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Mittwoch, 5. November 2008, 12:18

Jonas, nur Jonas und Sam: Abgesang [B]SPOILERWARNUNG[/B]

SPOILERWARNUNG

Noch einmal sei gewarnt - schliesslich ist das die letzte Folge der 42 Folgen umfassenden Science-Fiction-Krimiserie von Jonas, dem letzten Detektiv und seinem Supercomputer Sam.


Der Download steht seit 4 Tagen bereit, nach der vorletzten Folge "Comeback" (auch Download) ist es nun also Gewissheit: die letzte Folge von Jonas ist draussen, die legendäre Serie hat endlich - und leider - zu Ihrem würdigen Abschluß gefunden! "Endlich", da ja bekanntermassen irgendwelche Heinzen beim bayerischen Grunzfunk die Serie mittendrin abgesetzt hatten und die Figur Jonas im Erzählnirvana feststeckte, "leider", weil es nun endgültig zu Ende zu schein seint mit dieser Serie.

Noch einmal auch an dieser Stelle vielen, vielen Dank an die Kanzlaei Dr. Bahr und alle Mitwirkenden, daß man uns Fans diese Serie - wenn auch nur für zwei Folgen - zurückgegeben hat.

Nun aber Schluß mit der Gefühlsduselei, stürzen wir uns in die Rezi, beginnend mit der inhaltsangabe:

