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Samstag, 1. Mai 2004, 09:25

Das Gespenst vom Schloßhotel

Das Gespenst vom Schloßhotel / Das Schloß des Grauens
Ein spannendes Hörspiel von H.G. Francis in der Regie von Heikedine Körting
Das Gespenst vom Schloßhotel als MC 4323, LP 2123
Das Schloß des Grauens als MC 515 677.7, LP 115 677.2

Cover-Text vom Schloß des Grauens:

In stürmischer Nacht finden Benno und Ulla endlich Unterkunft in einem alten Schloß. Der gnomenhafte Hausdiener ist ihnen unheimlich. Ein ruheloser Geist verbreitet Angst und Schrecken. Wer ist für den grausigen Tod der Schloß-Gäste verantwortlich? Werden Benno und Ulla die nächsten Opfer sein?


Bewertung:

Dieser Klassiker von Europa hat die Zeit überdauert und ist auch heute wieder, in leicht veränderter Form, im Handel erhältlich. Das Hörspiel war als Kind eines meiner liebsten, denn Gruselgeschichten – und dann noch so gute – waren rar.
Es sprechen einige vertraute Stimmen, wie : Andreas von der Meden, Reinhilt Schneider, Peter Kirchberger, Ernst von Klippstein, Marianne Kehlau u.a. Ernst von Klippstein, der den alten Hoteldiener Wagner spricht, bleibt dem Hörer besonders durch sein schauriges, wiederhallendes Lachen im Ohr. Andreas von der Meden bringt trotz angespannter Situation ein paar nette Witze und zu Reinhilt Schneider muss man wohl nicht viel sagen; sie gehört einfach zum alten Europa-Team dazu.
Die Geschichte ist für Kinder sehr spannend und auch für Erwachsene sehr unterhaltsam. Anfang der 70er, als „Das Gespenst vom Schloßhotel“ erstmals erschien, kannte man wohl noch keine Altersbeschränkungen, jedenfalls ist nichts dergleichen vermerkt. Als „Das Schloß des Grauens“ dann ein paar Jahre später als Folge 4 der Gruselserie veröffentlicht wurde, prangerte deutlich lesbar „Ab 12 Jahre“ auf dem Cover. Aus einem geschmackvollen gelben wurde ein pinkes Cover mit einer Horrorfratze oben links, mit kleinen, aber nicht wesentlichen Veränderungen.
Was mich persönlich wirklich stört, ist die neue musikalische Untermalung, die quasi ständig vorhanden ist. Die alte Musik kannte man aus etlichen anderen Europa-Vertonungen und sie war an manchen Stellen sicher zu fröhlich für ein Gruselhörspiel, aber vertraut. Auch gab es ein paar nette Effekte. Diese sind auch bei der Gruselserie zu hören, jedoch muss man sein Ohr teilweise anstrengen, um sie durch die vordergründige Musik überhaupt noch wahrzunehmen.
Des weiteren hat mich ein Freund, dem bei Hörspielen fast nichts entgeht, darauf aufmerksam gemacht, dass der letzte Satz verändert wurde. Diese Idee ist nicht schlecht, denn so wirkt das Ende gruseliger. Wer Lust dazu hat, kann ja mal beide Versionen vergleichen, teuer ist keine. Zur dritten Auflage, die jetzt im Handel erhältlich ist, kann ich leider nicht viel sagen. Soweit mir bekannt, ist das Hörspiel nach wie vor unverändert, die Musik aber wieder neu.


Cover-Quelle: www.europa-vinyl.de
»Susanne Barden« hat folgende Datei angehängt:

Evil

second sight

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2

Samstag, 1. Mai 2004, 11:52

Das ultimative Grusel Hörspiel eben. Sowas sucht man bei den (neuen) Sinclairs irgendwie vergebens...

Uwe

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3

Samstag, 1. Mai 2004, 16:25

Ach ja - war schon schön, dieses alte Ding. Es hatte auch irgendwie einen gewissen Charme, den man den heutigen Gruselhörspielen leider vermisst.

