...Nachschlag zu "später mehr":
Zeichnungen (Personen)
Bei den beiden Vorgängeralben wurde ja bereits bemängelt, dass zB Methusalix´ Frau – sonst ein Garant für feuchte Bubenträume – fast schon hässlich gezeichnet worden ist. Ich finde, das hat sich etwas geändert. Der olle Julius hat aber schwer an Charakter eingebüsst, zwar hat er noch dieses Clint Eastwood-hafte in seiner Mimik, ansonsten wirkt sein Gesicht viel flächiger und schmissiger gezeichnet, da fand ich Uderzos Stil ikonischer, man hatte bei Uderzos Cäsar einfach immer das Gefühl, dass das der mächtigste mann der Welt ist. In der Neuentwicklung von Gesichtstypen hat sich eher wenig getan, der korrupte Konsul ähnelt so vielen anderen früheren dekadenten Römern – wäre doch eine prima Figur für eine zeitgeistige Karikatur gewesen?!? Berlusconi zB, aber der wurde als Nebenfigur schnell verbraten. Sehr gut: Conrad hat sich endlich getraut, den Hauptcast in neuen Perspektiven und Posen darzustellen, besonders im Papyrus des Cäsar ist mir unangenehm aufgefallen, dass da viel fast durchgepaust erschien.
Zeichnungen (Pferde)
Verdient absolut eine extra Erwähnung – Wahnsinn, was Conrad sich da aufgehalst hat, Massenszenen mit Pferden, fast das ganze Album hindurch! Bravo!
Zeichnungen (Szenen)
Endlich endlich: auch hier löst sich der Zeichner langsam aber sicher von Uderzos Überwerk, moderne Perspektiven auf großartige Massenszenen, wieder kreucht und fleucht es und es gibt in allen Panels viel zu entdecken. Zwar zeigen sich kompositorische Schwächen und die Ästhetik von Uderzos ruhigem Strich ist einfach unübertroffen, trotzdem muss man den Hut ziehen vor diesem bildgewaltigen Band und seinem sehr sehr fleissigen Zeichner. 2 Jahre hat er gebraucht – vergleichsweise lang, denn: zu ihren besten Zeiten haben Goscinny/Uderzo im gleichen Zeitraum sage und schreibe 6 Alben rausgehustet.
Story
OK, ich wollte es ja mal wieder einfach – bereits 30 Jahre sind seit Asterix im Morgenland vergangen, meiner Meinung nach das letzte Album mit einem kurzen, knackigen waghalsigen Plot (Troubadix soll es in Indien regnen lassen), um den sich dann ein farbenfrohes Abenteuer entspinnt. Ein Wagenrennen durch Italien, unfaire Römer und etwas lokale Hintergründe. Klingt ein bisschen sehr nach Tour de france und will es auch sein. Und schon ist man wieder am Vergleichen – die Tour de france ist zwar auch eine Art Rennen, aber so pfiffig eingefädelt und liebevoll durcherzählt, eine kulinarische Hommage an ihr Heimatland, alles passt. Das Ursachen für das aktuelle Wagenrennen und das zufällige und unkomplizierte Reinstolpern von A & O wirken konstruierter, genauso das etwas bemühte Aufzählen von den Etappen und ihren Besonderheiten (jaaaaa, Venedig und die Gondeln/Stelzenhäsuser/Karneval...seufz, aber wer weiß schon, dass die Umbrier alte Widerständler sind?). Trotzdem kommt die Geschichte flott voran, schnell geschnitten und schwupps ist das Album zu Ende. Und da sind die beliebten Namenswitze, schön ausgedacht und gut übersetzt. Ein schöner Running Gag mittlerweile ist Obelix Aberglaube (letztes Mal ein Horoskop, jetzt Handleserin), da bin ich gespannt. Während die Zeichnungen herausstechen, ist mir die Story etwas vorsichtig geraten. Dass A & O alles andere als fair agieren und unschuldige Gegner zugunsten einer pitoresken Unfallszene rauskicken fand ich etwas befremdlich und stand in krassem Gegensatz zu dem Rennschluss, wo sich alle den Preis teilen (wer sollte eigentlich dieser Typ sein, dessen Rennkompagnon immer den Wagen repariert?). Bei Goscinny/Uderzo hatte einfach alles Hand und Fuß, Timing und Charme. Hier wurde ein sehr einfacher Plot ziemlich sinnfrei aufgeblasen, ein Actionalbum mit seichtem Humor, das geht besser! Warum müssen SIe das Rennen gewinnen??? Weil das Wohl des Dorfes auf dem Spiel steht? Miraculix in Rom eingesperrt ist? Wenigstens eine Wette um die Ehre der Gallier? Nichts dergleichen. Was hätte man nicht alles aus der Reise durch Italien (und dorthin!) machen können – die Mafia, überfüllte Strände und nicht nur Wein, Wurst und sattsam bekannte Bauwerke. Wer war nicht genauso entäuscht bei der Demaskierung wie ich – das muss doch Cäsar sein! Nein, der kommt später, warum der erste maskiert war, ist mir entgangen. Irgendwie hat man versucht, Italien ein ähnlich charmantes Denkmal zu setzten wie Frankreich in der Tour und dabei hat man ganz Süditalien vernachlässigt. Alles in allem – die Story ist unausgegorene Effekthascherei, Popcorncomic.
So – bis hierhin liest das ja eh keiner mehr... mein Fazit ist: nicht so schlimm wie die letzten 10 Uderzo-Alben und trotz allem das beste der bisher drei veröffentlichten Conrad/Ferri-Alben.
Für das nächste Album wünsche ich mir noch mehr Mut und – einen anderen Autor bitte, er kann es einfach nicht.