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Dienstag, 20. März 2007, 09:28

Deutsche Schulpolitik im Visier des UN-Menschenrechtsrates

19.03.2007, Berlin (dpa) - Deutschland muss sich wegen seiner Bildungspolitik an diesem Mittwoch vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf rechtfertigen. UN-Menschenrechtsinspektor Vernor Muñoz wird bei der vierten Vollversammlung des Rates offiziell seinen Bericht über das deutsche Schulsystem vorlegen. Es gilt als sicher, dass der UN-Experte dabei Versäumnisse bei der Umsetzung des «Menschenrechts auf Bildung» anprangern wird: Fehlende Chancengleichheit für begabte arme Kinder wie für Schüler aus Migrantenfamilien, Ausgrenzung von Behinderten in Sonderschulen und eine oft ungeklärte Schulsituation für Kinder von illegal hier lebenden Ausländerfamilien. Bundesregierung und Kultusministerkonferenz wollen sich gemeinsam verteidigen und die Vorwürfe zurückweisen. Intern hat das Auswärtige Amt bereits zur diplomatischen Räson gemahnt. Denn seit Bekanntwerden der vorläufigen Berichtsfassung des UN-Inspektors Ende Februar wird aus einigen Landesministerien schon kräftig zurückgeschossen: «Unbrauchbar» für die deutsche Debatte (Nordrhein-Westfalen), «eine Momentaufnahme aus merkwürdig entfremdeter Ferne» (Sachsen-Anhalt), Muñoz sei doch nur neun Tage in Deutschland gewesen (Niedersachsen) - oder: Er habe doch keine einzige Einrichtung in Baden-Württemberg besucht und könne so folglich kaum über das deutsche System urteilen. Dabei fasst Muñoz mit seiner harschen Kritik an dem in Haupt- und Realschule, Gymnasium und Sonderschule gegliedertem Schulsystem nur das zusammen, was nationale wie internationale Studien Deutschland seit Jahren bescheinigen: Weltweit ist in keiner anderen vergleichbaren Industrienation der Bildungserfolg eines Kindes so abhängig von seiner sozialen Herkunft wie in der Bundesrepublik. Bundespräsident Horst Köhler nennt diesen Befund «beschämend». Arbeitgeber-Chef Dieter Hundt spricht vom «eigentlichen Skandal» der deutschen Schulpolitik. Und die Vize-Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marianne Demmer, hofft, dass jetzt nach dem «klaren Blick von außen» endlich eine Debatte über die fehlende Chancengleichheit in Deutschland in Gang kommt. Muñoz-These: Durch die international «untypische» frühe Selektion von zehnjährigen Kindern auf verschiedene Schulformen werden von ihrer Herkunft her benachteiligte Kinder doppelt benachteiligt. In der meist nur vierjährigen Grundschulzeit lassen sich Lücken im Ausdrucks- und Sprachvermögen kaum kompensieren. Die Separierung dieser Kinder in Haupt- und Sonderschulen verstärkt die Probleme. Weltweit kennt nur noch Österreich diese frühe Aufteilung von Zehnjährigen auf verschiedene Schulformen - wenngleich die Schulen dort viel durchlässiger sind. Die weltweite IGLU-Grundschulstudie spricht in diesem Zusammenhang von einen deutschen «Sonderfall». Für Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) ist manches in dem Muñoz-Bericht «Ansichtssache», die nicht «als die ganze Wahrheit» anzusehen sei. Doch unter Erziehungswissenschaftlern wie Psychologen findet sich heute kaum noch jemand, der die frühe Selektion von Zehnjährigen auf verschiedene Bildungsgänge rechtfertig. Meterlang reiht sich inzwischen die Fachliteratur über die Fehlerhaftigkeit dieser umstrittenen Grundschul-Empfehlungen aneinander. Muñoz, der Jura-Professor in Costa-Rica ist, hatte Deutschland auf Bitten des UN-Gremiums vom 13. bis 21. Februar 2006 bereist und dabei Schulen und Kinderhorte in Berlin, Brandenburg, Bayern und Nordrhein- Westfalen begutachtet. Fast ein Jahr lang war der Besuch von Bundesregierung, Ländern und Forschungsinstituten vorbereitet worden. Muñoz-Mitarbeiter werteten für den Bericht auch die jüngsten Studien, wie PISA, IGLU und TIMSS aus. Ein Wissenschaftler des Max-Planck- Instituts für Bildungsforschung in Berlin ist mit deutschem Mandat ständiger Gast im UN-Menschenrechtsrat.

Quelle
Lange bevor ich erwachsen wurde, lehrte mich ein Teddy, was Liebe wirklich heißt:
nämlich da zu sein, wenn man gebraucht wird.