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Freitag, 25. Juni 2010, 11:14

Schrei der Angst (2) Feeder 2 - Spuren aus Blut



Inhalt:
Was im Hörspiel-Auftakt Schrei der Angst so anziehend abstoßend begann, findet nun in Spuren aus Blut seine grausame Fortsetzung. Neue gemästete und entstellte Opfer, neue rätselhafte Details und ein kauziger FBI-Agent del Canto, der mit Hilfe der Spezialeinheit OMOH im winterlichen Sankt-Petersburg die Russen-Mafia jagt. Welche Rolle spielt der geheimnisumwobene Clan der Nenzen? Bringt das brutale Vorgehen der OMOH del Canto ans Ziel? Und Doris Debrochet das Lieblingsmastobjekt des Feeders? Wird sie sich aus den Fängen ihres Peinigers befreien? Und für wie lange?

Story:
„Schrei der Angst“ geht also in die zweite Runde und auch der „Feeder“ geht weiter. Aus der Geschichte rund um den perversen Geisteskranken soll nun eine Serie werden, die (mindestens?) vier Folgen umfassen soll. Bei „Spuren aus Blut“ fällt direkt auf, dass es sich diesmal nur um eine CD handelt. Kurz zuvor hatte man auch von Folge 1 einen gekürzten „Action-Cut“ präsentiert. Das größte Manko des in meinen Ohren insgesamt eher durchschnittlichen Hörspiels hat man hier zumindest teilweise eindämmen können. So verliert sich die Handlung nicht mehr nur in minutenlangen Erzählerpassagen, sondern es gibt auch diverse längere Dialogsequenzen, so dass man sich diesmal wirklich wie in einem Hörspiel fühlt und nicht in einer inszenierten Lesung. Lob gibt es auf jeden Fall auch für die Idee. Man mag zwar davon halten was man will, aber man muss zugestehen, dass es derzeit auf dem Hörspielmarkt nichts Vergleichbares gibt. Leider offenbaren sich wieder einige Schwächen im Bezug auf die Umsetzung. Das, was das Medium Hörspiel ausmacht, nutzt man hier nur sehr bedingt. Erneut gibt es viele (wenn auch viel weniger als im ersten Teil) Erzählerpassagen, die mitunter auch Information vermitteln, die für die Handlung an sich eher irrelevant sind. Nicht gerade leicht man es sich auch dadruch, dass man viele Szenen hat, in denen nur eine Person agiert. Hier greift man dann zu einem sehr seltsamen Mittel, um den Erzähler nicht zu omnipräsent werden zu lassen. Man lässt die Beteilgten beschreibende Monologe führen. Dies führt leider an diversen Stellen zu unfreiwilliger Komik, die in meinen Ohren mal so gar nicht zu extrem harten Image der Serie passen will. Als Beispiel hierfür mal die Szenen genannt, in denen Wassili durch den Untergund schleicht und sich dabei selbst erzählt, dass er Angst hat, oder der Moment in dem Feeder Schwarz vor seinem Häuschen steht und erst einmal die Umgebung beschreibt. Es ist schon verdammt schade, denn man hätte aus diesem durchaus harten Stoff sicherlich eine Menge machen können, doch die Hörspiel-Umsetzung zeigt einige Mängel, die dem Gebotenen stellenweise die Ernsthaftigkeit nehmen.

