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Eismarder

Ich brauch Urlaub...

  • »Eismarder« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 1 972

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Montag, 14. Januar 2013, 17:07

Pfeifen kaufen nur Weicheier

Um es gleich vorweg zu sagen: ich werde keine Pfeifen mehr kaufen! Sogar
meine Ehegöttin stimmt mir zu, wenn ich feststelle, dass der Kauf von
Pfeifen böse Löcher reißt, nicht nur in die Geldbörse, nein auch in mein
Nervenkostüm.

Ihr kennt es alle, dieses Gefühl: leere schwarze Kassen, ausgebeulte
Taschen, in denen man das Schmuggelgut zwischen die älteren Pfeifen
schummelt, und dann das Gefühl, wenn man erwischt wird (letztens mußte
ich hundert mal schreiben: "Ich darf keine Pfeifen kaufen."). Aber ich
darf Euch mitteilen, dass ich beschlossen habe, ab sofort meine Pfeifen
selbst zu bauen. Kann ja auch nicht so schwer sein. Wer mich kennt weiß,
dass ich ein handwerklich ausgesprochen begabter und ungeheuer
kreativer Mensch bin. Ein "Geht nicht" wird nicht akzeptiert, "zu
schwer" oder "unmöglich" kommt in meinem Wortschatz nicht vor, ich kenne
keine Probleme, sondern nur Herausforderungen. - Bei Licht betrachtet:
was kann schon dabei sein, eine Pfeife zu machen? Man nimmt ein
entsprechend geformtes Loch und schnitzt darum herum den Korpus der
Pfeife. Fertig.



Ein Bekannter, mit dem ich mich berate, meint, ein vorgebohrter Kantel
wäre das Richtige für mich. Wofür hält dieser Mensch mich? Womöglich für
einen Anfänger? Ich strafe ihn mit eisigem Schweigen. Nach einigen
Stunden beschließt er dann zu gehen, endlich.



Im Gespräch mit meiner by CouponDropDown">Gattin
versuche ich auszuloten, welche Vorgehensweise die geeignetste ist. Sie
gibt zu Bedenken, dass ich noch nie eine Pfeife gemacht habe und
vielleicht als erstes mit etwas einfachem beginne, etwa einem hübschen
Salatbesteck... - Auch Du, Brutus!



Ich ziehe mich in mein Arbeitszimmer zurück. Kraft meiner geistigen
Fähigkeiten werde ich das Problem analysieren und einer Lösung zuführen.
Meine Blick fällt in den Garten; dort steht die Buche, die ich vor
Jahren pflanzte... Wenn ich den dicken unteren Ast nehme und ein Stück
vom Stamm, die Rinde abschäle, muß eigentlich nur noch die Löcher
bohren. Ein Mann - ein Wort! Ich gehe in den Garten und greife mit
starker Hand zur Säge. Überhaupt ist es für den Baum und sein Wachstum
besser, wenn er hin und wieder etwas gestutzt wird. Etwa 20 cm über dem
Boden setze ich die Säge an; so bleibt mir etwas by CouponDropDown">Spiel
und ich habe genügend Material für eine Poker-Form. Ratschend frißt
sich die Säge ins Holz und meine Zeigefinger. Jedenfalls haben wir jetzt
eine Blutbuche, überhaupt ist der Stamm noch zu dünn - vielleicht in
zwei Wochen oder nächstes Jahr. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, wie
mich meine Ehefrau am Küchenfenster beobachtet. Wenn sie jetzt lacht,
werde ich mich scheiden lassen. Aber nein, ich habe sie unterschätzt.
Sie kommt in den Garten, in der Hand den Erste-Hilfe-Kasten aus der
Zeit, als ich unsere Küche gebaut habe.



Ich bin verletzt, getroffen und verwundet, aber nicht geschlagen. Was
ich mir einmal vorgenommen habe, führe ich zu Ende, ich kenne keine
Schonung. Wo andere vielleicht aufgeben, liegt für mich der Reiz des
Ungewissen. Längst habe ich entdeckt, womit ich mir eine Pfeife
herstellen werde. Dort liegt sie , in jungfräulicher Unversehrtheit,
darauf wartend, dass ich die Form aus ihr heraushole, die Palette aus
dem Baumarkt. Sechs Holzklötze dienen als Fuß - einer davon wird die
Metamorphose zur Pfeife erleben. Kraftvoll reiße ich den Holzwürfel aus
den Latten, mit denen er vernagelt ist, heraus. Sitzt verflucht fest...
Soll ich jetzt aufgeben, so kurz vor der Vollendung? Manchmal muss man
auch brutal sein können. Mit einem fürchterlichen Karateschlag meines
rechten Fußes trete ich gegen den Holzklotz. und humpele in Garage, um
das Kehrblech für das Panoramafenster zu holen.



Der Lärm hat meine Tochter aufgeschreckt. "Was ist passiert? Einbrecher?
Erdbeben?" - "Nichts weiter", beruhigt seine meine Frau, "Dein Vater
macht sich nur eine Pfeife!" Beruhigt zieht sie sich wieder zu ihrer
Musik zurück. Wie gesagt, ich genieße als Pfeifenraucher und Handwerker
großes Ansehen in meiner Familie.



