Sie sind nicht angemeldet.

41

Dienstag, 10. August 2004, 05:22

Zitat

Original von erja
ich jedenfalls musste mich ja aus beruflichen gründen umstellen und bezweifle, ob ich dazu noch mal lin der lage wäre. ich hatte nach der alten rechtschreibung zB nie probleme mit "ß", allerdings hatte ich mir auch nie gedanken darüber gemacht; man hats einfach gelernt, da hast du recht. gedanken hab ich mir aber gemacht bei der auflösung von "ß" nach "ss" im zuge der reform, und inzwischen sitzt das, ohne dass man noch darüber nachdenken muss. ich habs quasi verinnerlicht. :D

Nun ja, ganz ehrlich: ich hatte auch nie Probleme mit "ß" oder "ss". Weder in der alten noch in der neuen Rechtschreibung. Im Hinblick auf den internationalen Standort Deutschland hätte es mich sogar noch nicht mal gestört, wenn man konsequent das "ß" abgeschafft und nur noch mit "ss" geschrieben hätte, das hätte die Angelegenheit vermutlich noch mehr vereinfacht, aber wahrscheinlich waren da einigen Leuten die paar Millionen Strassenschilder zu teuer :D
Massivst Probleme hatte und habe ich dagegen mit Worten, die sich in ihrer Schreibweise verändert haben, weil man glaubte, die Schreibweise dem Wortstamm anpassen zu müssen, weil das teilweise haarsträubend und unglaublich inkonsequent umgesetzt wurde. Mir konnte bisher noch keiner erklären, weshalb ich "Stängel" schreiben muß ("kommt von 'Stange'), aber auf der anderen Seite nicht "sprächen" ("aber das kommt doch von 'Sprache' ...? :gruebel: ). Über die Zusammen- und Getrenntschreibung sowie über die Groß- und Kleinschreibung habe ich mich zwar einige Male aufgeregt, aber das Ergebnis dieser Aufregungen lautet schlicht und ergreifend: das mußte man vorher auswendig lernen, das mußt du auch heute auswendig lernen - es bleibt sich gleich.
Die Kommaregeln halte ich für grauenvoll. Die Lehrbücher für mein BWL-Studium waren in der neuen Rechtschreibung gesetzt. Ein Lehrbuch, dessen komplexe Beschreibungen und Erklärungen man erst nach mehrmaligem Durchlesen versteht, weil man in Gedanken die ewig langen Bandwurmsätze durch mentale Kommata in logische Teilsätze zerlegt, ist mit einem Wort gesagt grausam. Nach eigenen Erfahrungen führt einen ein solches Machwerk vor allem kurz vor den Klausuren regelmäßig an den Rand eines Nervenzusammenbruchs :heul: .
Unterm Strich muß ich sagen, daß sich die Reform auf die Sprache in meinen Augen eher negativ ausgewirkt hat. Ich war schon zu Beginn ein Gegner der Rechtschreibreform und an dieser Meinung hat sich im Laufe der Zeit nichts geändert. Trotzdem sage ich: diese Reform hätte man den Verantwortlichen schon zu Beginn mit Schmackes links und rechts um die Ohren hauen sollen. Und diejenigen, die dafür gesorgt haben, daß überhaupt eine solche Expertenrunde ins Leben gerufen wurde, die die Rechtschreibung auf den Prüfstand schickt, hätte man gleich mit dazu stellen sollen. Ich frage mich, wo die Unmengen von Unterschriftensammlungen gelandet sind, auf denen sich Leute verewigt haben, die gegen die Reform waren. Den Zug für die Rücknahme der Reform halte ich allerdings für abgefahren und das, was Springer und Spiegel da abziehen, mag viellecht ein halbes Jahr nach der Reform begrüßenswert gewesen sein, heutzutage wirkt das eher ... ähm ... affektiert. Ich weiß auch nicht, ob es wirklich etwas bringt, außer, daß viele Leute weiterhin verunsichert werden und die Verlage ein paar graue Haare mehr kriegen, weil die Kosten für eine neue Umstellung der Rechtschreibung ersatzlos an ihnen hängenbleiben.
Eine Sache, die mich allerdings damals, bei der Einführung der Reform, und auch heute wieder beschäftigt hat: wäre es nicht vielleicht besser, ein paar andere anstehende Probleme zu lösen, anstatt uns darüber zu unterhalten, wie man sie buchstabiert?

Gruß
Skywise
Radio Liederlicht
Liedermacher & Co.


