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Mittwoch, 17. Juni 2009, 17:17

Märchen zu grausam für Kinder?

ich hab mir gestern abned mal in Ruhe "die kleine Seejungfrau" von Europa angehört...hab nebenbei n Joghurt gelöffelt, dass mir beim Hören fast mehrmals aus der Hand geflogen wäre..."Zunge abschneiden", "furchtbare Schmerzen beim Gehen wie auf Messern", dem "Prinz ein Messer in das Herz bohren", "Kröte ist aus dem Mund der Hexe"...Respekt...für ne Kinderplatte richtig harter Tobak...fand ich auf alle Fälle noch ne Spur "grenzwertiger" als Aladin und die 40 Räuber, das ja auch Kind von Traurigkeit ist ...

Seejungfrau würd ich auf alle Fälle Kindern Nicht vorspielen...meien Meinung

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JimKnopf

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Mittwoch, 17. Juni 2009, 23:46

ich hab mir gestern abned mal in Ruhe "die kleine Seejungfrau" von Europa angehört...hab nebenbei n Joghurt gelöffelt, dass mir beim Hören fast mehrmals aus der Hand geflogen wäre..."Zunge abschneiden", "furchtbare Schmerzen beim Gehen wie auf Messern", dem "Prinz ein Messer in das Herz bohren", "Kröte ist aus dem Mund der Hexe"...Respekt...für ne Kinderplatte richtig harter Tobak...fand ich auf alle Fälle noch ne Spur "grenzwertiger" als Aladin und die 40 Räuber, das ja auch Kind von Traurigkeit ist ...

Seejungfrau würd ich auf alle Fälle Kindern Nicht vorspielen...meien Meinung

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Naja, Märchen sind so. Gut, "Der süße Brei" nicht, aber die meisten Märchen ... Ich würde nicht so weit gehen und sagen, ich spiele sie Kindern nicht vor. Es kommt, denke ich, auf das Alter und auf die Entwicklung des Kindes an. Aber das geht ja schon in Richtung "Wieviel Horror ist erlaubt." ;)

Bibi-Fan

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3

Donnerstag, 18. Juni 2009, 00:32

Naja, da gibts in Märchen werden ja noch viel grausamere Foltermethoden erwähnt bzw. sogar angewendet wie zB bei der Gänsemagd (glaub ich) da wird die böse Stievschwester sogar gevierteilt. Oder bei Brüderchen und Schwesterchen scheut man auch nicht davor das "Schwesterchen" mit Hilfe von Feuer und Rauch zu ersticken bzw verbrennen.

BillyThomas

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4

Donnerstag, 18. Juni 2009, 10:36

Naja, da gibts in Märchen werden ja noch viel grausamere Foltermethoden erwähnt bzw. sogar angewendet wie zB bei der Gänsemagd (glaub ich) da wird die böse Stievschwester sogar gevierteilt. Oder bei Brüderchen und Schwesterchen scheut man auch nicht davor das "Schwesterchen" mit Hilfe von Feuer und Rauch zu ersticken bzw verbrennen.

:offtopic:
Habe vor kurzem Ähnliches an anderer Stelle schon geschrieben, aber trotzdem:
Man muss bei Märchen, denke ich, folgendes sehen. Wer Kindern regelmäßig Märchen vorliest, drückt durch bestimmte Formeln und Figuren auf eine Art "Fantasieknopf". Damit kann das Kind den Stoff ganz gut verarbeiten. Die Eingangsfloskel ist nicht unerheblich ("Es war einmal..."), das realitätsferne Personal (Prinz, Prinzessin, Hexe etc.) trägt zur veränderten Wahrnehmung bei und sogar der Schlusssatz "Wenn sie nicht gestorben sind..." hat im Sinne des "Zurückschaltens" auf die Realität seine Funktion. Die Brüder Grimm haben bei ihren Märchenbearbeitungen darauf geachtet (ob im Hinblick auf modernere pädagogische Ansätze, weiß ich nicht) und die klassichen Märchenstoffe oft auch entschärft. In anderen Rotkäppchen-Versionen überlebt die Hauptfigur bsw. nicht.