Sprecher:
Eine überaus postive Entwicklung darf man hier verkündigen, denn statt Arndt Schmöle agiert hier Christian Rode als Erzähler. Dieser Mann versteht sein Handwerk einfach und schafft es trotz seiner 74 Jahre immernoch Stimmungen durch seine Stimme zu vermitteln. So wirken die langen Erzählerpassagen bei dieser Produktion nicht ganz so ermüdend wie beim Debüt. Auch ansonsten kann sich Besetzung sehen bzw. hören lassen. Mit Martin May, Annette Gunkel, Detlef Bierstedt, Karen Schul-Vobach oder Martin Sabel hat man einige bekannte Stimmen im Studio gehabt, die für Qualität sorgen. Wer leider etwas unangenehm auffällt, ist Stefan Peters. Ihm kommt allerdings auch die sehr undankbare Rolle des Wassili zuteil, der sich selbst erzählen darf, wie furchtbare Angst er hat, durch die Kanalisation zu schleichen. Gerade solche Szenen sorgen wie beschrieben eher für unfeiwillige Komik, die in extremen Widerspruch zum bitterbösen Intro von Ernst Meincke steht. Prinzipiell kann man aber mit den Sprechern doch wirklich zufrieden sein.

Musik und Effekte:
Auf der technischen Seite konnte bereits der Erstling sich sehr überzeugend zeigen. Dennoch hat man es geschafft, sich noch ein Stück zu verbessern und somit erwartet den Hörer hier eine sehr dichte und stellenweise regelrecht beklemmende Atmosphäre. Dabei ist es egal, ob man das Geschehen in eine Eiswüste verlegt, oder in einen Stripclub. Man hat als Hörer relativ wenige Schwierigkeiten, sich das Geschehen vor dem geistigen Auge auszumalen und somit darf man in diesem Punkt von einer sehr gelungenen Arbeit sprechen. Hinzu gesellt sich eine Mischung aus elektronischer Musik und Soundtrack-Elementen, die gemeinsam mit den Geräuschkulissen für eine dichte Atmosphäre sorgen. Sehr gute Arbeit.

Fazit:
Mit „Feeder 2 – Spuren aus Blut“ macht man es der Hörerschaft erneut nicht gerade leicht. Dabei gibt es doch so viele positive Aspekte dieser Produktion. Das Aushängeschild ist ohne Frage die technische Umsetzung des Stoffes. Musik und Effekte vermischen sich zu einer unglaublich dichten Atmosphäre, die sich auch hinter so mancher Szenengröße nicht verstecken muss. Auch auf der Seite der Sprecher gibt es viel Positives zu vermelden, denn man hat richtig gute Leute im Studio gehabt, die ihren Job, bis auf kleine Ausnahmen, sehr gut erledigen. Leider scheitert es erneut daran, die ansich sehr coole Idee ordentlich in Hörspielform zu bringen. Zwar zeigen sich die Erzählerpassagen schon deutlich kürzer, aber dennoch hält man sich gerne mit Beschreibungen auf, die für das Geschehen nicht unbedingt relevant sind. Um den Erzähler etwas zu entlasten, hat man einigen Sprechern beschreibenden Monologe in den Mund gelegt, die hier und das für Komik sorgen, die so aber nicht gewollt gewesen sein kann, denn dafür präsentiert man sich ansonsten zu bewusst auf böse und fies getrimmt. Insgesamt ist es nicht ganz leicht ein Urteil hierüber zu fällen. Wer die erste Folge mochte, der wird hier wahrscheinlich noch ein wenig mehr auf seine Kosten kommen. Wem das Debüt allerdings zu zäh war, für den dürften die Änderungen hier nicht derart gravierend sein, dass sich „Schrei der Angst“ plötzlich zu seiner Lieblingsserie entwickelt. Unterm Streich bleibt am Ende ein durchschnittlicher Eindruck, der in der Schule wohl ein Befriedigend bekommen hätte: Kann man hören, muss man aber nicht unbedingt kennen.

*** / *****
Befriedigend


© 23.06.10 by lord gösel / Hörspiel-Maniac


joe adder

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2

Freitag, 25. Juni 2010, 11:38

Tja, also da bin ich absolut anderer Meinung.