Inhalt
jonas steht kurz vor dem rauswurf aus babylon, in zwei monaten droht seine detektivlizenz auszulaufen und er muss ins ph1 auswandern. zudem ist es der 1. mai, jonas´ 50 geburtstag und sam grölt ein garstiges happybirthday, dann gleich die kündigung seiner wohnung - in einem monat wird sein wohnkomplex abgerissen. die nachrichten, mit denen sich jonas abzulenken versucht, melden aberwitzige dinge wie 220 tage dauerregen, das casablanca hat dicht gemacht: ärgster babylonblues für jonas! und dann kommt ein judith-klon, eine superreiche namens judith, die auch aussieht wie jonas´ erste und einzige liebe judith delgado und bietet ihm einen fall, der ihm 150.000 euro einbringen soll - 3 prozent der lösegeldsumme für judiths im niemandsland entführten, dort abenteuerurlaub verbringenden mann. jonas bittet sich bedenkzeit aus, will er doch niemals mehr in s niemandsland, aber alles scheint sauber, es gibt diese judith und ihren mann, die superreichen gelangweilten aus dem golden ghetto. da sowieso alles egal ist und judith alte gefühle wieder weckt, nimmt jonas den fall an. im zuge der recherchen kommt auch heraus, dass chefinspektor brock letzte nacht bei einem einsatz umgekommen ist. sein liebster feind und letzter freund. bei dem reisebetreiber am markgrafenboulevard versichert sich jonas, dass generalissimus stalin und seine rotarmisten sich in einen teil des niemandslands urückgezogen haben, der weit von seinem einsatzort entfernt ist. die rotarmisten haben noch ein hühnchen mit jonas zu rupfen.
schliesslich machen sich jonas und judith auf ins zielgebiet, im schicken wüstentruck, mit whiskey und einer heissen nacht im gemeinsamen schlafsack...
wie so oft nach dem konsum geistiger getränke wie dem old forrester (sein verhängnisvolles laster), wacht jonas zerschlagen auf - ohne judith, ohne kettenfahrzeug und ohne sam.
als er um die ecke biegt erwarten ihn schon generalissimus stalin und die rotarmisten - und judith! "arrrrschloch" jonas wird festgenommen und von judith aufgeklärt: seine grössten und mächtigsten feinde haben sich im club caligari (cc - siehe fall comeback) zur nachhaltigen beseitigung von jonas vereint und von langer hand seinen abgang geplant: jonas´ umfeld wird zerstört, seine lizenz, seine wohnung, das casablanca, brock, seine zukunft, und just am seinem 50sten wird im das abbild seiner ersten und einzigen liebe vor die nase gesetzt, ausgestattet mit mit plastiface und einer lupenreinen datenvergangenheit, die sogar sam nicht stutzig werden lässt. so destabilisiert sollte jonas dazu bewegt werden, in die falle zu laufen. sogar generalissimus stalin und die rotarmisten sind extra aus dem hohen norden des niemandslandes organisiert worden um einen möglichst rauen tod jonas´ zu bewerkstelligen. als sicherheit stehen in einiger entfernung die sicherheitsleute der feindlichen konzerne und killer der coopertation bereit.
kurzum, jonas wird den rotarmisten überlassen, die ihn durchs niemandsland schleifen um ein schönes plätzchen für seine exekution zu suchen. eines nachts erwacht jonas von sams geflüster am ohr - er konnte der falschen judith entfliehen und ist seinem herrn und meischter via seiner ansteckräder gefolgt. jonas kann sich befreien und sie fliehen - allerdings verfolgt von einer fliegenden minicam, die ihn ständig umschwirrt und bild, ton und aufenthaltsort an die nicht weit entfernten häscher der cc überträgt. sam kann zwar an entscheidenden abzweigungen die verbindung unterbrechen, doch bleibt die cam immer dabei und ist immer wieder online - sams kräfte schwinden, sein akku leert sich...
man flieht zu der nahe gelegenen mauer, die die todeszone umgibt, ein radioaktives sperrgebiet, in dem nur noch mutanten und todbringende substanzen zu finden sind. wie durch ein wunder taucht karla auf und lotst ihn durch felsengänge unter die mauer hindurch in die todeszone - und verschwindet wieder. "drüben" sieht sich jonas vor einem benzinsee, die roboguards feuern von der mauer, er muss den see überqueren und paddelt mit einem stück plastikschrott munter drauf los. die häscher der cc haben die verfolgung an der mauer eingestellt und lehnen sich entspannt zurück, um jonas sicheren tod in der todeszone via fliegender spycam zu beobachten. jonas schwinden die kräfte, sam lallt akkuschwach, alle scheint aussichtslos und doch geht es weiter. man entkommt blutdürstigen fischmenschen und rettet sich an land - ein land, das giftig in allen albtraumfarben schillert.
die sonne brennt rot vom himmel, die häute zweiköpfiger menschen sind an stangen zur warnung aufgespannt. jonas und sam halluzinieren, sie sehen das casablanca als fata morgana, mama morgana, oma morgana, opa morgana, die kinder morgana… sam beginnt zu sterben, obwohl jonas ihm das nicht glaubt, schliesslich fehlt ihm nur strom, aber sam weiss seinen tod dramatisch und wortreich in szene zu setzen. derweil wird die verbindung der spycam zu den cc-häschern immer schlechter und bricht schliesslich ab, so dass sie jonas nur noch zusammenbrechen sehen. es wird bedauert, dass die fischmenschen ihr blutiges werk nicht verrrichten konnten und man beschliesst wieder heimzufahren und jonas für tot zu erklären. die befriedigung, jonas tot zu sehen oder gar selbst umzubringen ist den altesten und schlimmsten feinden jonas´ nicht vergönnt.
jonas erwacht. im dschungel. die schöne, aber tote schamanin schamal (sic!) taucht auf und führt jonas aus dem paradisieschen, lebendigen wald heraus an den rand einer kleinen, wunderschönen stadt - babylon wie es einmal war oder wie es vielleicht hätte einmal werden können. schamal winkt ihm zum abschied zu. die echte judith kommt ihm entgegen aus der stadt und begrüsst ihn. endlich sei er da, man hatte schon so sehnsüchtig auf ihn gewartet sam spade, phillip marlowe, die vielen anderen und judith, auf ihn, jonas und alles freuen sich, ihn hierzu haben um mit ihm zu arbeiten...

