! Was?
Sie sagt, ihr wurde Sekt oder eine Tafel Schokolade angeboten und dann hat sie sich für die Flasche Sekt entschieden. Dass es sich um ein Piccolo-Fläschen (übrigens der "Marke" Rotkäppchen) handelte, wurde ihr ihr auch erst bei der Übergabe bewusst.
Boah!
Ich war vielleicht vergnatzt!
Am Liebsten wäre ich, mit der Frau im Schlepp, gleich wieder hin und hätte ein eindringliches Gespräch geführt.
Aber die Frau, also meine, hat es verboten!
An der Kasse habe ich dann natürlich fröhlich meinen Gechenk-Gutschein eingelöst und bereits auf dem Weg zum Auto fing ich an zu analysieren
, wie es zu diesem "Waterloo" kommen konnte, denn immerhin dürfte der Verkaufspreis für ein Piccolo-Fläschchen Rotkäppchen-Selt so zwischen 0,99 und 1,50 Euro liegen. Die ebenfalls angebotene Tafel Schokolade wohl eher noch weniger.
Eigentlich ist die Sache ja ein Selbstgänger. Abgelaufenes Produkt hier - Gutschein da! Ich hab es wirklich nicht verstanden
. Im Verlauf meiner Analyse teilte mir die Frau, also meine, aber dann zu meiner Erheiterung mit, dass sie mitgekriegt hat, dass ein Herr der Schwatzrunde im Info-Schalter von einer anderen Mitarbeiterin schon einen "ordentlichen Einlauf" gekriegt hat. So sinngem.: "Herr Schneider! Gehen Sie da endlich mal hin und räumen das aus!" Das war zwar lustig, tröstet aber nicht über den Verlust des Gutscheines hinweg.
Ich finde das wirklich arg dreist, den Gutschein nicht heraus zu geben, zumal direkt über dem Info-Schalter das große Schild mit besagter Frische-Garantie prangt! Wie bzw. wieso kommt ein Mitarbeiter von Kaufland dann auf die dreiste Idee, dem Kunden an Stelle des Gutscheines niedrigpreisige Artikel zu geben?
Dazu meine Theorie: Wenn die Mitarbeiter einer Filiale die Gutscheine herausgeben, müssen sie es entsprechend dokumentieren. Wenn zuviele Gutscheine innerhalb einer gewissen Zeit herausgegeben werden, dann gibt es Ärger. Trickserei scheint mir nur schlecht möglich, da ja immer der Gegenwert in der Kasse fehlt. Also haben die Mitarbeiter ein System entwickelt, die tatsächliche Anzahl der abgelaufenen Produkte zu verschleiern. Was bietet sich an? Natürlich ein Warengeschenk. Frei nach dem Motto: Der Kunde wird froh sein, überhaupt etwas zu kriegen. Irgendwie bleibt ja immer mal was über oder aber man entnimmt es aus dem Regal, so dass diese fehlenden Waren dann unter "Schwund" oder "Diebstahl" laufen und die Filiale statistisch besser da steht. Zumindest im Bereich der Gutscheinausgabe. Nur die Kunden, die konsequent auf den Gutschein bestehen, erhalten diesen auch.
Die Frau, also meine, trägt zwar eine gewisse Mitschuld
, da sie sich auf den Quatsch mit dem Sekt eingelassen und nicht auf die Herausgabe des Gutscheines bestanden hat, aber in Ordnung ist das deshalb noch lange nicht. Ihr Sanftmut wurde schamlos ausgenutzt!
Daheim habe ich dann auch noch herausgekriegt, wie es dazu gekommen ist. Die Frau, also meine, hat tatsächlich das Wörtchen "Gutschein" nicht benutzt, sondern hat lediglich den Boursin-Käse vorgezeigt und darauf hingewiesen, dass dieser abgelaufen sei. Daraufhin wurde sie sogleich vor die Wahl zwischen Sekt und Schoki gestellt.
Na, insgesamt kein Beinbruch. Meine Kleine lernt das schon noch. Ich jedenfalls freue mich schon auf den nächsten abgelaufenen Artikel. Mit dem schicke ich sie dann an den Info-Schalter. Allerdings werde ich wie Batman hinter ihr stehen und erforderlichenfalls eingreifen.
Achso. Eine E-Mail nach Neckarsulm geht zu Thema natürlich heute noch raus!