Young & Grace – Folge 5 Der tote Mörder
Inhalt: Die Polizei von San Franciso braucht wieder Hilfe von Pastor Liam Young bei einem sehr speziellen Fall: der zum Tode verurteilte und hingerichtete Streller mordet nach über 8 Jahren wieder. Was steckt dahinter? Während sich Young undercover in einer Sekte einschleicht, muss Grace im Gefängnis recherchieren – und wird dort mit dem nächsten Mord konfrontiert. Gemeinsam jagen sie den toten Mörder.
Ein Hörspiel von Tobias Schuffenhauer
Regie: Tobias Schier
Sprecher:
Ltd. Grace Bennett – Caroline von Bemberg
Pastor Liam Young – Peter Eberst
Captain O’Neill – Christoph Maasch
Detective Jacobs – Christian Borchert
Pathologin – Petra Herzler-Grossmann
Badgeley – Patrick Gräser
Michaels – Stephan Steinseifer
Morris – Felix Holm
Kirkman – Tom Jacobs
Mann 1 – Simon Kümmling
Mann 2 – Tobias Schuffenhauer
Charlotte – Carola Sophie Obeth
Kellner – Tobias Schier
Streller – Andreas Odrich
Gefängnisdirektor – Kai Rinsland
Persönliche Meinung: Lange ist es ruhig rund um Ltd. Grace Bennett und Pastor Liam Young geblieben. Folge 4 erschien am 17.Januar 2020. Seitdem fragten sich die Fans des charismatischen Duos ob und wann es weitergehen würde. Aufatmen dann am 17. September des heurigen Jahres. TOS-Hörfabrik meldete sich mit einem Instagram-Posting, dass die „Gang“ wieder versammelt sei und man an Folge 5 der Hörspielserie arbeite. Am 15.11. erschien die CD und am 1.12. wird sie überall digital erhältlich sein. Warum hat es nun so lange gedauert? Der Grund liegt darin, dass TOS-Hörfabrik die Serie nun im Eigenverlag fortführt und man von nun an nicht mehr unter dem Verlag GERTH Medien veröffentlicht. Laut Aussagen der Macher musste zuerst die Rechtelage geklärt werden, bevor dieser Schritt möglich war. Dies brauchte seine Zeit. Tobias Schuffenhauer und sein Team betonten mir gegenüber mehrfach, wie sehr ihnen die Serie am Herzen liegt. Ich war also gespannt darauf welches Abenteuer mich diesmal erwarten würde und ob man den Verlagswechsel bemerken würde.
Story: SEHR GUT – Alles beginnt mit der Hinrichtung. Der Hinrichtung Daniel Strellers. Danach wird der mehrfache Mörder für Tod erklärt. Jahre später werden ein Mithäftling, ein Wärter und eine Frau vom Sozialdienst getötet. Todesfälle, die Streller vorausgesagt haben soll. Die Morde tragen dabei Strellers Handschrift, wurden sie doch alle Drei auf dieselbe Art getötet wie dieser damals seine Opfer umgebracht hatte. Man munkelt von einer Todesliste, die insgesamt 10 Namen beinhalten soll. Streller hatte sich vor seiner Hinrichtung einer Sekte angeschlossen. Ein Grund, warum Ltd. Grace Bennett nach längerer Zeit wieder Pastor Liam Young aufsucht und ihn um Hilfe bittet. Young schleicht sich Undercover in die Sekte ein. Diese wird von einem selbsternannten Propheten Namens Morris geleitet. Grace versucht währenddessen den Morden im Gefängnis auf den Grund zu gehen.
Die fast 3 Jahre lange Pause hat der Geschichte nicht geschadet. Im Gegenteil. Fiel für meinen Geschmack Folge 4 „Tödliches Kunstwerk“ etwas ab, läuft sie hier zur absoluten Höchstform auf. Fiktion wie ein rätselhafter Mordfall trifft auf Realität in Form von Sektenkommunen. Die Geschichte lebt von einem mysteriösen Mordfall, von einem Ermittlerduo, das mit Ecken und Kanten versehen ist und von skurrilen Situationen, die manchmal zum Nachdenken, manchmal auch zum Schmunzeln einladen. Bei der Szene im Wald mit Young musste ich laut lachen. Die Figur des Pastors Young tritt in die Fußstapfen eines Castles, Monk oder Mentalist, die ebenfalls neben einer Vielzahl an Stärken, auch über eine Reihe von Schwächen und Eigenheiten verfügten. Wie den erwähnten TV-Vorbildern steht ihm mit der „geerdeten“ Grace eine wunderbar gegensätzliche Partnerin zur Seite. Merkmale für das schöne Zusammenspiel von Young & Grace sind der zum Einsatz kommende Wortwitz und die kurzen Gedankeneinspielungen, die so herrlich unterhaltsam sind, weil sich das Denken und das spätere Sagen deutlich unterscheiden. Natürlich gibt es wieder die eine oder andere kurze „Predigt“ von Young, die aber niemals gezwungen wirkt, sondern sich wunderbar in die Geschichte wie ein Puzzlestück einfügt.
