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Sonntag, 24. April 2016, 17:41

Warum knistern die meisten Hörspiel-Singles?

Ich bin gerade dabei, einen ganzen Stapel Hörspiel-Singles zu bewerten. Dabei fällt mir erneut ins Ohr, was ich schon seit langem beobachte: die meisten Hörspiel-Singles knistern im Vergleich zu den LPs erheblich. Woran liegt das? Ich hätte verschiedene Ideen, habe aber im Prinzip nicht die geringste Ahnung:

- die Singles haben von vornherein eine schlechtere Herstellungsqualität
- die höhere Umdrehungszahl (45 statt 33) bewirkt eine schnellere Abnutzung
- die Nadeln, mit denen sie abgespielt wurden, waren meist Schrott, so dass das Vinyl dadurch ruiniert wurde
- älteres Vinyl hat eine schlechtere Qualität, so dass das Knistern Ergebnis eines Zersetzungsprozesses ist (solche Zersetzungsprozesse habe ich auch schon beobachtet, aber das hat dann eine sichtbare Schädigung der Oberfläche und einen Geruch nach Essig zur Folge)
- sie wurden wegen der Kürze häufiger abgespielt

Tja, was meint ihr. Läßt sich das bei Musiksingles auch beobachten?
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Oberst Grewe

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2

Sonntag, 24. April 2016, 21:24

Also das lässt sich bei einigen Musiksingles auch beobachten. Meine Rock 'N Roll Suicide / Quicksand von Bowie zum Beispiel hört sich auf meiner Anlage noch ganz akzeptabel an, aber wenn ich die auf meinem Dual Kofferplattenspieler verzerrt die total. Das habe ich bei LPs so nicht.
Das hängt aber auch meistens von der damals verwendeten Nadel ab. Die kleinen Kofferplattenspieler die damals in den meisten Kinderzimmern gestanden haben, hatten meistens ein sogenanntes Kristall-Tonabnehmersystem. Aufgrund des höheren Ausgangspegels mussten auch höhere Auflagekräfte, meistens im Bereich von 3-8 Gramm verwendet werden.
Bei den deutlich höhenwertigen Magnet-Tonabnehmern reichen schon Auflagekräfte von 1-2 Gramm, bei deutlich besserer Klangwiedergabe. Hinzu kommt noch das man noch bis in die frühen 70er teilweise noch Saphir-Nadeln verwendet hat, die deutlich schneller abgenutzt waren. Die seit den 50er Jahren erhältlichen Diamantnadeln hatten eine bis zu 10 mal höhere Lebensdauer. Ich kann mir vorstellen, dass damals nicht jeder genau auf das Alter der Nadel geachtet hat und dann einfach mit einer beschädigten "weitergefahren" ist. Aus dem Grund habe ich auch meinen Dual Koffer auf ein neues Magnetsystem mit Diamantenadel umgebaut (man braucht einen Entzerrer-Vorverstärker).

Das alles erklärt allerdings nicht, warum das bei Singles so häufig auftritt. Meine Vermutung ist, dass man für Singles nicht so hochwertiges Material verwendet hat wie für LPs. Das trifft allerdings auch nicht auf alle zu, denn ich habe hier ein paar ausgezeichnete, deshalb kann man nicht pauschal sagen, dass älteres Vinyl eine schlechtere Qualität hat, im Gegenteil: Es ist häufig andersherum.

An der höheren Umdrehungszahl sollte es eigentlich auch nicht liegen. Denn so schneller eine Platte abgespielt wird, desto besser ist die Tonwiedergabe.

Aber du schriebst von Zersetzungsprozessen: Das ist eigentlich nicht normal, und da habe ich auch noch nie von gehört. Kannst du das mal genauer beschreiben?
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3

Sonntag, 24. April 2016, 21:39

Hallo Oberst Grewe,

schonmal vielen Dank für Deine Überlegungen, das hört sich plausibel an.

Aber du schriebst von Zersetzungsprozessen: Das ist eigentlich nicht normal, und da habe ich auch noch nie von gehört. Kannst du das mal genauer beschreiben?


Ja, es ist mir bisher nur bei 10"-Platten aus der Reihe Tante Ernas Kinderstunde begegnet. Die Platten zersetzen sich, die Oberfläche wird glatt, die Rillenkonturen verschwimmen und es richt nach Essig. Irgendwann kann man sie dann auch nicht mehr abspielen.