Ich weiß noch - ich habe oft in meinem Kinderzimmer gesessen, das Hörspiel gehört und dabei in "Gespenster-Geschichten"-Comic-Heften gelesen. Das passte toll zusammen!

Es war glaube ich auch die erste Grusel-LP, die nicht nach einer klassischen Vorlage (wie Dracula oder Edgar Allan Poe) entstand, sondern nach einer eigens von H.G. Francis für dieses HSP erdachten Geschichte. Es war also quasi der eigentliche Vorgänger der späteren Gruselserie!!!

Ich könnte es übrigens nie ertragen, dieses Werk abgeändert und mit anderer Musik zu hören. Nein, nein, es muss schon die Original-Version sein! :]

Kultig noch heute das Geräusch aus dem EUROPA-Archiv, wenn Benno den Wagen abbremst und dann noch einmal im Leerlauf Gas gibt (wie man heute weiß, völlig sinnlos, aber damals haben das wohl alle Autofahrer gemacht, weil sie meinten, dass der Wagen dann später leichter wieder anspringt :lach: )

Grüße!!!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Uwe« (1. Mai 2004, 16:26)


4

Samstag, 1. Mai 2004, 20:08

Hi Uwe,

das mit dem Gasgeben während des Leerlaufs habe ich nie bewußt registriert, muss ich gleich mal nachholen.
Ich hatte die MC als Kind nicht selber, sondern eine Freundin von mir. Irgendwann war sie dann, nachdem wir sie zigmal durchgehört hatten plötzlich weg, sch...! Ein paar Jahre später gestand sie mir dann, dass sie sie noch hätte, dass sie sie nur damals nicht mehr hätte hören können und deshalb gelogen hat. So was! Naja, als kleine Entschädigung bekam ich sie dann geschenkt und höre sie heute immer noch gerne.

Uwe

hört Hörspiele seit ca. 1973

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5

Samstag, 1. Mai 2004, 23:22

Hi, Susanne!

Ich will ja nicht neugierig sein - aber konnte deine Freundin die MC nicht mehr hören, weil sie sie "über" hatte, oder weil sie sie zu gruselig fand?
:D

Grüße!!!

6

Sonntag, 2. Mai 2004, 09:08

Hi Uwe,

tja, meine Ausdauer, was das Hören angeht, war wohl schon immer besser, als das meiner Freunde - sie konnte sie nicht mehr hören!!!! Was auch für die alte Dracula MC von Europa und eine Music-MC galt. Die habe ich dann bei der Beichte im Dreierpack geschenkt bekommen. Das war echt ein Ding! Bevor sie sie hat verschwinden lassen, haben wir ja noch versucht, sie mir mit Kabel von einem tragbaren Recorder zum anderen zu überspielen. Hat im Prinzip auch geklappt, nur hat der nur mit Micro und nicht mit Kabel aufgenommen und unser Geplapper während der ganzen Zeit war auch drauf. Danach wusste sie wohl keinen anderen Weg mehr, um ihrem privaten Horror zu entgehen. ;)

Waschbär

Am Institut für Strahlenkunde und Pendelistik

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7

Sonntag, 2. Mai 2004, 10:03

Dann war deine Freundin ja echt verzweifelt über deine ausgeprägte Zuhörfähigkeit ;)
Was andere Leute uns zutrauen, ist meist bezeichnender für sie als für uns.

Es würde nur sehr wenig Böses auf Erden getan werden, wenn das Böse niemals im Namen des Guten getan werden könnte.

Marie v. Ebner-Eschenbach

8

Montag, 3. Mai 2004, 23:11

Na, da will ich dann doch auch mal meinen "Senf" dazugeben:



Inhalt:
Es ist bereits nach Mitternacht als Ulla und ihr Mann Benno das alte Schlosshotel erreichen. Die beiden sind auf der Durchreise und wollen die Nacht dort verbringen. Aber das Schlosshotel ist geschlossen und vollkommen unbewohnt. Einzig der Verwalter, ein alter, unfreundlicher Mann bewohnt noch das Gebäude. Und dieser schickt das junge Ehepaar wieder weg. - Geschlossen, seine lapidare Auskunft.