Mir kamen die Erzaehlerpassagen im ersten Teil ueberhaupt nicht ermuedend vor. Ich empfand sie sogar als passend. Die Erzaehlweise nahm den, sag ich mal, "Ueberdruck des Asozialen" aus dem Hoerspiel heraus und machte es dadurch annehmbar. Es wird vondem Erzaehler tatsechlich etwas ERZAEHLT anstatt nur "untermalt".
Mit Christian Rode hat man natuerlich eine sehr bekannte und in dem Falle aufdringliche Stimme gewaehlt. Er macht seine Sache wie immer super, keine Frage.
Die Geschichte an sich ueberzeugt eher durch ekelhafte unnoetige Splatterelemente, die noch mehr hervorgehoben wurden, als im ersten Teil. Eine Veraenderung zum Schlechten hin. Nicht, dass mich das belasten wuerde, aber man muss dem ganzen ja nicht noch eine Krone aufsetzen.
Der aber wirklich vollkommen verhunzte Abschnitt des zweiten Teils ist

Spoiler Spoiler

der Kampf zwischen Doris und Philip. Nicht nur, dass diese Szene ueberhaupt nicht zum Charakter des Taeters passt. Aber das lassen wir mal offen, es sollen ja noch mehr Teile folgen. Die Inszenierung dieses Kampfes war so, tut mir leid, daemlich gemacht, dass ich genervt ausschalten wollte. Duemmliches Stoehnen, Quieken, kurzes Aufschreien und, jetzt kommt's, selbst dann als Doris durch das Festbeissen am Adamsapfel ueberhaupt nicht in der Lage war zu schreien, schrie sie noch. :fassungslos: Die Story ging von Minute zu Minute mehr den Bach runter.


Haetten die Macher mal lieber alles so gelassen wie es war. Es wurde doch eh gehoert. :noidea:
"Warum sollte ich mich fürchten? Ich kenne keine Furcht."

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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »joe adder« (25. Juni 2010, 11:42)


irina

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3

Freitag, 25. Juni 2010, 11:57

an mir geht inzwischen wirklich fast alles vorbei … was ist das denn für ein hörspiel bzw. label?
»Alles, was Spaß macht, ist entweder unmoralisch, illegal oder macht dick. In besonders spaßigen Fällen alles auf einmal.« (Mae West)

4

Freitag, 25. Juni 2010, 15:01

Tja, also da bin ich absolut anderer Meinung.

Haetten die Macher mal lieber alles so gelassen wie es war. Es wurde doch eh gehoert. :noidea:
Ist ja dein gutes Recht. Wäre ja extrem langweilig, wenn alle Leute alles gleich gut/schlecht finden würden.
Nur ... eines habe ich aus deinem Posting heraus jetzt nicht verstanden. Findest du Feeder 2 jetzt besser oder schlechter als *** / Befriedigend?


an mir geht inzwischen wirklich fast alles vorbei … was ist das denn für ein hörspiel bzw. label?
Das ist die zweite Folge der Serie "Schrei der Angst". Das ist salopp gesagt "Saw/Sieben-zum-Hören", jedenfalls könnte man es so sehen.

Ein Feeder ist jemand, der eine andere Person mästet, weil er Fett attraktiv findet.

Infos findest du hier: http://www.schreiderangst.de/


joe adder

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5

Freitag, 25. Juni 2010, 23:37

Ist ja dein gutes Recht. Wäre ja extrem langweilig, wenn alle Leute alles gleich gut/schlecht finden würden.
Nur ... eines habe ich aus deinem Posting heraus jetzt nicht verstanden. Findest du Feeder 2 jetzt besser oder schlechter als *** / Befriedigend?


Oh sorry, hatte ich vergessen. Schlechter! Gebe ich in der Tat nur 2 Sterne. Resultierend aus der Tatsache, dass ich beide Teile hinitereinander gehoert hatte.

