Rezension:
Lange haben die Fans auf die Fortsetzung von Mark Brandis warten müssen und man kann eigentlich nur hoffen, dass bis zum vierten Teil nicht wieder ganz so viel Zeit ins Land gehen wird. Ein Problem bei solchen langen Abständen ist, dass dem Hörer der Handlungsfaden irgendwann aus den Augen zu gleiten droht. Es bietet sich selbstredend die Möglichkeit die ersten beiden Folgen nochmals zu hören, doch zur besseren Bindung der Hörerschaft und um die Spannung nicht abflachen zu lassen, wäre mindestens ein, zwei Episoden mehr im Jahr alles andere als verkehrt. Letztlich darf die Qualität unter dem Rhythmus aber nicht leiden.
Jene stimmt in "Unternehmen Delfin" von der ersten bis zur letzten Minute. Das Team um Interplanar hat exzellente Arbeit geleistet und einen großartigen Stoff nahezu perfekt in Hörspielform gebracht.
Der Reihe nach:
Einer der gewichtigsten Punkte in einem Hörspiel sind für mich die Geschichte und der sich daraus ergebenden Spannungs- und Unterhaltungswert. Je nach Genre natürlich mit einem angepassten Fokus.
Bei Mark Brandis stimmt beides. Das besondere ist aber, dass diese Serie weit mehr bietet als nur oberflächliches Actionspektakel. Politik als Kernthema in einem Hörspiel mag dem ein oder anderem im ersten Moment vielleicht etwas suspekt erscheinen. Das ist es aber ganz und gar nicht, wenn es auf diese Art und Weise integriert wird. Die politischen Hintergründe geben dem Plot erst das nötige Gewicht und die Substanz auf der man aufbauen kann. Sie ist der Grundpfeiler, den schon die ersten beiden Hörspiele errichtet und geformt haben und der nun wie ein scharfer, spitzer Dolch in den Raum ragt.
Jetzt ist die Zeit gekommen, die Charaktere genau mit diesen Kanten zu konfrontieren. Und auf welch vielfältige Art und Weise diese schneiden können, das stellt die dritte Folge eindrucksvoll unter Beweis. Auf angenehme oder nur ruhige Zeiten können Mark Brandis und sein Team auf der Delta VII nicht hoffen.
Der dritte Weltkrieg steht kurz vor dem Ausbruch. Der machtbesessene General Gordon B. Smith plant einen Angriff auf die Orientalischen Republiken, nachdem er bereits gut zwei Drittel der Weltbevölkerung dank seiner Methoden hinter sich hat. Mark Brandis sieht sich als neutraler Helfer in China wieder, wo man seinen guten Absichten nur wenig Glauben schenken mag. So steht er kurzerhand dem Tod durch ein Hinrichtungskommando gegenüber...
Fünfundsiebzig Minuten können eine Menge Zeit sein, wenn man nichts zu erzählen hat. Fünfundsiebzig Minuten können einem aber auch verdammt kurz vorkommen, wenn es so rasant zugeht, wie in diesem Abenteuer. Vor allem dann, wenn man ohnehin schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung gewartet hat.
Die Authenzität, die zu jedem Augenblick in der Serie mitschwingt, ist eine der ganz großen Stärken. Diese beschränkt sich aber nicht nur auf die auftretenden Charaktere, sondern erstreckt sich bis hin zur Geräuschkulisse. Science-Fiction muss nicht automatisch abgehoben und futuristisch klingen. Diese Episode hat zudem noch den Vorteil, dass sie zu großen Teilen auf dem blauen Planeten spielt. Die Kulisse ist faszinierend detailreich. Das fällt einem schon zu Beginn auf, wenn Mark Brandis im Regen steht, kurz darauf in einen Wagen steigt und sich die Geräusche sofort den neuen Umständen anpassen. Sowas ist wahre Feinarbeit.
Eine Schwierigkeit hat das Hörspiel und diese erfordert seitens der Hörer entsprechende Konzentration. Vor allem, wenn es in den Gefechten mal entsprechend hektisch wird, könnte es ansonsten passieren, schnell den Überblick zu verlieren. Die Produzenten verzichten auf einen neutralen Erzähler. In zwei, drei Situationen erlebt man Mark Brandis in die Ich-Perspektive wechseln. Ansonsten ist der Einsatz eines Erzählers aufgrund des starken Drehbuchs und der Kulisse aber gar nicht vonnöten.
Das Tempo variiert stets zwischen Vollgas und Ruhe und vor allem die "Umschaltszenen" können ein ums andere Mal ziemlich überraschen. Den Gesamteindruck von der Umsetzung dieser Geschichte kann man am besten mit folgenden drei Adjektiven wiedergeben: spannend, rasant und actionreich. Eine perfekte Mischung, die mir einmal mehr vollkommen zugesagt hat.
Mark Brandis setzt zwar nicht so sehr auf einen einprägsamen Score mit hohem Wiedererkennungswert, bietet aber nichtsdestotrotz erstklassige Stücke, die gezielt eingebracht werden. Somit kann die Produktion genauso in diesem Bereich überzeugen.
Blieben noch ein paar kurze Worte zu den Sprechern:
Negativ sticht niemand heraus und das obgleich unter den Namen nicht nur bekannte Synchrongrößen zu finden sind. Schön ist, dass man beim Einsatz der asiatischen Figuren auf Sprecher mit entsprechendem Hintergrund zurückgreift. Diesen merkt man hin und wieder zwar eine gewisse Unerfahrenheit an, die man aber genauso auch auf die mangelnde deutsche Sprachbeherrschung schieben kann. Somit stellt dies keinen tatsächlichen Beinbruch dar.
Die meisten anderen Charaktere sind aus den vorangehenden Folgen bekannt. Wie diese hier teilweise "abgehen" ist große klasse.
Fazit: Inhaltlich erscheint Mark Brandis um einiges vielschichtiger als sein Kollege Perry Rhodan, der in anderen Galaxien unterwegs ist. Dafür fehlt es der Umsetzung momentan noch etwas an den Wiedererkennungswerten, die gerade den STIL-Rhodan derzeit so besonders machen. Insgesamt brauchen sich aber beide Serien nicht voreinander zu verstecken. Und das tun sie auch nicht, wie ein Aufeinandertreffen der beiden Charaktere im Rahmen eines Specials beweist.
Warum im Fazit den Vergleich mit einer Science-Fiction-Serie wagen? Diese Frage mag sicherlich den ein oder anderen Leser dieser Zeilen bewegen. Letztlich entspringt beides einem sehr ähnlichen Genre und trotz all der Probleme die ein solcher Vergleich mit sich bringt, allein schon durch die Nichtdarstellung von mehr Details, halte ich einen solchen zur groben Einschätzung für Leute, welchen diese Serie bislang nichts sagt, für recht hilfreich. Dem Rest dürfte es ja schon reichen, wenn ich sage: es wird weiterhin die gewohnt starke Qualität in Umsetzung und Plot geboten.