Doch Benno kann den Wagen nicht mehr starten. Zudem tobt ein Gewitter und es regnet Bindfäden. Also zurück zum Hotel. Dort öffnet nach langem Klopfen erneut der alte Mann die Türe. Benno gelingt es nach einer zähen Diskussion den Alten davon zu überzeugen, dass er und seine Frau nun doch im Hotel übernachten dürfen... eine Entscheidung die die beiden schnell bereuen....

Der Alte geht, um Decken zu holen und lässt das Ehepaar in der Eingangshalle des Hotels zurück. Als er - auch nach einer geraumen Zeit - immer noch nicht wieder kommt, macht Benno sich daran, ihn zu suchen. Justamente in diesem Augenblick passiert es: Eine unheimliche Erscheinung nähert sich Ulla. Ein Schatten, kalt, diffus, unheimlich. Panisch ruft Ulla um Hilfe. Benno kehrt daraufhin zu seiner Frau zurück, glaubt ihr, was die Erscheinung angeht aber nicht.

Um sie zu beruhigen macht er sich daran, die Eingangshalle abzusuchen. Schon will er zu seiner Frau zurück, als er einen versteckten Mechanismus berührt. Eine Falltüre tut sich auf und Benno stürzt in einen Abgrund...

Nun beginnt ein Alptraum, der schlimmer nicht sein kann.

Kritk:
Mann, was man mit einem genialen Skript, 6 professionellen Sprechern und passenden Geräuschen doch für eine gruselige Atmosphäre schaffen kann! Diese Produktion beweist, das Horrorhörspiele eben nicht nur durch brachiale Splatterszenen, mit viel virtuellem Blut und einer Unmenge an Toten zu realisieren sind, sondern gerade auch durch dezente eingesetzte Effekte und gut durchdachte Dialoge atmosphärisch dicht und packend in Szene gesetzt werden können.

In diesem Sinne ein ausgesprochenes Lob an Regie und Akteure. Sie schaffen es wirklich, das Wort Gruseln audiophon umzusetzen.

Für Kinder ist die Geschichte vom Horrorfaktor her wohl hart an der Grenze des Erträglichen:
Ein düsteres, verlassenes Hotel, ein Angst verbreitender Verwalter, eine unerwartete, zunächst undefinierbare Geistererscheinung, fiese geheime Fallen... all dies vermischt zu einer beklemmenden Geschichte, die nicht wirklich ein Happy End hat. So lässt man bei kleinen Zuhörern gekonnt Alpträume entstehen.

Heute kann ich das Hörspiel hören, ohne mir schlotternd die Bettdecke über den Kopf ziehen zu müssen. Heute ist der Horrorfaktor für mich durchaus erträglich. Fasziniert bin ich aber dennoch nach wie vor von der Geschichte. Warum? - Nun, zum einen führt die Story den Zuhörer gekonnt in ein Wechselbad der Gefühle. Gruselszenen wechseln sich mit entspannteren Passagen ab, um gleich darauf erneut sehr effektvoll den Zuhörer zu schockieren. So und nicht anders generiert man Gänsehaut liebe Hörspielproduzenten ;-)

Des weiteren ist die vom Autor der Geschichte H.G. Franics ins Leben gerufene Person des Verwalters Wagner ein wahres Faszinosum:
Ist er einmal der vor sich hin grummelnde alte Mann, offenbart er sich in einer anderen Szene als höhnisch lachende und die in Angst vor sich hin quiekende Reinhilt Schneider noch weiter verunsichernde Gestalt. Nicht genug damit: Im weiteren Verlauf des Hörspiels scheint Wagner echt um das Wohl des Ehepaares besorgt ... um kurz darauf wieder in die Rolle des die jungen Leute grässlich auslachenden Alten zu verfallen.

Eine facettenreiche Figur also, die einem wirklich Angst machen kann und deren Absichten und Intentionen bis - und das ist der Clou - über das Ende des Hörspiels hinaus unergründlich bleiben. Meine Hochachtung in diesem Zusammenhang an Ernst von Klippstein, der die Rolle des Wagner fantastisch umgesetzt hat.

Fazit:
Exzellent