Ich hab mal gehört, dass das ein Problem sei aus der Anfangszeit der massenweisen Kunststoffherstellung. Auch Museen haben damit zu kämpfen, beispielsweise bei Teilen der Apollo-Serie in der Raumfahrt.
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LibussaKrokus

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4

Sonntag, 24. April 2016, 23:31

Deine Beobachtungen kann ich pauschal nicht bestätigen, da sich bei meinen Singles eigentlich das gleiche Bild zeigt, wie bei den LPs. Da gibt es von keine bis sehr starke Gebrauchsspuren wirklich alles. Enstsprechend ist dann auch die Klangqualität. Ich kann mir daher auch kaum vorstellen, dass eine von deinen Vermutungen speziell für Hörspiele gelten könnte. Ein gutes Beispiel wäre aus meiner Sicht das Label Polydor. Da habe ich neben einer ganzen Menge Hörspielsingles auch einen Haufen Schlagersingles und 10'' LPs, die in etwa zur gleichen Zeit erschienen sind. Dementsprechend bestehen die wohl auch aus dem gleichen Vinyl, wurden mit gleichen bzw. ähnlichen Häufigkeit, mit gleichen bzw. ähnlichen Nadeln abgespielt, usw. . . . die Vorraussetzungen dürften also die Gleichen gewesen sein. Aber auch da ist von reinem, knisterfreien Klangbild bis zur Rauschorgie alles dabei.
Ich würde die Qualitätsunterschiede daher nicht auf das Format und die Qualität des Vinyls oder gar der Pressung zurückführen, sondern eher auf (unachtsame) Handhabung (z.B. Kinderhände?), die Art der Lagerung (mit oder ohne Hülle z.B. in den klassischen Ständern stehend und später gestapelt oder in Kisten auf dem Speicher oder im Keller gelagert) und das Alter der Scheiben (einige haben immerhin ca. 60 Jahre auf dem Buckel).
Ich hab mal einen Stapel alter Singles von einem Urgroßonkel in die Finger bekommen. Die standen bei ihm schon einige Jahrzehnte ungeschützt auf einem Sideboard und sind dann Anfang der 80er zusammen mit dem Möbelstück zu meinem Onkel und meiner Tante umgezogen, wo sie noch ein paar zusätzliche Jährchen dem Zahn der Zeit ausgesetzt waren. Obwohl mein Tantchen eine sehr reinliche Frau ist, war da nichts mehr zu machen, der Staub hatte sich geradezu in die Rillen gefressen. Nach dem Putzen waren die optisch wie neu, der Sound war ein Alptraum . . .
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5

Sonntag, 24. April 2016, 23:58

Meine Rock 'N Roll Suicide / Quicksand von Bowie zum Beispiel hört sich auf meiner Anlage noch ganz akzeptabel an, aber wenn ich die auf meinem Dual Kofferplattenspieler verzerrt die total. Das habe ich bei LPs so nicht.
Das hängt aber auch meistens von der damals verwendeten Nadel ab. Die kleinen Kofferplattenspieler die damals in den meisten Kinderzimmern gestanden haben, hatten meistens ein sogenanntes Kristall-Tonabnehmersystem. Aufgrund des höheren Ausgangspegels mussten auch höhere Auflagekräfte, meistens im Bereich von 3-8 Gramm verwendet werden.
Dass die Single auf dem DUAL verzerrt, während LPs problemlos durchlaufen, muss nicht zwingend etwas mit der Qualität der Nadel oder der höheren Auflagekraft zu tun haben, sondern weist meiner Meinung nach eher darauf hin, dass mit dem Tonarm oder der Stellung der Nadel zur Rille etwas nicht stimmt. Ich hab gleich mehrere alte DUAL-Plattenspieler mit unterschiedlichen Kristalltonabnehmern. Einen klanglichen Unterschied beim Abspielen von Singles oder LPs kann ich nicht feststellen.

Was für ein DUAL war das noch gleich und welchen Tonabnehmer hattest du da ursprünglich drauf?
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6

Montag, 25. April 2016, 00:11

der Staub hatte sich geradezu in die Rillen gefressen. Nach dem Putzen waren die optisch wie neu, der Sound war ein Alptraum . . .


Das wäre bei mir nicht das Problem. Alle Tonproben sind selbstverständlich nach der Reinigung mit der Clearaudio Double Matrix Professional gemacht worden, vorher kommt mir gar keine Platte auf den Teller. D.h., die Störgeräusche sind nicht durch Ablagerungen in den Rillen bedingt, sondern tatsächlich Schädgungen des Materials. Und da ist bei mir die Bandbreite bei LPs wesentlich mehr in Richtung 2 (vg) und 1- (near mint), wogegen man bei Singles vom Klang her kaum mal über vg- hinauskommt, eher g (3), selbst wenn sie gut aussehen. Und in Kinderhänden waren die ja alle.

Und das Alter ist eigentlich auch egal, solange die im Regal stehen.
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Montag, 25. April 2016, 14:01

Ich habe einen Dual P 1010 SV. Ursprünglich war das Kristallsystem Dual CDS 630 vervaut. Ich habe Allerdings einen Dual TVV 47 Magnetverstärker zwischengeschaltet und ein Ortofon OM 5 E als System verwendet. Das ganze läuft auf 2,5 Gramm. Das ist also so weit alles in Ordnung, denn alle Herstellerangaben wurden beachtet.

Ich habe Rock 'N Roll Suicide und Quicksand aber auch auf LP, und da verzerrt nichts.
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