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Montag, 2. Oktober 2006, 09:56

Kultur aus dem Netz

Zitat

Wenn am 18. Oktober die Ministerpräsidenten in Bad Pyrmont zusammentreffen, steht auch die Rundfunkgebühr für internetfähige Computer auf der Agenda. Nach dem Rundfunkgebührenstaatsvertrag der Länder gelten Computer mit Internetanschluss von 2007 an als Rundfunkgeräte und unterliegen damit der Gebührenpflicht.

Einzig über den Zeitpunkt der Gebührenpflicht besteht unter den Ländern noch Abstimmungsbedarf. ARD und ZDF wollen schon vom nächsten Jahr an 5,52 Euro pro Monat von all jenen Internetnutzern erheben, die bislang weder ein Fernseh- noch ein Radiogerät angemeldet haben. Der Bundesverband der Selbständigen und der Bund der Steuerzahler forderten die Ministerpräsidenten auf, das Vorhaben zu kippen.

Rechtzeitig für die anstehende politische Diskussion schafft der WDR zusätzliche Argumente für die Einziehung der Gebühr. Bereits jetzt können fast sämtliche öffentlich-rechtliche Radioangebote live im Netz empfangen werden. Am 4. Oktober startet der WDR zusätzlich einen neuen Radiosender Eins Live Kunst, der ausschließlich im Internet empfangbar sein wird. Obwohl ARD und ZDF eine Ausweitung seiner analogen und digitalen Programmangebote politisch untersagt wurden, weitet der WDR sein Programmspektrum damit über das Internet weiter aus.

Populärer „Lauschangriff“

Der neue Kanal enthält Wortbeiträge zu Kulturthemen, zusammengestellt aus bereits produzierten Programmen von WDR 3, WDR 5, Funkhaus Europa und Angeboten der ARD-Korrespondenten, und wird von Moderatoren der jungen WDR Welle Eins Live moderiert. Mit dem neuen Netzradio will der WDR vor allem junge Leute für Kulturprogramme interessieren. „Jüngere Hörer sind meist nur schwer für das zu begeistern, was man unter klassischem Bildungsbürgertum versteht“, sagte WDR-Hörfunkdirektorin Monika Piel gestern in Köln. Die Hörer der WDR-Kulturprogramme seien im Durchschnitt weit über 60 Jahre alt. Andererseits schalten aber regelmäßig 60 000 bis 80 000 Hörer die anspruchsvollen Hörspiele in der Reihe „Lauschangriff“ bei Eins Live ein, die sich an ein jüngeres Publikum wenden. „Der »Lauschangriff« ist der meistgehörte Hörspiel-Programmplatz in ganz Deutschland“, so Piel. Auch jüngere Hörer seien an Kultur interessiert, allerdings nicht in der üblichen Radioaufbereitung kombiniert mit klassischer Musik.

Schätze bleiben im Archiv

In einem ersten Schritt führte die Kulturwelle WDR 3 bereits nachmittags Jazz und anspruchsvolle Weltmusik ein, jetzt sollen beim neuen Projekt auch das Medium Internet und eine junge Moderation verjüngend wirken. Angst davor, mit Eins Live Kunst die eigenen UKW-Sender zu kannibalisieren habe der WDR nicht, einen Werbeetat für das neue Angebot gebe es nicht. Ebenso wenig sei daran gedacht, Beiträge eigens für das Netzradio zu produzieren. Die Macher bedauern, dass ausgerechnet Hörspiele und Kultur-Features aus urheberrechtlichen Gründen nicht bei Eins Live Kunst zu hören sein werden. „Wir haben so viele Schätze in unseren Archiven“, so Piel. Allerdings wäre deren Wiederaufführung im Internet „unbezahlbar“.

Eins Live Kunst soll laut Piel zunächst als „befristetes Experiment“ laufen. Montags bis freitags sieht das Sendeschema eine vierstündige moderierte Livesendung ab 15.15 vor, die anschließend fünfmal wiederholt wird. Zwischendurch gibt es stündlich aktuelle Nachrichten von Eins Live. Am Wochenende wird die Livesendung durch eine vierstündige unmoderierte Musiksendung ersetzt.

Erfahrungsgemäß gehören junge Leute eher zu jenen, die von Gebühren entweder freigestellt sind oder noch auf ihre Gebührenpflicht aufmerksam gemacht werden müssen. Vielleicht sendet der WDR ja eine gesungene, stereophone Grußbotschaft mit: „Habt ihr euer Gerät auch angemeldet?!“

Infos: www.einslivekunst.de