@irina:
Beim ersten Teil hatte mir besonders die Erzaehlweise gefallen, die viel Kritik hervorgerufen hatte, vor allem, dass sie einschlaefernd sei. Die Story ist relativ Hardcore finde ich, die sexuelle Perversion sehr praesent und aktiv. Diese geht, meiner Meinung nach bis auf eine Szene, im zweiten Teil verloren. Ich weiss, dass knuexi es auch gehoert hatte und es gut fand.
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irina

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6

Samstag, 26. Juni 2010, 17:58

danke für eure antworten … irgendwie glaub ich nicht, dass das was für mich ist.
»Alles, was Spaß macht, ist entweder unmoralisch, illegal oder macht dick. In besonders spaßigen Fällen alles auf einmal.« (Mae West)

7

Montag, 28. Juni 2010, 00:09

Ich weiss, dass knuexi es auch gehoert hatte und es gut fand.
Meinst Du da den ersten oder den zweiten Teil :gruebel:
Gut, gehört hab ich natürlich beide, aber um einiges besser fand ich auch ganz eindeutig den ersten Teil :]

joe adder

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8

Montag, 28. Juni 2010, 01:19

Ja, ich meinte den ersten Teil. :]
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9

Montag, 28. Juni 2010, 20:17

Ich weiss, dass knuexi es auch gehoert hatte und es gut fand.
Meinst Du da den ersten oder den zweiten Teil :gruebel:
Gut, gehört hab ich natürlich beide, aber um einiges besser fand ich auch ganz eindeutig den ersten Teil :]


Das finde ich überaus interessant. Woran liegt das denn bei dir? So wie bei joe adder, an dem Umstand, dass der zweite Teil zu weit geht, eben u.a. auch durch den nicht mehr so emotionslos agierenden Erzähler? Gerade hierdurch fand ich den ersten Teil ziemlich lahm. Für meine Begriffe kann man eben eine abstoßende und ekelige Geschichte nicht mit "Märchenonkel"-Stimme zum Besten geben.


10

Montag, 28. Juni 2010, 23:43

Also ich habe den ersten Teil auch gehört und fand ihn gut.
Die Erzählerpasagen sind mir nicht negativ aufgefallen.
Wusste gar nicht das da beim zweiten etwas geändert wurde bzw der Erzähler gleich ganz ausgetauscht wurde.
Den zweiten kenne ich nämlich noch nicht.
Ist es ein Vogel!? Ist es ein Flugzeug!? Nein, es ist................der Teddy!

joe adder

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11

Montag, 28. Juni 2010, 23:50

Obwohl es an knuexi gerichtet war, moechte ich doch auch gerne darauf antworten.
Da fand ich den Herrn Rode aber viel emotionsloser als den "Maerchenonkel". :DD Gerade diese Art zu Erzaehlen epmfand ich um einiges gefaehrlicher als die des zweiten Teils. Die "Praezision", die Genauigkeit mit der erzaehlt wurde, fand ich eindeutig spannender.
Versteh mich nicht falsch. Mir persoenlich macht das vulgaere, bestialische, asoziale nichts aus. Ich fand es nur eine unpassende und unnoetige Verstaerkung ins Banale des Gore und Splatter. Da waren mir die "Schrecken" des ersten Teils viel praesenter. Der zweite Teil war mir da zu gewoehnlich.
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12

Montag, 28. Juni 2010, 23:58

Hm, wie es joe eben beschrieben hat, trifft es wirklich schon ziemlich genau :gruebel:
Bei mir ging es beim zweiten Teil sogar soweit, dass ich an einigen Stellen richtig innerlich "abgeschaltet" hab, weil ich es schon fast zu vorhersehbar und dadurch fad fand. Das plätscherte wirklich teilweise nur so nebenbei vor sich hin und es war schon fast eine "Gleichgültigkeit", die sich da beim Hören bei mir eingestellt hat.
Und diese Reaktion von mir selbst hatte ich gerade nach dem ersten Teil und auch der "Grundidee der Handlung" beim 2. Teil eigentlich überhaupt nicht so erwartet :keineahnung:

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »knüxi« (29. Juni 2010, 00:23)