Sprecher: SEHR GUT – Der Cast punktet nicht mit bekannten Synchronstimmen, sondern mit der üblichen „Gang“ der Serie. Dabei muss man Caroline von Bemberg und Peter Eberst ein ganz dickes Lob aussprechen. Sie interagieren hervorragend miteinander und sorgen stets für einen lebendigen Dialog. Man merkt Beiden den Spaß am gegenseitigen verbalen Schlagabtausch an. Die übrigen Sprecher/innen machen einen unauffälligen und guten Job.
Musik: GUT – Die Titelmelodie ist allen Kennern der Serie mittlerweile ans Herz gewachsen. Sie wird in verschiedenen Variationen eingespielt. Zudem sorgen kurze tiefe Klänge für Anspannung und für eine kurzzeitige unheimliche Atmosphäre. Klavierkompositionen untermalen die tiefsinnige Unterhaltung zwischen Young und Grace. Allgemein kann man sagen, dass sich die Musik niemals in den Vordergrund drängt, sondern stets dezent eingesetzt wird.
Technik/Ton SEHR GUT – Besucht man die Homepage von TOS Hörfabrik kann man nachlesen, dass dieses Label dem Sound Design viel Bedeutung beimisst. Diesen Umstand hört man eindrucksvoll im Hörspiel. So wähnt man sich durch Schlüsselgeräusche, quietschende Stahltüren und hallenden Schritten sofort in einem Gefängnis, ohne dass dies großartig erwähnt werden muss. Auch jene Szenen, als Young im Wald einen „Kurs im Überleben“ absolvieren muss, fallen sofort durch die tolle Geräuschkulisse auf. Um das Zirpen der Grillen und die andere üppige Soundkulisse erleben zu können, sollte man auf jeden Fall das Hörspiel auf Kopfhörern anhören. Ich selbst habe mit großer Begeisterung vor meiner Heimkinoanlage gelauscht und bin regelrecht durch die schöne akustische Kulisse in die Handlung eingetaucht. Die Boxen bekamen einiges zu tun.
Ausstattung: BEFRIEDIGEND – Hat sich bei Story, Sprecher, Musik und in der Technik der Wechsel von GERTH Medien zum Eigenverlag nicht bemerkbar gemacht, so muss der geneigte Kenner der Serie in Sachen Ausstattung Abstriche machen. Die Coverillustration wurde geändert. Sie hat nun stärkere Ähnlichkeiten mit einem Comic. Es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks was einem besser gefällt. Die Änderungen fallen einem aber auf jeden Fall auf. Das Erscheinungsbild des CD-Rückens wurde geändert. Die Sammler unter uns werden also im Regal einen deutlich sichtbaren Unterschied zu den ersten 4 Folgen bemerken. Außerdem fehlt am Rücken die Folgennummer. Das bisher aus 2 Seiten bestehende Booklet wurde auf ein „Einlageblatt“ reduziert. Der wohl größte Einschnitt betrifft hier die CD. Auf Grund des Eigenverlages und der schwindenden CD-Käuferschar ist diese nicht mehr „gepresst“ sondern gebrannt. Diese gebrannten CDs liegen nur mehr in einer Mini-Auflage vor und ist in erster Linie für Sprecher und Rezensenten vorgesehen. Das man hier trotz der Einschnitte eine ausgesprochen liebevoll produzierte CD-Ausgabe erhält, bemerkt der Hörer wenn man sich die Rückseite der CD-Hülle ansieht. Hier findet man die 29 Tracks samt passender Namen vor. Ein Luxus, der heutzutage leider immer weniger häufig vorkommt. Positiv sei auch der wirklich informative Instagram-Account von TOS Hörfabrik erwähnt, wo der Hörspielfan eine Vielzahl an schöner Infos und Videos als Extra spendiert bekommt.
Gesamt: SEHR GUT – Es war mir eine große Freude die Produktion „YOUNG & GRACE - Der tote Mörder“ von TOS Hörfabrik zu hören. Hier passt fast alles. Man bemerkt an kleinen und großen Details wie viel Hingabe und Herzblut die Macher in diese Produktion investiert haben. Der Wechsel zum Eigenverlag hat dem Hörspiel selbst in keiner Weise geschadet. Story, Sprecher und Technik sind in jeder Hinsicht Top. Einzig CD-Fans könnten über die Ausstattung etwas enttäuscht sein. Download- und Streaming-Hörer werden auf jeden Fall voll auf ihre Kosten kommen und sollten mit dieser Folge sehr viel Freude haben.
Fazit: Die YOUNG & GRACE - Folge 5 “Der Tote Mörder“ besticht mit einer mysteriösen und abwechslungsreichen Geschichte, einem großartigen Zusammenspiel der Hauptsprecher und einer beeindruckenden Technik! Bravo!