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Freitag, 27. März 2015, 21:15

Paul Temple - die englische BBC-Fassungen

Ich weiß nicht, ob das Thema hier schon diskutiert wurde, aber ich habe jetzt Spaßes halber mal in die englischen Fassungen der Paul Temple-Hörspiele reingehört und bin über verschiedene Dinge ganz erstaunt, was da bisher an mir vorbeigegangen ist.

Zunächst die Info: bei Youtube kann man die Teile in voller Länge hören (Stichwort Paul Temple BBC).

Und ich muss sagen, dass ich sehr von den Teilen angetan bin. Mein Englisch ist nicht das allerbeste und bei Filmsprechern habe ich immer meine Schwierigkeiten, mit dem Genuschel mitzukommen, aber die BBC-Hörspiele lassen sich sehr entspannt hören.

Bisher hatte ich immer gedacht, dass die deutschen Paul Temple-Hörspiele genial umgesetzte eigenständige Hörspiel-Skripte sind. Dem scheint aber nicht so zu sein. Was ich nach der ersten Stunde Lawrence-Fall entdecken muss ist, dass die deutschen Hörspiele in großen Teilen bis ins Detail hinein von den englischen abhängig zu sein scheinen. Natürlich nicht zu 100%, nicht jeder Witz im deutschen Hörspiel würde auch auf englisch funktionieren, aber doch ganz erheblich bis in die Soundeffekte und Musik hinein. Wenn ich das bei Wikipedia richtig verstanden habe, scheinen die Teile zuerst von Durbridge als Hörspielskripte geschrieben zu sein und erst nachträglich auch zu Romanen verschriftlicht. Weiß da jemand Näheres drüber?

Und das Tolle ist, dass es auf Englisch noch eine ganze Reihe zusätzlicher Fälle gibt, die gar nicht ins Deutsche umgesetzt wurden. Das wird noch einige schöne Hörspielstunden geben in der nächsten Zeit. :hurray:
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Uwe

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2

Samstag, 28. März 2015, 13:35

Witzig - ich bin gestern auf die Hörspiel-Podcast-Seite des WDR gegangen, um mal wieder zu schauen, was für neue Radiohörspiele und Features es dort zum Nachhören gibt. Und dabei bin ich auf die Bastian Pastewka-Version von "Paul Temple und der Fall Gregory" aus dem Jahr 2014 gestoßen. Die gefiel mir so gut, dass ich mich mal wieder mit dem Thema beschäftigt habe.

Ich habe es ja (gebe ich gerne zu) bis heute nie geschafft, mir einen PT-Fall vollständig anzuhören. Die waren mir immer viel zu laaaang, und mit viel zu viiiielen Personen. Da vom "Fall Gregory" aber nur noch eine unvollständige deutsche Übersetzung existiert, haben Pastewka und Kollegen auch nur eine ca. 2-stündige Fassung daraus gemacht - und das ging dann für mich. Vor allem gut ist, dass die Handlung immer wieder von kurzen Szenen unterbrochen wird, in denen die Sprecher über das Hörspiel "diskutieren" - und zwar in durchaus witziger Weise.

@ Bruze: In einer Präsentation auf den letzten Karlsruher Hörspieltagen 2014 sagt Pastewka (findet man auf youtube - auch sehr witzig!), dass Durbridge zuerst nur Hörspiele über PT für die BBC schrieb, keine Romane. Erst viel später kamen dann Romane (basierend auf den Hörspielmanusskripten) und TV-Fassungen dazu.

Ich bin jetzt jedenfalls "angefixt" und werde versuchen, ob ich doch mal einen alten Temple-Mehrteiler von Anfang bis Ende durchhalte. :]

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Sonntag, 29. März 2015, 22:58

Ich bin jetzt jedenfalls "angefixt" und werde versuchen, ob ich doch mal einen alten Temple-Mehrteiler von Anfang bis Ende durchhalte. :]


Das lohnt sich auf jeden Fall! :] Aber du hast schon recht, die Teile sind oft ein wenig unübersichtlich, aber das ist auch so gewollt, denke ich, gute englische Krimitradition. Bei Edgar Wallace-Fällen verliere ich auch immer ratzfatz den Überblick. Aber die Atmosphäre ist einfach toll.

