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Montag, 19. Januar 2009, 15:24

Jérôme Delafosse - Im Blutkreis

[isbn]3866045050[/isbn]

6 CDs, ca. 420 Minuten
Sprecher: Simon Roden
Random House, 2006

Nathan Falh erwacht nach einem Tauchunfall in einem norwegischen Krankenhaus. Die gute Nachricht: er ist dem Tod von der Schippe gesprungen. Die schlechte: er hat sein Gedächtnis verloren. Noch im Krankenhaus versucht er, dem Geheimnis der eigenen Identität auf den Grund zu gehen, doch auf seine Fragen erhält er zunächst entweder gar keine oder nur ausweichende Antworten. Das bessert sich auch nicht, nachdem er aus dem Krankenhaus geflüchtet und dabei nur knapp einem Entführungsversuch entgangen ist – je weiter er versucht, in seine eigene Vergangenheit vorzudringen, desto mehr Fragen werden aufgeworfen. Wie steht eine Schrift aus dem 17. Jahrhundert mit einigen toten Seeleuten aus dem Ersten Weltkrieg in Zusammenhang? Was hat es mit den Dämonen auf sich, die 1994 ein Flüchtlingslager im Kongo unsicher gemacht haben? Und wer schickt eigentlich diese Dunkelmänner aus, die Nathan und seinen Verbündeten ständig in die Quere kommen? Auf seinen Reisen durch Europa und Afrika findet Nathan Falh immer neue Teile des Puzzles, die ein beunruhigendes Bild ergeben ...

Jérôme Delafosse wurde bei Erscheinen seines Debütromans „Im Blutkreis“ häufiger in einem Atemzug mit Dan Brown genannt. Das kann ich persönlich nicht bestätigen, da Dan Browns ziemlich bemühter Sprachstil dazu geführt hat, daß ich sowohl ein Buch („Meteor“) als auch ein Hörbuch („Illuminati“) jeweils nach nicht mal einem Viertel zur Seite gelegt habe. Delafosse schreibt eindeutig besser und weiß, wie man einen Leser fesseln kann; er baut Actionszenen exakt an den richtigen Stellen ein, er weckt durch Andeutungen das Interesse des Lesers, Antworten lösen neue Fragen aus und so ganz nebenbei bekommt man auch noch einige interessante Anekdoten aus dem Bereich der Geschichte geliefert, wobei man – hier nun eindeutig wie bei Dan Brown – darauf achten sollte, welche Worte des Autors auf der Goldwaage landen.
Der Erzähler schaut praktisch die ganze Zeit der Hauptfigur über die Schulter. Entsprechend gut ist Nathan Falh charakterisiert. Entsprechend schwach sind die restlichen Charaktere des Buches entwickelt, mehr als nur oberflächliche Einschätzungen sind hier nicht möglich. Das mag natürlich ein Schachzug des Autors sein, um seinem Helden den Stempel des einsamen Kämpfers aufdrücken zu können, aber gerade gegen Ende des Romans wünscht man sich doch, wenigstens ein paar Informationen mehr über die restlichen Figuren des Romans zu haben. Dies liegt vor allem daran, daß sich die Ereignisse und Erkenntnisse auf der letzten CD geradezu überschlagen, und der Erzähler deutliche Probleme hat, mit seinen Erklärungen hinterher zu kommen. Das wäre gar nicht nötig gewesen, hätte Delafosse bestimmte Personen anders oder zumindest besser in die Geschichte eingeführt. Und es wäre halb so schlimm gewesen, wenn man nicht durch die letzte halbe Stunde des Hörbuchs so überdeutlich die groben Maschen der Handlung erkennen würde. Will sagen: meine Fresse, was wirkt der Showdown so abgrundtief billig konstruiert! Nach dem Ideenreichtum und den feinen roten Fäden, denen man über einen Großteil des Romans fasziniert gefolgt ist, wirkt das Ende ausgesprochen lieblos und plump. Hier wäre eindeutig mehr möglich gewesen.

Simon Roden macht als Sprecher eine gute Figur. Anfangs scheint seine ruhige Stimme zwar nicht ganz zu dem Stoff zu passen, gerade in den ersten Actionszenen wirkt sie eher wie ein Fremdkörper, aber im weiteren Verlauf des Romans und der Selbstfindung Nathans merkt man, daß sie den Charakter der Hauptfigur sehr gut widerspiegelt. Simon Roden gelingt es, durch besondere Betonungen die Nebenfiguren etwas lebendiger und tiefgründiger wirken zu lassen als es die literarische Vorlage vorsieht. Das ist über weite Teile des Romans auch sehr angenehm, lässt allerdings im Gegenzug den Sturz des Niveaus gegen Ende noch tiefer erscheinen.

Sehr gute Lesung eines ansprechenden Stoffs, der über fünf CDs wirklich fesselt, auf der letzten CD allerdings das nötige Feingefühl vermissen lässt.


Gruß
Skywise
Radio Liederlicht
Liedermacher & Co.


Mittwoch.
Skywise: "Ja klar ist der Laden super und so, aber ich mach' da trotzdem einen Bogen drum, denn allein für's Umschauen muß man da schon den großen Geldbeutel dabei haben."
Kollegin: "Ach was, das geht auch ohne. Mit EC-Karte zum Beispiel."