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Donnerstag, 2. Juli 2009, 11:14

Freelancer (1) Der 50 Millionen Euro-Coup (audiowerkstattköln)



Inhalt:
Bankdirektor Moosgruber wird erpresst. Jemand hat seine Tochter entführt und verlangt 2 Millionen Euro Lösegeld. In seiner Not wendet er sich an die "Freelancer", drei in Ungnade gefallene Ex-Spione. Roland Voss und sein Team finden schnell heraus, dass hinter der Entführung weitaus mehr steckt als zuvor angenommen. Innerhalb der nächsten 24 Stunden droht Berlin ein Terroranschlag, der selbst den 11. September in den Schatten stellen soll. Der Countdown läuft...

Story:
„Hörspielserie für Fans von 24 und Bourne“ leuchtet es dem potentiellen Kunden von der Hülle entgegen. Wird hier übertrieben? Ich würde mal sagen nein, denn mit der ersten Folge ihrer neuen Serie „Freelancer“ schickt die audiowerkstattköln einen spannenden Thriller ins Rennen, für den die Konkurrenz derzeit auf dem Hörspielmarkt sicherlich gering ist. Zwar beschäftigen sich viele Serien mit dem Thema Krimi, doch Thriller mit einer ordentlichen Portion Action findet man in Serienform eher selten. Sehr erfreulich ist der Umstand, dass man nicht viel Zeit mit der Einführung der Charaktere verbringt, sondern dass dem Hörer alles über die stattfindende Handlung vermittelt wird. Direkt in Szene 1 ist man mittendrin in der Handlung und es geht Schlag auf Schlag weiter und die Lage spitzt sich zu. Die Spannung bleibt bis zum Ende bestehen und auch drüber hinaus hinterlässt das Hörspiel einen bleibenden Eindruck, da man einfach wissen will, wie es mit den Protagonisten weitergeht. Der Vergleich mit 24 macht durchaus Sinn, denn ich persönlich fühlte mich genau an diese Serie erinnert: Terroristen, Bomben, Entführungen … Popkorn-Kino für die Ohren also. Leider gibt es doch einen kleinen Wermutstropfen, denn für meinen Geschmack geht es am Ende der Folge einfach zu schnell zu Ende: Was in einer Serie wie 24 mindestens 4 Folgen umfassen würde, geschieht hier in gerade einmal 54 Minuten, so dass alles ein wenig gehetzt und auch schon zu glatt wirkt. Ein Mehrteiler wäre für eine derartige Geschichte sicherlich wünschenswert gewesen, doch es stellt sich natürlich die Frage, ob es sinnig ist eine neue Serie direkt mit einer nicht abgeschlossenen Folge beginnen zu lassen. Wie dem auch sei … wer sich also für eine Serie wie 24 begeistern kann und auch durch die Inhaltsangabe Interesse verspürt, der wird in der knappen Stunde Hörspiel sicherlich auf seine Kosten kommen. Für meine Begriffe hat Markus Topf hier sein bislang bestes Hörspieldrehbuch geschaffen.

Sprecher:
Bei den Sprechern scheint bei dieser Serie „Klotzen statt Kleckern“ die Devise gewesen zu sein, denn allein die Besetzungen der drei Hauptfiguren stellt bereits den Großteil der zurückliegenden Produktionen der Audiowerkstattköln in den Schatten. So findet man mit Ekkehardt Belle, Claudia Lössl und Sascha Rotermund bekannte Vertreter der deutschen Schauspiel- und Synchronzunft in den Rollen. Besonders Belle erledigt einen tollen Job und haucht mit seiner tiefen und rauchigen Stimme Roland Voss beeindruckend Leben ein. Leider ist sein Charakter aber etwas überpresent, so dass Lössl und Rotermund fast ein wenig zu sehr in den Hintergrund treten, wenngleich beide auch sehr gute Leistungen an den Tag legen. Auch mit dem „Rest“ der Besetzungsliste kann man vollends zufrieden sein und mit Andreas von der Meden, Bert Stevens, Thomas Friebe oder Edda Fischer trifft man weitere Sprecher, die man aus einer Vielzahl anderer Hörspielproduktionen bereits kennt. Auch die beiden Macher der Serie (Markus Topf und Sebastian Penno) geben sich die Ehre und wie fast schon üblich hat man auch eine kleine Rolle für Horst Kurth (den Chef der Hörfabrik) parat. Insgesamt kann man mit dem Endresultat absolut zufrieden sein, denn die Regie hat aus den Sprechern ordentliche Leistungen heraus gekitzelt.