Bei diesem Thema muss man aber nun 2 Einschränkungen machen:
1. Andersen ist nicht Grimm. Man kann hier nur eingeschränkt Parallelen ziehen.
2. Hörspiele können einen Realitätsschub verursachen. Bekomme ich ein Märchen von Mama, Papa oder Oma vorgelesen, so ist das eine vertraute Person und Stimme. Lese ich es selbst, ist auch nichts Fremdes zwischengeschaltet und normalerweise bin ich dann auch schon ein bisschen älter und kann manches ohnehin leichter einordnen. Hörspielstimmen hingegen können die Geschichte bedrohlich machen. Lang lebe Rudolf Fenner...
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Perry

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Donnerstag, 18. Juni 2009, 16:22

(...)ob im Hinblick auf modernere pädagogische Ansätze, (...)
Da kann ich auch was beisteuern bzgl. der modernen Ansätze :( Die Nichte hat ein ein Rotkäppchen-Märchen, da wird die Großmutter vom Wolf nicht gefressen, sondern in den Schrank gesperrt. X(
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irina

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Donnerstag, 18. Juni 2009, 16:40

Die Nichte hat ein ein Rotkäppchen-Märchen, da wird die Großmutter vom Wolf nicht gefressen, sondern in den Schrank gesperrt.

oh mann! :rolleyes:


also erst mal: ich halte märchen eigentlich nicht für so viel brutaler als andere geschichten, die kinder heute so konsumieren. eher denke ich, unsere generation ist da vielleicht ein bisschen überempfindlich inzwischen!

davon ab: nachdem ganze generationen mit märchen groß geworden sind, ohne bleibende schäden davonzutragen, steh ich persönlich dieser gattung ja weniger skeptisch gegenüber!

ich will nicht soweit gehen wie die psychoanalytiker um bruno bettelheim mit seinem standardwerk "kinder brauchen märchen", aber ich glaube, so ein klassischer märchenstoff bietet doch einen guten ansatzpunkt für kinder bei der herausbildung von werten. die meisten volksmärchen liefern ja in ihrer eindimensionalität klassische gut-böse-strukturen, wobei das bzw. der gute eigentlich immer gewinnt. wir lernen also: bist du gut, wirst du (mithilfe deiner aufopferungsvollen freunde oder im zweifel mithilfe des schicksals/zufalls) am ende über das böse triumphieren. was braucht ein kind mehr, um sich positiv zu entwicklen?! ;)

ernsthaft: ich halte es für problematischer, dass die guten/bösen heute in der kinder-/jugendliteratur oft gar nicht mehr so eindeutig gut oder böse, sondern sehr ambivalent sind. da ist der böse böse, weil er so ne schwere kindheit hatte, und deshalb kann er gar nix dafür, dass er so böse ist. eigentlich ist er auch gar nicht böse, er ist nur (zusätzlich zur schweren kindheit) in die falschen kreise geraten und jetzt nimmt er drogen. also ist er arm dran und wir müssen ihm helfen, auch wenn er uns abzieht, weil er unser handy verkloppen will, um neue drogen zu beschaffen. bladiblah … ist ja sicher alles richtig und sicher realistischer als die einfachen volksmärchen, aber ich glaube, ein kind hat schon genug realität im wahren leben, wo sind eigentlich die einfachen geschichten abgeblieben, in denen alles schön klar ist und an denen kinder sich orientieren können.
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BillyThomas

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Donnerstag, 18. Juni 2009, 19:44

ich will nicht soweit gehen wie die psychoanalytiker um bruno bettelheim mit seinem standardwerk "kinder brauchen märchen"

Das versteh ich. :) Wenn man bei Bettelheim nachliest, welche sexuelle Dimension z.B. Aschenputtels verlorener Schuh haben soll, lacht man sich eher schlapp :hammer: (und das obwohl ich sonst vieles bei dem sehr plausibel finde).
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irina

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Donnerstag, 18. Juni 2009, 19:54

jahaaaaaa!!! aber auch wenn psychoanalytiker bisweilen recht vernünftig klingen, gehts an irgendeiner stelle IMMER mit denen durch! :rofl:
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joe adder

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9

Donnerstag, 18. Juni 2009, 20:41

welche sexuelle Dimension z.B. Aschenputtels verlorener Schuh haben soll, lacht man sich eher schlapp

Lass doch dem Bettelheim oder wie er heisst seinen Schuhfetisch. :schelm: Es gibt eben Leute, die schnueffeln gerne an Frauenschuhen. :noidea: Denen kann ich mal gerne die ollen Schuhe von meiner Frau anbieten. :lach:
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Freitag, 19. Juni 2009, 22:16

Ich habe ja mal gelesen, daß bei "Dornröschen" die Spindel ein männliches Glieg darstellen soll. Bei der Stelle, in der Dornröschen in das Kämmerchen der Alten kommt, heißt es." ... was ist das für eine lustig Ding, was da so hin und herspringt...?" :rofl:
Da stelle ich mir jetzt vor, daß die Alte da mit `nem Vibrator spinnt, denn von einem anwesenden Mann steht da ja nichts.
Allerdings habe ich auch schon gehört, daß Frauen eingeschlafen sein sollen, nachdem sie von einem Mann "gestochen" wurden :]

