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Clavelina

Dienstälteste Boardhexe

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Donnerstag, 1. Juli 2004, 08:16

Waris Dirie - Nomadentochter

Waris Dirie - Nomadentochter - 4 CDs


Wer hat noch nicht von ihr gehört, Waris Dirie, der Frau, die unter Nomaden in der Wüste Somalias aufwuchs, den Kampf um Wasser und Nahrung in ihrer kargen Heimat täglich erleben mußte, mit 5 Jahren ein fürchterliches, lebensbedrohliches Ritual der Beschneidung durchmachte, es überlebte, um dann mit 13 oder 14 Jahren gegen einen Brautpreis von 5 Kamelen an einen alten Mann verkauft zu werden. Sie lief davon ins Ungewisse, beseelt vom Mut der Verzweiflung. Sie überlebte auch dies und machte schließlich als Top-Model Karriere in der westlichen Welt. Schon diese Geschichte beeindruckt - sie wird in Waris Diries erstem Buch "Wüstenblume" erzählt. Inzwischen gibt es einen Nachfolgeband - "Nomadentochter", der - so wie auch das erste Buch - als Hörbuch erschienen ist. Ich habe es kürzlich gehört und war schwer beeindruckt.

Gelesen wird das Werk von Katja Riemann. Sie erzählt eindringlich und einfühlsam. Mich begleitete während des Hörens die ganze Zeit die Vorstellung, die Autorin spräche selbst zu mir. Ein sehr überzeugender Vortrag!

Während Waris Dirie in "Wüstenblume" ihren steinigen Weg in die westliche Welt beschreibt, erzählt sie in "Nomadentochter" die Geschichte ihrer "Rückkehr". Als über 30jährige sucht sie mit ihrem ältesten Bruder in einer abenteuerlichen Reise ihre Familie in Somalia auf. Hier prallen Welten aufeinander - sowohl was die äußeren Umstände angeht als auch was die inneren Einstellungen angeht:

Einerseits das Leben im Westen ohne Existenznöte, wo Dinge wichtig sind, die in der Wüste Somalias keinerlei Bedeutung haben. Andererseits das einfache, harte und ärmliche Leben in der Wüste, wo ein Paar ausgelatschte, auseinanderfallende Gummischlappen als einziges Paar Schuhe in einer Familie geteilt werden muß und trotzdem schon fast als kleiner Reichtum gilt, wo das Wort Zeitverschwendung auf völliges Unverständnis stößt, wo Zahnpasta abgelehnt wird, weil sie in Zeiten der Not nicht gegessen werden kann. Auf der einen Seite die Industrienationen, wo jeder sich selbst der Nächste ist, auf der anderen ein Land, wo die Familie, das Zusammensein, das für einander Da-Sein und das Teilen des "letzten Hemds" gleichzeitig Notwendigkeit, Selbstverständlichkeit und Bedürfnis sind. Auf der einen Seite eine Frau, die mit vielen Bräuchen ihrer Heimat nicht einverstanden ist, davor weggelaufen ist und heute dagegen vorgeht (Waris Dirie ist UNO-Sonderbotschafterin und kämpft gegen die genitale Verstümmelung von Frauen, die in vielen Ländern der Welt noch immer praktiziert wird), auf der anderen Seite die Frau, die der menschlichen Größe, dem Mut, der Ruhe und der Kraft ihrer Familie größte Bewunderung entgegenbringt, die aber gleichzeitig nach Jahren der Abwesenheit wichtige Bräuche ihrer Heimat verlernt hat und die nicht mehr das rechte Gespür dafür hat, was die Menschen dort wirklich brauchen.

Sie erzählt u. a. über den Erfolg und Mißerfolg ihrer kleinen Geschenke, die sie der Familie mitgebracht hat. Sie erzählt über ihre Gefühle, die Katja Riemann wunderbar zum Ausdruck bringt.