Mittwoch.
Skywise: "Ja klar ist der Laden super und so, aber ich mach' da trotzdem einen Bogen drum, denn allein für's Umschauen muß man da schon den großen Geldbeutel dabei haben."
Kollegin: "Ach was, das geht auch ohne. Mit EC-Karte zum Beispiel."

42

Dienstag, 10. August 2004, 09:00

Ich konnte mich zunächst auch nicht auf die neue Rechtschreibung einlassen, musste es aber aus beruflichen Gründen machen. Im Bereich der "ss" uns "ß" Schreibung muss ich aber sagen, dass die Änderung gut und durchdacht war. Ich konnte Kindern schlüssig erklären, wann und warum man ein Wort mit "ss" und wann mit "ß" schreibt. Das ging nach der alten Rechtschreibung nicht. Wenn Kinder (und auch Erwachsene) diese Regel einmal verstanden haben, dann machen sie in diesem Bereich keine Fehler mehr.
Alles andere muss - wie auch schon erwähnt - auswendig gelernt werden.
Peinlich ist das ganze trotzdem, dass zwei große Verlage nun zur alten Rechtschreibung zurückkehren.
Gruß Molo

43

Dienstag, 10. August 2004, 10:38

Zitat

Original von erja
übrigens: ist es für leute, die die neue rechtschreibung beruflich nicht
brauchen, überhaupt von so großer relevanz, ob sie nach alten oder neuen regeln schreiben, dass sie sich darüber dermaßen ereifern müssten? ganz ernsthaft gemeint, die frage...

Man muss sie lesen, das reicht doch schon. :DD

Wobei natürlich niemand sagen kann, dass er sie überhaupt nicht braucht. Ich schreibe im Moment massenhaft Bewerbungen. Zudem muss ich beruflich auch hin- und wieder mal ein Handbuch schreiben. Für beides brauche ich natürlich die neue Rechtschreibung, auch wenn ich sie nicht beherrsche.

Zitat

Original von Skywise
Ich frage mich, wo die Unmengen von Unterschriftensammlungen gelandet sind, auf denen sich Leute verewigt haben, die gegen die Reform waren.

Die wurden damals ignoriert und die werden auch jetzt ignoriert werden.

Interessant finde ich allerdings, dass die Befürworter jetzt die gleichen Argumente hervorbringen wie damals die Reformgegner, nämlich die Schwierigkeiten der Schüler bei der Umstellung und die Kosten für die Umstellung. Das hat schon was komisches. :D


In meinen Augen wird es eher auf einen Kompromiss hinauslaufen. Das tut es ja auch quasi schon, denn bei der letzten Kultusministerkonferenz wurden ja auch wieder einige Änderungen an der Reform beschlossen, weil man gemerkt hat, dass einige Regelungen einfach Mumpitz sind.


Wobei einige Regelungen ja auch sinnvoll sind. Die ss/ß-Regel finde ich logisch, die verstehe sogar ich. :DD
Die Getrennt- und Zusammenschreibungen und die Wortstamm-Änderungen finde ich dagegen unlogisch, eine Beleidigung für's Auge und vor allem erschweren sie das Textverständnis.
Liebe Grüße
Nico

Interpunktion und Orthographie des Beitrags sind frei erfunden.
Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.




44

Dienstag, 10. August 2004, 11:01

Zitat

Original von Dodo

Sicherlich sind die oben genannten Dinge Faktoren, die auf keinen Fall unberücksichtigt gelassen werden dürfen. Aber im großen und Ganzen, vertreten die "typischen" BILD-Leser eine bestimmte Berufsschicht, die sich mit Sicherheit nicht auf eine neue Rechtschreibung einlassen will. :) Die Frage ist natürlich, ob sich der "typische" Spiegel-Leser seinerseits daruaf einlassen will :) Der Großteil wahrscheinlich nicht, aber es wird hier mehr Einlenkungswillige geben, als bei den BILD-Lesern :)

Nach allem, was ich bisher gesehen und mitbekommen habe, sprechen Zeitung mit einem gewissen Niveau zum größten Teil nur Menschen an, die ihrerseits über ein gewisses Niveau verfügen :) Ich will jetzt keine Wertung abgeben und jedem der die Bildzeitung liest jegliches Niveau absprechen. Kenne durchaus auch Leute, die jeden Tag Bildzeitung lesen und sich trotzdem in ganzen Sätzen unterhalten können :)


Ich würde auch den "Spiegel" nicht als Zeitung mit einem "gewissen Niveau" bezeichnen. Was die an Falschinformation veröffentlichen, ist wirklich unglaublich. Ich kaufe den Spiegel seit Jahren nicht mehr, weil ich mich durch dieses Blatt einfach nicht genügend informiert fühle. Die Geschichten sind meist reißerisch aufgemacht, aber inhaltlich ist das nur Mittelmaß, meist noch weniger. Die Serie über den Ersten Weltkrieg, die vor einigen Monaten dort veröffentlicht wurde, enthielt so viele Fehler und Weglassungen, dass ich mir genausogut den Knopp-Trash in Fernsehen hätte ansehen können. Dann lese ich lieber eine Monographie zum Thema.
Damals glaubte ich kein Wort von diesen Geschichten, aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher.