Zitat

@ Bruze: In einer Präsentation auf den letzten Karlsruher Hörspieltagen 2014 sagt Pastewka (findet man auf youtube - auch sehr witzig!), dass Durbridge zuerst nur Hörspiele über PT für die BBC schrieb, keine Romane. Erst viel später kamen dann Romane (basierend auf den Hörspielmanusskripten) und TV-Fassungen dazu.


Das deckt sich dann mit den Infos, die man aus Wikipedia rauslesen konnte. Schon erstaunlich, dass es eine Zeit gab, in der Monumentalhörspiel-Serien aus sich selbst heraus entstehen konnten und die Bücher und Filme dann Zweitverwertung waren.

Die Pastewka-Fassung habe ich mir ehrlich gesagt noch nicht angehört, weil ich da eher Parodistisches erwartet habe. Ich kann diese ganze deutsche Witzboldeclique nicht so richtig leiden, weder das Wallace-Gewichse noch Schuhe aller Art von dem Herbig. Gegenüber den Originalen ist das alles zweit- bis drittklassig. Ok, mal der eine oder andere gute Witz dabei, aber sie sollen lieber was eigenes machen, dann wird's auch besser (z.B. die Sketche von der Engelke). Naja, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, jedem das Seine. Oder ist der Gregory-Fall durchgängig ernsthaft?

Aber die englischen Temple-Fassungen sind wirklich super. Ich werde die jetzt mal alle der Reihe nach durchhören. Bin gerade mittendrin in Paul Temple and the Lawrence Affair.

Ich frage mich, ob es die BBC-Fälle von Paul Temple auch auf Vinyl gab? Die Aufnahmen bei Youtube knistern jedenfalls entsprechend, aber ich kann keine bei Ebay oder sonstwo finden. Vielleicht waren es nur Pressungen, die die BBC intern gemacht hat?
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Uwe

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4

Montag, 30. März 2015, 10:29

Hi Bruze,

ich mag die Schuh- und Wixxer-Filme auch nicht (und ich finde auch die Engelke grauenhaft). Aber die TV-Serie "Pastewka" fand ich durchaus sehenswert, denn der Humor von Pastewka allein ist okay (schlimm wird’s nur, wenn Kalkofe, Herbig und Konsorten mitmischen, wie in den o.g. Filmen).

Aber zum Thema: Auf den Karlsruher Hörspieltagen sagte Pastewka (tippe mal bei youtube „Pastewka Nacht der Gewinner“ ein), dass er die Temple-Krimis seit seiner Kindheit kennt und schätzt. Daher ist seine Vertonung des „Falles Gregory“ auch keine reine Parodie, sondern spielt sich auf zwei Ebenen ab:

Da ist einmal die eigentliche Vertonung des Manuskripts (das nur noch unvollständig erhalten ist) – und die ist im Kern durchaus ernsthaft. Es gibt ab und an kleine parodistische Einlagen, aber die halten sich sehr in Grenzen. Pastewka spricht selbst den Temple, und natürlich hat sein Organ nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem von Rene Deltgen, aber man kann ihm die Rolle durchaus abnehmen. Seine 4 Kollegen sprechen alle anderen Rollen (treten also in Vielfachbesetzung auf). Das ist deshalb so, weil die Fünf das Stück auch als Live-Hörspiel auf Bühnen vortragen (derzeit sind sie damit, glaube ich, auch wieder auf Tour).

Und auf der zweiten Ebene sind da die von mir schon erwähnten eingestreuten Unterbrechungen des Hörspiels, in denen die 5 Sprecher aus ihren Rollen fallen und über das was sie da gerade machen, „diskutieren“ – und das ist dann eben Comedy, vor allem wenn Pastewka die anderen mit seinem umfangreichen Detailwissen über die Temple-Serie nervt. Aber auch diese Einlagen sind okay, finde ich.

Fazit: Wenn du Temple-Fan bist, würde ich es an deiner Stelle mal antesten (gibt’s beim WDR und bei youtube).

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