Hier wird eine Frau beschrieben, die versucht, die Brücke zwischen zwei Welten zu schlagen, die zwar ein wenig zerrissen ist, aber genau weiß, wo ihre Wurzeln sind. Hier wird die Geschichte einer Frau erzählt, die als Kind immer Angst vor dem Vater hatte, der mit ihren Verhaltensweisen nie einverstanden war und wie sie sich in einem einwöchigen Besuch die Anerkennung ihres so strengen Vaters erobert, obwohl sie sich noch immer nicht verhält, wie eine somalische Frau das seiner Meinung nach tun sollte. Hier wird auch die Geschichte von Mutter und Tochter erzählt, die einander so eng verbunden sind, daß fast 20 Jahre der Trennung dem keinen Abbruch tun. Es wird noch vieles andere erzählt. Für mich war dieses Hörbuch ungeheuer eindrucksvoll und ich werde es bestimmt noch öfter hören, um festzustellen wieviele andere Geschichten hier noch erzählt werden.

Fazit:
Unbedingt hörenswert für jeden, der unsere oft hohle, oberflächliche westliche Welt nicht in jedem Fall als erstrebenswert erachtet. In diesem Hörbuch gibt es viel zu hören von den Dingen, die im Leben wirklich wichtig sind. Meine Bewunderung gilt einer STARKEN und mutigen Frau! Prädikat super plus! :up:


Zur Zeit gibt es "Nomadentochter" und "Wüstenblume" bei Amazon zu einem 20% ermäßigten Preis:


Waris Dirie - Nomadentochter - Link zu Amazon

Und wer die ganze Geschichte hören möchte, dem empfehle ich auch noch "Wüstenblume" - zwar habe ich das Hörbuch nicht gehört, aber ich habe das Buch gelesen - und vom Buch kann ich sagen, es lohnt sich auf jeden Fall! :] - für den Vortrag von Ulrike Grote übernehme ich daher keine Garantie ;) - Vielleicht hat ja schon jemand Wüstenblume gehört und kann auch dazu etwas sagen?

Waris Dirie - Wüstenblume - Link zu Amazon - 2 CDs




Übrigens ist bereits ihr drittes Werk erschienen: Desert Dawn (Wüstendämmerung) - es scheint nur leider noch nicht in Deutsch vorzuliegen, zumindest habe ich bei Amazon nichts gefunden.
Es ist besser, ein einziges kleines Licht zu entzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.
(Konfuzius)

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Clavelina« (2. Juli 2004, 00:26)


2

Donnerstag, 1. Juli 2004, 08:19

danke für die rezi, clavi !!!

das steht auf meiner wunschliste, wie du weisst !!!

Clavelina

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3

Freitag, 2. Juli 2004, 00:34

Ich warte gespannt auf Dein Urteil ;)
Es ist besser, ein einziges kleines Licht zu entzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.
(Konfuzius)

dal

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4

Freitag, 2. Juli 2004, 06:27

und wer ließt das nun? Katja Riemann oder Iris Berben?
I know Darth Vader really got you annoyed
But remember, if you kill him, then you'll be unemployed

Clavelina

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5

Freitag, 2. Juli 2004, 07:58

Svenni hat mich aufgeklärt, daß Iris Berben ursprünglich geplant war und wohl deshalb noch auf der Coverabbildung aufgeführt ist, obwohl die Sprecherin Katja Riemann ist.
Es ist besser, ein einziges kleines Licht zu entzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.
(Konfuzius)

6

Samstag, 3. Juli 2004, 02:02

RE: Waris Dirie - Nomadentochter

Zitat

Original von Clavelina
für den Vortrag von Ulrike Grote übernehme ich daher keine Garantie ;)


Ich hab' letztes Jahr beide hintereinander gehört, nachdem ich zufällig drüber gestolpert war. Ich empfand Ulrike Grothe wesentlich passender und eindringlicher/authentischer als Katja Riemann, Du solltest es Dir die Lesung also doch mal zu Gemüte führen. ;)

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Svenni« (3. Juli 2004, 02:03)


7

Samstag, 3. Juli 2004, 15:54

RE: Waris Dirie - Nomadentochter

Zitat

Original von Clavelina
Übrigens ist bereits ihr drittes Werk erschienen: Desert Dawn (Wüstendämmerung) - es scheint nur leider noch nicht in Deutsch vorzuliegen, zumindest habe ich bei Amazon nichts gefunden.


Ich habe auch mal bei den Amazonen gestöbert ... das ist, wie's aussieht, der Originaltitel von "Nomadentochter". ;)