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Dienstag, 7. Juli 2009, 22:48

Gordon Black (1) Der Spiegel des Grauens (Nocturna Entertainment)



Inhalt:
Das Urteil für Graf Girolamo lautete, auf dieselbe Art zu sterben wie seine Opfer – auf einen spitzen Pfahl gespießt und angesichts eines Spiegels, der ihm sein eigenes qualvolles Sterben bis zum Ende zeigte. Aber so einfach war seine schwarze Seele nicht zu vernichten. Girolamo fand einen Weg zurückzukehren, um weiter sein Unwesen zu treiben ...

Story:
Dorian Hunter der Dämonenkiller erscheint mittlerweile bei Zaubermond Audio und als „Ausgleich“ gibt es bei nocturna Entertainment jetzt „Gordon Black“. Die Ausgangslage ist eine ähnliche: Beide Hörspielserien basieren auf alten „Groschenheften“. Ob der Markt wirklich einen weiteren Kämpfer gegen das Unfassbare braucht, das muss die Zukunft zeigen. Allerdings präsentiert sich die erste Folge der neuen Serie nicht gerade als Knaller. Sicherlich darf man keine allzu großen Erwartungen stellen: Hier gibt es eben den Helden, der mit allerlei mächtigen und magischen Gegenständen den Dämonen den Kampf angesagt hat und der an seiner Seite natürlich die scharfe Braut hat, die ihn immer unterstützt. Auch die Handlung trägt die deutliche Handschrift der 80er-Jahre: Unheimliche Elemente stehen eher im Hintergrund, stattdessen setzt man auf die trashige Schiene und präsentiert uns einen Dämon, der durch das Spielen einer Melodie seinen Weg aus einem Spiegel finden kann. Allerdings ist es ja durchaus möglich, dass man aus einer trashigen Grundidee ein spannendes und unheimliches Hörspiel schaffen kann. Nun unheimlich geht es das eine oder andere mal durchaus zur Sache, doch Spannung will für meine Begriffe so gar nicht aufkommen. Mit 71 Minuten zeigt sich das Hörspiel nicht gerade kurz und alles geht doch recht träge über die Bühne. Nicht selten wirken auch die Übergänge der Szenen recht holprig, doch dazu später mehr, denn hier geht es ja um die Handlung bzw. um deren Bearbeitung und die konnte mich nicht überzeugen. Das Geschehen hätte man ohne größere Probleme auf 45 Minuten zusammen kürzen können und selbst dann wäre die Handlung an sich immer noch recht dünn gewesen. Wer sich selbst als beinharten Fan von den alten Groschenheften bezeichnet, der kann hier eventuell auf seine Kosten kommen.

Sprecher:
Die beiden Hauptfiguren werden von Robert Missler und Tanja Dohse gesprochen. Einerseits ist dies ohne Frage eine gute Idee, da beide gut harmonisieren, aber andererseits muss man auch sagen, dass dieses Gespann nun zum dritten mal in Hauptrollen zu hören sind. Wie dem auch sei, was letzten Endes zählt sind die erbrachten Leistungen und die können sich hier ohne Frage hören lassen. Prinzipiell lässt sich dies auch vom Großteil der anderen Beteiligten sagen. Allein ein Blick auf die Sprecherliste sorgt beim Hörer schon für Freude: Rainer Schmitt (mal nicht als Held), Ilja Richter, Konrad Halver, Reinhilt Schneider, Klaus-Dieter Klebsch oder auch Helgo Liebig mischen hier mit und vom Papier klingt das schon super. Leider gilt dies in meinen Ohren aber nicht auch für alle Leistungen. Ilja Richter klingt in manchen Dialogen seltsam off, soll heißen: Irgendwie merkt man, dass hier was zusammen gemischt wurde, denn vom Timing stimmt da nicht immer alles. Ein weiterer Profi der hier und da etwas neben der Spur liegt ist Konrad Halver. In manch brenzligen Momenten klingt er einfach zu gelassen, was nicht so recht zu der Situation passen will. Das größte Fragezeichen zauberte mir indes der Auftritt Sven Schreivogels auf die Stirn. Als Regisseur hat er die Sprecher über weite Strecken gut angeleitet, aber als Sprecher wirkt er recht unbeholfen und steif, was zwischen erfahrenen Synchronprofis wie Missler und Dohse direkt doppelt auffällt. Entschädigung bekommt man dafür in Form von Wolf Frass, der als Erzähler mit angenehmer Stimme durchs Geschehen führt. Insgesamt kann man also mit leichten Einschränkungen zufrieden sein.