45

Dienstag, 10. August 2004, 11:03

Zitat

Original von Nicola
Interessant finde ich allerdings, dass die Befürworter jetzt die gleichen Argumente hervorbringen wie damals die Reformgegner, nämlich die Schwierigkeiten der Schüler bei der Umstellung und die Kosten für die Umstellung. Das hat schon was komisches. :D


Das stimmt. Ich war damals auch gegen die Reform und hatte das Schülerargument immer als erstes angebracht :lol: Die Reformgegner, die nach wie vor die alte Rechtschreibung vorziehen können nun natürlich nicht mehr damit kommen, da die Schüler jetzt nicht mehr "auf ihrer Seite" sind ;)

So schnell kann ein Argument die Seiten wechseln :spot:

Vielleicht läuft es dann bald so wie in Spanien. Zugegeben, dort handelt es sich um 2 Sprachen, aber in Gegenden wie Barcelona ist alles bilingual ausgewiesen. Wenn es in Deutschland zu keiner Einigung kommt könnte das ähnlich ablaufen ;) naja, nicht wirklich...
Möglicherweise wird aber die alte Rechtschreibung einfach mit den Generationen aussterben. Ein paar junge Redakteure bei den großen Verlagen und schon ist die aktuelle Entscheidung wieder Geschichte. In 50 Jahren wird die alte Schreibweise so selten sein, wie heute ältere Menschen, die nach wie vor "Sütterli" schreiben.

Dodo

Neu und jetzt mit Bart

Beiträge: 2 607

Wohnort: Im sonnigen Süden liegt eine kleine Insel....

  • Nachricht senden

46

Mittwoch, 11. August 2004, 03:06

Zitat

Original von Luke Hardin
Ich würde auch den "Spiegel" nicht als Zeitung mit einem "gewissen Niveau" bezeichnen. Was die an Falschinformation veröffentlichen, ist wirklich unglaublich. Ich kaufe den Spiegel seit Jahren nicht mehr, weil ich mich durch dieses Blatt einfach nicht genügend informiert fühle. Die Geschichten sind meist reißerisch aufgemacht, aber inhaltlich ist das nur Mittelmaß, meist noch weniger. Die Serie über den Ersten Weltkrieg, die vor einigen Monaten dort veröffentlicht wurde, enthielt so viele Fehler und Weglassungen, dass ich mir genausogut den Knopp-Trash in Fernsehen hätte ansehen können. Dann lese ich lieber eine Monographie zum Thema.


Das der Spiegel in den letzten Jahren (leider) einiges an Niveau verloren hat, da gebe ich dir durch die Bank weg recht. Trotzdem gestehe ich ihm noch ein anderes Niveau als der BILD zu :) Aber irgendwie sind wir (oder ich :) ) ein bisschen vom Thema abgekommen :DD Bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie sich die Rechtschreibfrage letzten Endes klären wird. Ist die Geschichte mit dem "h" als verlängerung eigentlich neu durchdacht worden? Das war immer mein riesen Problem, schreibt man "klähren" oder "klären"? :) Das werd ich mir wahrscheinlich nie merken :grins:
Im letzten Jahr voller Schaffensdrang: Mein Buch: Meine CD: --> Schall & Rauch - Die große Frage <-- Have fun! :DD

47

Mittwoch, 11. August 2004, 09:32

Hier noch ne Meldung von gestern Abend:

Zitat

ARD bleibt neuer Rechtschreibung treu

Hamburg, 10.08.2004. Anders als der Axel Springer Verlag und der Spiegel-Verlag will die ARD die seit der Rechtschreibreform vor fuenf Jahren gueltige Rechtschreibung auch kuenftig beibehalten. Darauf einigten sich die Intendanten der ARD-Anstalten jetzt in einer Schaltkonferenz. "Uebereilte Schritte scheinen uns nicht geeignet, die nach dem Vorstoss zweier Verlagshaeuser eingetretene Konfusion zu verhindern. Deshalb bleiben wir bis auf weiteres bei den Regeln, die in den Schulen unterrichtet werden", so der ARD-Vorsitzende Jobst Plog. Wie es in der ARD-Mitteilung abschliessend heisst, wolle man sich auf der Intendantensitzung Mitte September in Koeln ausfuehrlich mit der kuenftigen Rechtschreibepraxis beschaeftigen.

