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Donnerstag, 31. August 2006, 00:11

Hape Kerkeling: "Ich bin dann mal weg!"

[isbn]3938781378[/isbn]

© 2006 Tacheles / ROOF
Buch: der Sprecher
Sprecher: der Autor

Laufzeit:
ca. 447 Minuten [39 Tracks]

Hape Kerkeling – ein Mann geht seinen Weg …
Nun ja, eigentlich ist es gar nicht sein Weg, sondern Jakobs Weg. Äh – DER Jakobsweg, oder besser: der klassische Jakobsweg, eine Pilgerstrecke, die von den Pyrenäen durch ganz Nordspanien bis nach Santiago de Compostela führt. Unterm Strich schlappe 650 Kilometer, die der wanderfreudige Pilgersmann durchstehen muß, um die Kathedrale schauen zu dürfen, unter der sich das Grab des Apostels Jakobus befinden soll. Damit der Spaß möglichst lange anhält, gibt es neben einigen schönen Live-Panorama-Bildern der spanischen Landschaft auch noch jede Menge Aufs und Abs nebst Aber-so-richtig-Aufs und Richtig-fies-Abs, unwegsame oder gar gefährliche Wegpassagen, schlecht ausgeschilderte Wege, das alles in der freien Natur, die stets bereit ist, einen mit sengender Hitze, endlosen Regenfällen oder wahlweise wildem Schneegestöber zu beglücken. Dazu noch vergleichsweise wenige Möglichkeiten zur Einkehr und noch weniger Volk auf den Straßen … das klingt nun nicht gerade nach einem wirklich erholsamen Urlaub. Daher wird Hape Kerkeling von vielen seiner Freunde und Bekannten gar nicht für voll genommen, als sich er eines Tages mit einem lockeren „Ich bin dann mal weg!“ aufmacht, um seine gemütlichen Sitzkissen auf der heimischen Couchgarnitur gegen einen 11-Kilo-Rucksack und einen Pilgerstab einzutauschen, die ihn auf diesem Fußmarsch begleiten sollen. Weshalb? Das fragt er sich dankenswerterweise schon im ersten Kapitel und liefert auch gleich die Antwort mit: es ist nicht die formschöne Pilgerurkunde, die er am Ende des Weges in Empfang nehmen darf, es ist nicht sein Glaube, sondern vielmehr die Suche nach sich selbst. Um den Weg zu dokumentieren, hat er sich entschlossen, neben Fotokamera auch noch ein Tagebuch mit sich zu führen und die wichtigsten Ereignisse auf dieser Reise sowie seine bisherigen Erkenntnisse über sich selbst und das Leben jeden Abend konsequent festzuhalten.

Ich weiß, diese Beschreibung klingt jetzt nicht unbedingt spannend. Und das ist das Hörbuch auch tatsächlich nicht. Die Inhaltsangabe wirkt auch nicht brüllend komisch, wie man es von einem Komiker vielleicht erwarten würde. Nun, das ist das Hörbuch eigentlich auch nicht. Klingt irgendwie nach Kerkeling-Merchandising und stinklangweilig? Tja, und das ist es dann doch auch nicht. Kann ich versichern – erstens zähle mich nicht zu den Kerkeling-Fans und zweitens war das Hörbuch trotz siebeneinhalbstündiger Laufzeit und gegebener Alternativen nach zwei Abenden durchgehört, was nicht gerade für dröhnende Langeweile spricht. Das soll nicht bedeuten, daß das Hörbuch keine Längen hat – die gibt es, meistens dann, wenn der erschöpfte Pilger abends versucht, besondere spirituelle Erfahrungen, die er im Verlauf seines Tagesmarsches gemacht hat, in Wort und Schrift festzuhalten. Gelegentlich driften die Gedanken dann weit ab und landen irgendwo im Nirgendwo, wohin ihnen wahrscheinlich die wenigsten Menschen folgen können oder wollen. Aber man ist gerne bereit, dem Autor diese kleinen Ausflüge zu verzeihen. Und das liegt am Rest des Hörbuchs, in dem er sich neben der Beschreibung der spanischen Landschaft (nebst einigen kleinen Erklärungen und historischen Verweisen) vor allem der Beobachtung seiner Mitpilger und natürlich auch seiner selbst widmet. Es sind schon sonderbare Gestalten, die auf diesem Weg unterwegs sind – Kerkeling eingeschlossen, der sowohl fremde als auch seine eigenen Handlungen meistens ironisch kommentiert, für bestimmte Gefühle, Bilder oder Personen treffende Vergleiche findet oder sich völlig zwanglos über Gott, die Welt und seine Mitmenschen ausläßt. Oder über den Weg und die Strapazen, die mit dieser Pilgerfahrt verbunden sind. Besonders über die. Mit seinem Gefühl für Sprache zieht Hape Kerkeling praktisch an jedem Abend seiner sechswöchigen Reise den Hörer neben sich aufs Bett und erzählt ihm was von seinem Tagesablauf und seinen Gedanken. Das ist nicht immer sprachlich perfekt und mit Sicherheit hätte er das Buch auch etwas besser einlesen können, aber auf diese Weise wirkt es einfach natürlich und leicht – und man wundert sich manchmal, wie schnell mancher 20-Minuten-Track (oder sogar eine ganze CD) vorbeigehen kann.

Fazit: Weit davon entfernt, große Literatur zu sein. Aber es ist natürlich, gemütlich und vor allem kurzweilig. Einfach mal einschalten und dem guten Onkel Hape bei seinen Erlebnissen auf dem Jakobsweg zuhören – nicht brüllend komisch, aber amüsant, nicht abgehoben, sondern äußerst bodenständig, nicht allzu teuer und kalorienarm … was will man mehr.

P. S.: Und bei der nächsten Gelegenheit sollte man sich bei Tacheles mal wirklich Gedanken darüber machen, ob es sinnvoll ist, 30-Minuten-Passagen ohne zusätzliche Trackmarke auf eine CD zu bringen!
Radio Liederlicht
Liedermacher & Co.


Mittwoch.
Skywise: "Ja klar ist der Laden super und so, aber ich mach' da trotzdem einen Bogen drum, denn allein für's Umschauen muß man da schon den großen Geldbeutel dabei haben."
Kollegin: "Ach was, das geht auch ohne. Mit EC-Karte zum Beispiel."