Musik und Effekte:
Bei der Geschichte habe ich schon angesprochen, dass mancher Übergang recht holperig wirkt. Der Grund hierfür ist die recht zurückhaltend eingesetzte Musik beim Szenenwechsel. Eine deutlichere Trennung der Szenen, eben durch Musik, hätte mir persönlich besser gefallen und dadurch wäre das Hörspiel sicherlich etwas „aufgelockert“ gewesen. Man beweist nämlich durchaus, dass man ordentliche Musik zur Verfügung hat. In den dramatischen Situationen lässt man es nämlich ziemlich krachen. Leider geht man dort dann aber auch einen Schritt zu weit, denn nicht selten ist die Musik derart laut eingespielt, dass man die geführten Dialoge nur noch schwer verstehen kann. Weniger wäre hier klar mehr gewesen. Dies kann man auch auf einige der eingesetzten Effekte übertragen, denn auch diese sind gerne mal eine Spur zu laut. Was mir allerdings am wenigsten gefallen wollte ist das Titellied. Am Ende des Hörspiels kann man es nochmal in voller Länge hören. An sich geht das Lied gut ins Ohr, aber die Stimmung will für meinen Geschmack so gar nicht in das Ambiente einer Gruselserie passen. Dudelsäcke und folkiges Flair in allen Ehren, aber bei Kämpfen gegen das Böse habe ich eine etwas andere Erwartungshaltung. Dieser Punkt der Produktion macht in meinen Ohren nur einen sehr durchwachsenen Eindruck und findet seinen negativen Höhepunkt in der eingespielten Spinett-Musik, die wirklich zum Gruseln ist und das ist nicht als Kompliment gemeint.

Fazit:
Kämpfer gegen das Unfassbare gibt es derzeit wieder wie Sand am Meer und in meinen Augen zählt „Gordon Black“ mit seiner ersten Folge zu den entbehrlichen. Prinzipiell gibt es in allen Belangen dieser Produktion Anlass zur Kritik und dies mitunter auch recht heftig. Am positivsten können noch die Sprecher stimmen, denn die leisten über weite Strecken wirklich gute Arbeit und erwecken die verschiedenen Charaktere der Geschichte schön zum Leben. Einzig Regisseur Sven Schreivogel kann den Stand der übrigen Beteiligten nicht halten und auch Konrad Halver klingt hier und da als sei er nicht ganz bei der Sache gewesen. Leider sind die Sprecher auch in einer arg trashigen Geschichte gefangen, die unter einer recht lang gezogenen Bearbeitung leidet. Die Handlung kommt nicht recht in Fahrt und die gruseligen Momente sind rar gesät. Besonders negativ zeigt sich leider die technische Umsetzung der Produktion. Bei den Übergängen der Szenen geizt man gerne mit Musik, nur um sie dann in den dramatischen Szenen so laut einzuspielen, dass man stellenweise das gesprochene Wort fast übertönt. Auch die Effekte gehen gerne mal ein wenig „over the top“. Wirklich gruselig wird es dann bei der Spinett-Musik, denn das hat schon Potential zum Nerven, leider. Alles in allem hinterlässt die erste Folge bei mir einen arg durchschnittlichen Eindruck, der in der Schule mit dem Wort Ausreichend perfekt beschrieben wäre. Völlig ausgehungerte Fans von trashigen Gruselgeschichten können hier auf ihre Kosten kommen, aber auch in diesem Bereich gibt es wesentlich bessere Produktionen auf dem Markt.

*** / *****
A U S R E I C H E N D


© 06.07.09 by lord gösel / Hörspiel-Maniac


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Freitag, 10. Juli 2009, 10:39

Oh, klingt ja nicht unbedingt nach einem guten Start in die Serie...

The iPhone is nothing more than a luxury bauble that will appeal to a few gadget freaks. In terms of its impact on the industry, the iPhone is less relevant. [...] Apple will sell a few to its fans, but the iPhone won't make a long-term mark on the industry.

Matthew Lynn, Published in Bloomberg, Jan 13, 2007

irina

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3

Freitag, 10. Juli 2009, 11:17

irgendwie hat man diese ganzen geisterjäger ja auch so über … ich glaube, neue serien haben es in diesem segment derzeit echt schwer, die müssen entweder mit ner ganz sensationell tolle neue idee aufwarten oder ein ganz besonderes flair haben. auf GB scheint ja weder das eine noch das andere zuzutreffen!
»Alles, was Spaß macht, ist entweder unmoralisch, illegal oder macht dick. In besonders spaßigen Fällen alles auf einmal.« (Mae West)

4

Sonntag, 12. Juli 2009, 09:00

Oh, klingt ja nicht unbedingt nach einem guten Start in die Serie...
Das kommt drauf an. Wenn man eben sich selbst als Hardcore-Fan von Groschenheftchen bezeichnet, kann man sicherlich auf seine Kosten kommen. Es gibt ja bespielsweise immernoch Hörer, die die alte TSB-John-Sinclairs für die besten Horror-Hörspiele überhaupt halten. Unter dieser Voraussetzung kann man auch Gordon Black sicherlich gut finden.

Es kommt natürlich auch hinzu, was irina sagt: Es gibt einfach so viele Geisterjäger momentan und nahezu alle die auf den alten Heftchen basieren folgen Schema F: Der coole Kämpfer gegen das Böse, der an seiner Seite die hübsche Braut hat. Bis heute hat sich da ja auch nicht viel dran geändert, nur dass die Freundin in der heutigen Zeit wohl hautenge Klamotten aus schwarzem Stretch und/oder Lack und Leder tragen würde ;)

Leider steigert sich die Serie auch nicht umbedingt, denn Folge 2 fand ich nioch eine Ecke schlechter, da dort die Sprecher der Nebenrollen oftmals voll neben der Spur klingen. Die dritte ist dann für meine Begriffe ganz annehmbar. Mal gucken wie es sich weiter entwickelt.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »lord gösel« (12. Juli 2009, 09:02)