ENDE

Warum Jonas sterben musste
Es ist vollbracht - und Michael Koser hat mit dieser Abschlußfolge Großes geleistet!
Meine Befürchtungen, eines unwürdigen Unfalltodes haben sich nicht bewahrheitet - statt dessen gleitet Jonas in eine funkelndes Jonasparadies in dem all seine Freunde und Vorbilder auf ihn warten. Er wird nicht überwältigt, erschossen, erschlagen, in die Luft gejagt, nein, er kämpft bis zum letzten seinen stets aussichtslosen Kampf gegen - in Ermangelung von Einzelfeinden - Babylon. Ein Babylon, das sich im Ganzen gegen ihn und seine hehren Ideale gewandt hat, ein Babylon, das schon immer unrettbar kaputt war, in dem aber noch ein paar Menschen wie eben Jonas, Judith, Brock, Jolanda Nix, diverse Widerstandskämpfer und andere letzte Widerständler und kuriose und liebenswerte Individuen und Arme, Alte und Kranke ihr kümmerliches Dasein fristen durften. Doch der Geist der seligen Dr. Caligari ist in Form des Caligari Clubs CC wiederauferstanden und hat zur letzten Säuberung der Stadt geblasen: die Prekariatsheimstatt PH1 (Fassungsvermögen: 900.000 Bewohner) ist das erste von mehreren Superhochhäuern weit draussen vor Babylon, um dort die Prolls zu sammeln - ein Ghetto im klassischen Sinn. Alle, die nicht mindestens zum Mittelstand gehören, werden mittels Verfügung und eupemistischer Versprechungen dorthin gebracht. Voll kontrolliert, gezielt sediert, mit der Möglichkeit zur Tötung der Bewohner... die Stadt wird gesäubert, wie man es schon seit Jahren versuchte, nur daß Jonas die bisherigen Versuche erfolgreich vereitelt hat. Doch nun ist er völlig machtlos, nachdem auch die letzten Widerständler und Freunde Jonas´ in den oberen Führungsebenen getötet worden sind. Das in der Serie eingangs skizzierte Endzeitszenario des lebendigen Molochs Babylon war trotz Klimadoms, anderen Umweltproblemen und unmenschlichen Hochhausghettos und abgeschotteten Reichenghettos doch noch so etwas wie eine freie Stadt. In diesem chaotischen Wirrwarr konnte Jonas agieren, tricksen und gewinnen. Doch letztendlich hat er den Kampf verloren, er hat gekämpft bis zum letzten Atemzug.
Das bisherige Endzeitszenario nach dem antarktischen Krieg ist Geschichte und weicht einem Horrorszenario: die Großen, bösen, unmenschlichen Kapitalisten und Mächtigen haben einen Weg gefunden, sich des Proletariats zu entledigen, indem sie ihre Gegner ausgeschaltet haben - zuletzt Jonas, mit dem sie noch so viele Rechnungen offen hatten.
Oft hätte er sich zur Ruhe setzen können, sich ein wenig auf deren Seite dafür schlagen müssen, aber er wollte immer frei sein und dafür hat er bezahlt. "Jonas, du bist einfach zu ehrlich" - das hat er oft gehört, dieser Satz war eigentlich sein Lohn.
Michael Koser hat ihm und den Hörern dafür das Paradies geschenkt, in dem all die Gerechten Lieben und Freunde leben - wahrlich tröstlich, ich fand das ein sehr schönes und schlüssiges Ende: Jonas hat immer für das Unerreichbare, das Paradies gekämpft, mit Mut und Ehrlichkeit, völlig aussichtslos zwar, aber das hat allen Mut gegeben. Dafür musste er sterben und er ist belohnt worden.

Jonas-Jesus?
Nun - versteigen wir uns: Jonas, der Messias mit Sam, seinem ihn erhellenden heiligen Geist… was fehlt, sind die Jünger, das Pfingsfest über den Köpfen derer, die noch da sind und ihm nacheifern. Ja, das ist vielleicht das Einzige, was der Finalfolge fehlt: das Pflänzchen Hoffnung, gesät von Jonas.
Aber das war schon immer so: Jonas ist der letzte, der letzte Detektiv, der letzte wirklich freie Mensch.

"Comeback" und "Abgesang" im Duett
Die vorangegangene Folge "Comeback" war nötig, um die Aussichtslosigkeit von "Abgesang" zu schaffen, das wird jetzt klar. "Abgesang" glänzt noch einmal in voller Pracht der Düsternis und Sams zynischen Blick darauf. Alles, was eine gute Jonas-Folge braucht - Verschwörung, Gefahr und Liebe - was fehlt sind die Hintertürchen, die Michael Koser sonst einbaut, damit Jonas entwischen kann. Das macht die letzte Folge sehr schlüssig, man wartet fast schon angstvoll auf den großen Unbekannten Retter und die damit einhergehende Logikkatastrophe, aber die fehlt.

Ist Jonas wirklich tot? Ist da nicht doch eine Hoffnung auf eine Fortsetzung?
Freilich: Jonas wurde nicht die Rübe abgeschnitten und er ist nicht vor allen Augen ausgeblutet, also wissen wir nicht wirklich, ob er nicht doch noch in der Todeszone gerettet wird.
Aber nach all den unmissverständlichen Hinweisen wie lebensfeindlich und verlassen die Todeszone ist, nach Sams "Tod" und nach diesem schönen Paradiestraum, wäre es fast ein Frevel, da noch weitere Folgen draufzusetzen.
Das war die letzte Folge, definitiv, und sie war würdig!

Übrigens eben gefunden, ganz frisch:
Statement von Michael Koser zu den finalen Folgen
Da lag ich gar nicht so falsch mit meiner Comeback-Rezi...

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »don.raphael« (5. November 2008, 14:12)