Musik und Effekte:
Die zweifelsfrei größte Überraschung dieser Produktion erlebte ich bei genau diesem Punkt: In der Vergangenheit hatte ich stets so meine Probleme bei der Untermalung mit Geräuschen, da vieles irgendwie vom Timing nicht recht passen wollte (ein Problem, dass es schon gab, als das Label noch unter dem Banner „Das 5. Gebot“ produzierte). Davon kann bei „Freelancer“ allerdings keine Rede mehr sein. Die Geräusche passen und werden in genau in den richtigen Momenten eingesetzt. Darüber hinaus überzeugt die Folge auch durch die ausgetüftelten Hintergrundkulissen. Lediglich zwei Dinge fielen mir etwas unangenehm auf: Da sind zum einen die Schritte, denn die klingen in meinen Ohren irgendwie immer nach Schuhen mit Absätzen, egal ob Mann oder Frau des Weges kommt. Dann wäre da noch das große Finale, dass ruhig noch etwas laut stärker hätte in Szene gesetzt werden können. Zu verraten worum es geht wäre ein zu großer Spoiler, darum soll dieser Hinweis genügen. Sieht man über diese beiden kleinen Schönheitsfehler hinweg, so kann man mit der technischen Umsetzung überaus zufrieden sein, denn auch bei der Musik scheint man sich der Kritik aus der Vergangenheit angenommen zu haben: Viele der Szenenübergänge werden mit Musik untermalt und auch die dramatischen Szenen werden mit dezenten aber dennoch spannungssteigernden Melodien untermalt. Die Untermalung insgesamt fällt recht modern aus, was zu einer Thriller-Reihe natürlich sehr gut passt. Wie bereits erwähnt: Hier hat man aus manchem „Fehler“ der Vergangenheit gelernt und präsentiert eine sehr hörenswerte technische Umsetzung.

Fazit:
Mit neuem Vertrieb, neuem Elan und neuer Serie startet die Audiowerkstattköln in das Jahr 2009. Für meinen Geschmack haben Markus Topf und Sebastian Penno hier ihre bis dato beste Produktion auf die Beine gestellt. In allen Belangen wirkt die erste Folge der Serie „Freelancer“ wesentlich professioneller als alles, was das Label bisher produziert hat. Die Handlung und auch das Konzept an sich wirken eigenständiger und nicht derart offensichtlich „zusammen geklaut“, wie es bei „Der Falke“ der Fall war. Bei den Sprechern hat man ein starkes Core-Team zusammenbekommen, dass den Protagonisten sehr schön Leben einhaucht. Den größten Fortschritt hat man aber ohne Frage bei der technischen Umsetzung gemacht, denn die Effekte, die vom Timing falsch wirken gehören der Vergangenheit an. Vom Prinzip kann man also fast auf der ganzen Linie überzeugen, wären da nicht noch ein paar kleine Schönheitsfehler: Zum einen wirkt die Handlung etwas zu gehetzt und man hätte das gesamte Geschehen ruhig über mehrere Folgen verteilen können. Zum anderen sind da doch noch einige kleine Details bei den Geräuschen, die man noch einen Ticken besser hätte umsetzen können. Somit reicht es am Ende dann doch „nur“ für das Prädikat GUT, aber in der Schule würde da noch ein dickes Plus hinter stehen! Also: Wer Thrillerserien wie eben 24 mag, der sollte hier zuschlagen … er wird bestimmt nicht enttäuscht werden!

**** / *****
G U T (+)


© 22.06.09 by lord gösel / Hörspiel-Maniac

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »lord gösel« (2. Juli 2009, 11:15)


Waschbär

Am Institut für Strahlenkunde und Pendelistik

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Samstag, 4. Juli 2009, 20:11

Ich habe das Hörspiel heute gehört. Mir hat es ebenfalls gut gefallen. Die Handlung setzt sofort ein und nimmt den Hörer ohne Leerlauf mit auf eine spannende Exagententhrillergeschichte mit passenden (Haupt-)Sprechern. :up:
Was andere Leute uns zutrauen, ist meist bezeichnender für sie als für uns.

Es würde nur sehr wenig Böses auf Erden getan werden, wenn das Böse niemals im Namen des Guten getan werden könnte.

Marie v. Ebner-Eschenbach