Ich setze mich an den Küchentisch und drehe und wende den Holzklotz,
suche die in ihm verborgene Pfeife. Wo ist der Anfang zu machen.
Entschlossen stehe ich auf und greife mir das japanische
Tranchiermesser, das mir als einziges die nötiger Schärfe zu haben
scheint. "Meinst Du nicht, es wäre besser, wenn Du zuerst eine Skizze
machst?", meldet sich meine Ehegöttin. "Wofür hältst Du mich, für einen
Anfänger?" Entschlossen und mit voller Konzentration bearbeite ich das
Holz, stelle dabei fest, dass es sehr schwer ist, das Holzstück mit nur
einer Hand festzuhalten und mit der anderen zu schnitzen. "Kannst Du mal
die Pfeife halten, während ich mit dem Messer arbeite?", bitte ich
meine Frau. Sie wird kreidebleich, schüttelt den Kopf und murmelt etwas
von 'dringend in die Stadt müssen...'. - Verbissen arbeite ich weiter.
Interessierten kann ich übrigens nur vom Kauf japanischer
Tranchiermesser abraten. Sie sind zwar recht scharf, aber wenn man
einmal damit auf einen Nagel kommt...



Der Schweiß der Gerechten steht auf meiner Stirn. Mit gezielten
Schnitten und Messerschläge bearbeite ich das Holz; hin und wieder setze
ich ab, um es mit verklärtem Blick zu begutachten. Ich beschließe: es
wird eine Giant-Cubique-Pfanne, dies kommt der Grundform es Rohmaterials
am ehesten entgegen; ich brauche eigentlich gar nichts mehr dran zu
verändern. Lediglich die Brennkammer muß gebohrt und das Mundstück
angepaßt werden, danach polieren und einrauchen. Mit verträumt überlege
ich, welcher Tabak wohl wert ist, diese hervorragende Pfeife
einzurauchen. Mit der großzügigen Weitsicht, die mir bekanntermaßen zu
eigen ist, beschließe ich, dass dies genau die Form und Größe ist, die
meine Pfeife haben soll. Die Ecken des Holzwürfels sind jetzt hübsch
abgerundet, die Kanten begradigt, wobei meine künstlerische Freiheit
sich irgendwie gegen eine gerade Linie sträubt. Es wird eine wunderbare
Pfeife werden, eine Standup Giant-Cubique Pfanne mit einer Kantenlänge
von 11 cm, fürwahr eine Giant.



Nun die Bohrung.



Leider ist die einzige Bohrspitze, die ich auftreiben kann mit 6 mm
Durchmesser ein Winzigkeit zu klein. Was soll's - muss man halt mehrmals
bohren. Ich setze den Bohrer an, drücke ihn auf die Standup
Giant-Cubique Pfanne, schalte die Maschine ein und beobachte eine
Zeitlang, wie sich das Holzstück immer schneller mit der Maschine dreht.
Irgendwie muss ich an den Schalter für Schlagbohren gekommen sein und
der Drucktaster für die Drehzahlregelung scheint auch defekt zu sein.
Die Maschine wird mir aus der Hand gerissen, reißt die Steckdose aus der
Wand, einige Kacheln platzen ab, fallen auf das Ceranfeld, das ein
interessantes Spinnwebenmuster erhält, der Bohrer prallt gegen den
großen Hängeschrank, den ich morgen noch richtig festschrauben wollte...
Danach muss ich die Kontrolle verloren haben. Ich rapple mich auf und
sehe durch die neue Durchreiche in den Flur.



Mit bebenden Hände lange ich nach der SGCP - hoffentlich ist alles gut
gegangen. Und dann sehe ich es: ein Materialfehler: ein Riß zieht sich
durch den Holzklotz. Was soll ich nun machen? Kitten lehne ich als Profi
ab. Grundsätzlich! - Andererseits, jetzt, wo ich so weit bin, kann ich
doch nicht einfach aufgeben. Wie stehe ich den vor meiner Familie da?
Kurz entschlossen werfe ich diesen lächerlichen Holzklotz in den Kamin.
Es war sowieso minderwertiges Material; ich sollte den Baumarkt
verklagen. Ich ziehe die Jacke an, suche das Scheckheft, die
Autoschlüssel und mache mich auf den Weg in die Stadt.



Als ich nach einigen Stunden zurückkomme, hat meine Frau die schlimmsten
Schäden schon behoben. "Hättest Du mir gleich geholfen und
festgehalten, wäre das nicht passiert", stelle ich richtig und komme
jedem Vorwurf zuvor. Ich bin ihr nicht böse, dazu habe ich zu gute
Laune. Vergnügt ziehe ich die fertige Pfeife aus der Tasche.



"Ist sie nicht schön geworden?", sage ich und reiche sie ihr, damit sie
meine Kunstfertigkeit begutachten kann. Erstaunt, bewundernd und
liebevoll nimmt sie das Teil in die Hand und dreht es zwischen den
Fingern. "Also, um ehrlich zu sein, so was hätte ich Dir nie zugetraut!
Ich bin stolz auf Dich! Sogar einen Silberring hast Du eingebaut!... Und
was steht hier? - Dunh..." - Schnell nehme ich ihr die Pfeife aus den
Händen. "Ach nichts, da ist mir das Messer ausgerutscht...". Manchmal
ist meine Ehegöttin einfach zu neugierig.



Ach ja, ich vergaß zu erwähnen: wenn irgend jemand Bedarf haben sollte,
komme ich gerne ins Haus und schnitze ihnen in Ihrer Küche eine Pfeife
nach Ihren Wünschen.
Physikalische Gesetze sind dazu da, das man sie bricht.
Unterschätze nie einen Menschen, der einen Schritt zurück macht - er könnte auch Anlauf nehmen!
Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt
Wer Sex für das schönste hält, der war noch nie richtig kacken !!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Eismarder« (14. Januar 2013, 17:08)