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DRY

Aggro-Tim & Killer-Klößchen

  • »DRY« ist der Autor dieses Themas

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1

Donnerstag, 26. Februar 2009, 18:38

Rebecca Gablé - Das Spiel der Könige

Wahnsinn - was für eine Sprecherliste. Beim Aufklappen der Booklets fühlt man sich davon im ersten Moment fast schon ein wenig erschlagen. Das macht schon sehr deutlich mit was für einem Epos man es hier zu tun hat. Sorgenvolles Stirnrunzeln unterstreicht die Frage, wie man bei dem ganzen denn den Überblick behalten soll? Nicht nur die schier unüberschaubare Anzahl an Personen, auch die Ähnlichkeit deren Namen, die sich teilweise namentlich nicht mal unterscheiden.
Lassen wir also die über drei Booklets verteilte Sprechercastliste einmal aufgeklappt und stürzen uns ins Getümmel. Letzteres ist genau das richtige Wort für das, was einen in den ersten Minuten erwartet. Eine spätmittelalterliche Schlacht auf der europäischen Insel.

Nach dem Tod seines Vaters übernimmt Julian of Warringham die Leitung des großen Anwesens und der angeschlossenen Ländereien. Die Tage des Königs Henry, dem Julian sich aufgrund des Erbes seines Vaters verbunden fühlt, scheinen sich dem Ende entgegen zu neigen. Nicht weil der König gesundheitlich angeschlagen ist, sondern vielmehr, weil ein mächtiger Duke des Hauses York nach der Macht strebt und mit seinem Vorgehen zunehmend erfolgreicher wird.

Das gesamte Hörspiel beschränkt sich kurz gesagt auf den Kampf zweier großer Adelshäuser um die rechtmäßige Krone Englands. Erbitterliche Schlachten, Intrigen und politisches Kalkül begleiten diesen Machtkampf. Das Blatt wendet sich mehrmals und mit jeder neuen Ausgangssituation steht eine neue Herausforderung.

Als Hörer ist man froh mit Julian of Warringham jemanden zu haben, der das gesamte Hörspiel über präsent ist und den man in gewissen Sinne sogar als Held der Geschichte ansehen kann. In dem großen Spiel der Adelshäuser ist er immer wieder der Halt, an den man sich klammern kann, um nicht schon nach kurzer Zeit völlig den Überblick über die verwickelten Verwandtschafts- und Freundschaftsverhältnisse zu verlieren. Während der ersten CD ist die Sprecherliste ein wahrer Segen - und mit dieser gelingt es dann sogar auch erstaunlich gut einen Überblick zu gewinnen, der während der nächsten CDs nur geringfügig nochmals an Komplexität zunimmt. Hat man sich diese Basis erst einmal erarbeitet, kann man den Ereignissen schon deutlich entspannter lauschen.

Inhaltlich wird in den fast acht Stunden einiges geboten. Das muss aber auch so sein, wenn man den Hörer nicht verärgern will. Rund um das alles überragenden politischen Machtspiel erzählt Rebecca Gable immer wieder eine Menge Randepisoden, welche einem die Hauptfigur und dessen Motivation Stück für Stück näher bringen. Entsprechend des herausgegriffenen Zeitraums wird es gerne auch mal blutiger. Genauso finden sich aber ruhige Szenen mit zwischenmenschlichen Themen wie Liebesromanzen, Treue, Verrat, Zwangsheirat und derlei mehr wieder.
Somit bleibt das Geschehen über weite Strecken abwechslungsreich und unterhaltsam. Dass sich zum Ende hin das ein oder andere zu wiederholen beginnt und es Stellen gibt, in welchen es eher dümpelnd, eintönig und langsam vorangeht, erscheint da fast schon unvermeidlich. Dies stört den Hörgenuss zwar schon - allerdings nur zu einem Grad, der das Gesamtbild nicht so nach unten ziehen kann, als dass man nicht mehr von guter Unterhaltung sprechen könnte. Andernfalls hätte man nämlich problemlos in den obersten Kreisen mitspielen können.

Die Hörspiel-Inszenierung ist wie schon beim "Das zweite Königreich" gekonnt. Die eingesetzten Klänge versprühen problemlos ein mittelalterliches Flair und unterstützen die Handlung größtenteils prima. Allerdings ist der Umfang an verschiedenen Stücken nicht so groß, als dass man über sieben CDs hinweg immer wieder etwas neues bieten kann, so dass es unweigerlich zu Wiederholungen und damit zu einer leichten Eintönigkeit gerade gegen Ende hin kommt.
Ob große Schlachten oder lediglich nächtliche Unwetter - von den Geräuschen und der Abmischung erweist sich dieses Hörspiel als sehr solide. In einem Film wäre das ganze vielleicht noch ein wenig pompöser ausgefallen, so wie es hier ist, ist es aber auch alles andere als verkehrt. Ich für meinen Teil bin mit diesem Niveau jedenfalls sehr zufrieden.

Gleich zwei Erzähler führen einen durch die Handlung. Die Wechsel fallen kaum auf - und das obwohl es sich um eine Männer- und eine Frauenstimme handelt. Das hört sich bestimmt etwas überraschend und nur schwer vorstellbar an, aber so gekonnt wie die Erzähler eingesetzt werden, fallen deren Einsätze an sich schon gar nicht erst so auf, als dass sie einen aus der Handlung herausreißen würden. Man nimmt also eher nur unterbewusst wahr, dass es gerade ein Erzähler ist, der einem den Fortgang der Ereignisse schildert.
Mit Max von Pufendorf steht für Julian of Warringham ein sehr würdevoller Sprecher. Überzeugen können hier so ziemlich alle Sprecher und Sprecherinnen in den größeren Rollen. Sei es Christina Kühnreich als Julians Schwester, Udo Schenk als Richard Neville, dessen Cousin und der Earl of Warwick, Andreas Grothgar als Richard of York, Daniel Wiemer als späterer König von England, oder Götz Argus als Thomas Devereux, mit dem Blanche zwangsverheiratet wird. Die Liste ließe sich noch ewig so weiterführen...

Fazit: Ein sehr imposantes Werk. Es ist nicht ganz leicht den Einstieg zu finden, mit der Sprecherliste neben sich und ein wenig Aufmerksamkeit beim Hören gelingt es aber schnell den Überblick über die verzweigten Konstellationen zu gewinnen. Die Spannungskurve bewegt sich immer wieder auf und ab, so dass sich ein paar etwas langgesteckt wirkende Szenen wiederfinden, alles in allem hält einen dieses Hörspiel aber stets bei Laune.

Note 2+

Sprechercast unter http://www.hoerspieleportal.de/folgen.php?id=1032
Falls du auf der Suche nach weiteren News rund ums Hörspiel bist, schau doch einfach mal auf www.hoerspiel3.de vorbei.

2

Freitag, 27. Februar 2009, 02:57

RE: Rebecca Gablé - Das Spiel der Könige

Danke Dry. Sehr schoene Rezi.