Zu irina hätte ich noch ergänzend zu sagen, daß die grimmschen Märchen ein Kulturgut von uns sind. Ich finde, daß man darüber auch ein grobes Wissen haben sollte, so wie über Goethe, Schiller, Brecht und Co. Ich finde es schon merkwürdig, wenn 30jährige Leute bei den Quizsendungen bei den Märchenfragen reihenweise ausscheiden. ;)

Un dazu noch eine kleine Anekdote von meiner Schwiegermutter: Die Frage: In welchem Märchen ruft das Brot:"Zieh mich heraus, ich bin schon längst ausgebacken."? a) Rumpelstilzchen; b) Hänsel & Gretel; c) Frau Holle; d) Dornröschen Meine Schwiegermutterkonnte a, c und d ausschließen, weil da nirgendwo ein Backofen vorkäme. So entschied sie sich für b, weil Hänsel da ja in den Backofen geschoben wird. Da habe ich sie gefragt, ob das Brot da nicht eher "Besetzt!" gerufen hätte? ;)

joe adder

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11

Freitag, 19. Juni 2009, 22:38

"Zieh mich heraus, ich bin schon längst ausgebacken."

Da muss ich immer an den Knrad Halver denken. Der hoert sich da immer an, als wuerde er auf dem Scheisshaus sitzen. :lol:
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12

Samstag, 20. Juni 2009, 08:46

Märchen sind in der Kinderpsychologie eines der spannendsten Themen.
Die einen sagen, dass die Märchen ähnlich wie Sagen

- zu einer Zeit Erzählt worden sind,die heute für Kinder so unreal ist, dass sie sie nicht beeinflusst
- die schlichte Gut und Böse Trennung zu differenzieren hilft
- auch Kinder in der phantatischen Entwicklungsphase (2-6 Jahre) damit umgehen können

Die anderen meinen:

- Märchen sind zu brutal
- Märchen sind nicht zeitgeträu
- Grad in der Phantatischen Phase werden bestimmte Elemente eingebaut (zum Beispiel der große Böse Wolf) und können Traumata erzeugen die Kinder ein ganzes Leben lang begleiten....

um nur einige Thesen zu nennen.


Unglaublich viele Lesungen, Bücher und Vorträge beschäftigen sich mit der Problematik.

Und ich denke immer noch:

Alle Kinder sind unterschiedlich und reagieren unterschieldich auf solche Texte und auf die Situation des Vorlesens oder Vortragens. Ich habe mich beim Hören meiner ersten Rotkäppchenplatte hinter dem Sofa versteckt und habe geheult wie ein Schlosshund, da haben sind Freunde von mir schon Raumschiff Enterprise anschauen dürfen (oder wars Orion..?) und es hat ihnen gar nichts getan.

Vermutlich ist es wieder mal an den reflektierten Eltern hrauszubekommen, wieviel Märche ist für mein Kinder gut...
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht.

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irina

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13

Samstag, 20. Juni 2009, 15:07

Alle Kinder sind unterschiedlich und reagieren unterschieldich auf solche Texte und auf die Situation des Vorlesens oder Vortragens.

das ist ganz bestimmt so. aber ich behaupte auch nach wie vor, dass ALLE kinder meiner generation mit märchen groß geworden sind und niemand ein trauma von einem märchen davon getragen hat!
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Samstag, 20. Juni 2009, 19:58

Das Folgende führt ein wenig von Märchen weg, aber:

Bei mir gibt es auch ein positives Erinnern an "zu gruselige" oder "zu grausame" Stoffe. Hab ich aber eher bei Filmen. Bei den folgenden Spielfilmen hab ich (beim ersten Sehen) als Kind/Jugendlicher die Luft angehalten und anschl. die halbe Nacht vor Faszination und Schauer nicht schlafen können (und erinnere mich daran, als sei es gestern gewesen):
- Poseidon Inferno (gekenterter Luxusliner mit Hackman)
- Westworld (Yul Brynner)
- Es geschah am hellichten Tag (Fröbe)
- Vögel (Hitchcock)

Will sagen: Diese Erlebnisse würde ich nicht als für mich schädlich einstufen, sondern als emotionale Highlights. Gesehen habe ich das allerdings nicht als Kind im Märchenalter. Den Rühmann als Grundschüler, die anderen wohl so im Alter 9-12.
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