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DRY

Aggro-Tim & Killer-Klößchen

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Mittwoch, 2. Dezember 2009, 19:56

Schrei der Angst - 001) Feeder

"Schrei der Angst" lautet die neue Hörspielreihe des ebenso neuen Labels "Phasenmusik". Hinter dem Hörspiel steckt Marctropolis, in persona Marc Fehse und Carsten Fehse. Die erste Folge wird als Doppel-CD mit einer Laufzeit in Spielfilmlänge veröffentlicht.

Die Thematik um den "Feeder", einem Wahnsinnigen, der seine Opfer qualvoll zu Tode mästet, weckt Assoziationen zu Thriller-Meisterwerken aus dem Filmbereich wie etwa "Das Schweigen der Lämmer" und "Sieben". Umso mehr als Marctropolis seine Wurzeln aus dem Bereich Film bezieht (was besonders am sehr gelungenen hauseigenen Webaufritt bemerkt).

Gewisse Muster der beiden erwähnten Filme findet man in der Tat im vorliegenden Hörspiel wieder. Einen Killer mit besonders brutaler und schonungsloser Vorgehensweise und auf der anderen Seite die Polizeieinheit die über einen langen Zeitraum hinweg versucht, diesem auf die Schliche zu kommen. Doch trotz strukureller Ähnlichkeiten kommt das Hörspiel doch ziemlich anders daher, denn die Umsetzung erinnert hier eher an eine inszenierte Lesung und hat wenig filmreiches aufzubieten.

Im Intro werden wir von Ernst Meinckes prägnanter Stimme begrüßt, der uns einen interessanten Vortrag über die Verknüpfung der Funktion des Hörens und dem Entstehen von Angst liefert. Eine schöne Idee.

Bereits frühzeitig fällt auf, welche prägnante Rolle dem Erzähler zukommt. Bei dem anfänglichen Banküberfall und der anschließenden Verfolgung sowie der schrecklichen Entdeckung läuft jedoch noch sehr viel im Hintergrund ab, so dass sich trotz eines hohen Erzähleranteils durchaus ein lebendiger Hörspielcharakter einzustellen vermag. Vor allem die Schilderungen des schrecklichen Fundes weisen eine erschreckende Faszination auf.
Obgleich die umfangreichen Erzählerpassagen auch weiterhin sehr gekonnt mit atmosphärischen Klängen und einer sauber ausgearbeitet Geräuschkulisse unterlegt werden, geht der Hörspielcharakter mit der Zeit immer mehr verloren. Die Passagen, in denen der Erzähler ohne Dialogunterbrechungen zum Zuge kommt, nehmen zu und sorgen bis zur letzten Minute dafür, dass das ganze viel deutlicher an eine inszenierte Lesung als an ein Hörspiel erinnert.

Vielleicht tut man sich als Hörer auch gerade deswegen so schwer eine Verbindung zu "Del" aufzubauen. Dazu kommen noch die verschiedenen Blickwinkeländerungen, die einem die Charaktere stets irgendwie fremd und teils fast schon etwas egal wirken lassen. Das ist sehr schade, denn gerade die oben erwähnten Filme beweisen, wie wichtig das Einfühlen des Zuschauers/-hörer für den Spannungsgrad ist.

Dieser ist hier zwar vorhanden, erreicht jedoch nie Ausmaße, die eine innere Unruhe aufkommen lassen würden. Angesichts des Titels könnte man vermuten, dass hier ein starker Fokus auf splatterhafte Momente gelegt wird, doch ist diese Sorge unbegründet. Man bekommt es zwar durchaus mal mit intensiv geschilderten Bildern zu tun, die man in einem solchen Thriller aber auch erwarten darf, außergewöhnlich extrem geht es allerdings nicht zu.
Der Handlungsablauf ist gut und die Idee übt eine gewisse Grundfaszination aus, vollständig reißt einen dies alles aus bereits genannten Gründen aber trotzdem nicht mit. Es fehlt beständig der letzte Funken, welcher das Feuer entfachen könnte.

Arndt Schmöle als Erzähler kommt hier wie schon geschrieben die dominanteste Rolle zu. Zwar vermag er diese gut auszufüllen, ist aber wiederum auch nicht so überragend, als dass dies dem ganzen zu einer hörspielartigen Richtung verhelfen würde.
Bei der restlichen Besetzung trifft man auf eine Mischung aus hochkarätigen Synchronsprechern wie Martin May, Ernst Meincke, Detlef Bierstedt und eher unbekannten Sprechern, die ihre Sache größtenteils aber sehr solide meistern.

Fazit: Ohne Frage, eine abstoßend faszinierende Grundidee, welche man hier aufgreift und auch in einigen Momenten sehr gekonnt auskostet. Trotzdem bleibt die Gesamtgeschichte alles in allem etwas farblos, was hauptsächlich an der etwas zu unlebendigen Umsetzung der fehlenden Bindung zu einzelnen Charakteren liegen dürfte. Schlecht ist dieses Hörspiel gewiss nicht, allerdings hat man meine Erwartungen nicht vollständig erfüllen können.

[9/15]
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