leocat

Königin von Hukapetapank

Beiträge: 2 863

Wohnort: Auch fast ganz oben

Beruf: Buchhändlerin

  • Nachricht senden

48

Montag, 23. August 2004, 14:23

Schöner Artike dazu:

Zitat

Rechtschreib-Revolte: Die neue Arroganz der Älteren

Es ist so bequem, wenn sich nichts ändert: Offenbar scheuen viele Ältere die neue Rechtschreibung. Ausbaden sollen es die Jungen. Ein DWDL-Kommentar

Deutschland erlebt in diesen Tagen einen Kultur-Putsch, mit dem der Axel Springer Verlag zusammen mit dem offenbar neuen Busenfreund, dem Spiegel Verlag, das Sommerloch füllen will. Gemeinsam haben sie am Freitag die Rückkehr zur alten Rechtschreibung verkündet.

Das Schlimme: Sie tun dies nicht allein in ihrer Funktion als Verlag oder Herausgeber, sie thematisieren dies auch als selbst geschaffenes Thema in ihren Publikationen. Damit werden die Redaktionen der beiden Verlage von Beobachtern zu Akteuren: Sie berichten nicht, sie schaffen selber Themen und Stimmungen. Was bei der „Bild“-Zeitung niemanden mehr stört, verwundert bei Blättern, die bislang Anspruch auf ausgewogene Berichterstattung erhoben haben.

Merkwürdig ist dabei auch, dass Verlage Politik und Leser vor vollendete Tatsachen gesetzt haben: Sie fordern selbst, man hätte die Deutschen vor vielen Jahren fragen sollen, ob sie überhaupt eine neue Rechtschreibung haben wollen, verzichten aber selbst auf jegliche Rücksichtsnahme und mischen sich aktiv in politische Themen ein, wie es sonst in Deutschland nur selten der Fall war. Sie nehmen sich das Recht heraus, in einer Sprache zu schreiben, die ab 2005 nicht mehr gültig ist. Im rechtsstaatlichen Sinne eine wirkliche Revolte, ein Tabu-Bruch der Presse.

"Ich lerne die bestimmt nicht"

Dabei fällt auf: Das Thema Rechtschreibreform wird zum Generationenkonflikt. Mit einer offenen Arroganz forderte „Bild am Sonntag“-Chefredakteur Claus Strunz am Sonntag bei „Sabine Christiansen“: „Die Sprache gehört dem Volk“ und verlangte eine Volksabstimmung. Dabei setzt er offenbar auf die Faulheit eines Großteils der Deutschen, sich auf die neuen Regeln einzustellen. Natürlich ist es bequemer, bei dem zu bleiben, was man sein Leben lang kannte. „Ich lerne die bestimmt nicht“, so Strunz über die neue Rechtschreibung. Da braucht man politisch nicht einmal links zu stehen, um dem „BamS“-Chefredakteur da maßlose Ignoranz zu unterstellen.

Die Erkenntnis, dass die Rechtschreibreform angeblich nicht praktikabel sei, kommt reichlich spät. Es ist ja nicht so, dass die Reform nicht kritisiert werden dürfte. Nur merkwürdigerweise wird sie dies erst jetzt, wo auch alle anderen und nicht nur die Kinder danach schreiben müssen. Seit Jahren werden bereits unzählige Jahrgänge von Schülern auf die neue deutsche Rechtschreibung trainiert und haben dabei in der Praxis keine Probleme. Wieso? Weil sie nun einmal nur diese Rechtschreibung kennen.

Klassiker bleiben Klassiker - so oder so

Völlig absurd und polemisch ist das Argument der Reform-Kritiker, fast alle Klassiker der deutschen Literatur würden weiterhin in alter Rechtschreibung gedruckt. Natürlich bleiben frühere Werke in der Schrift, in der sie formuliert wurden, so wie es bei allen anderen Reformen der deutschen Sprache ebenfalls war. Schon vor der jetzigen Reform wunderte sich mancher Schüler über altmodische Ausdrücke und Schreibweisen bei z.B. Gedichten aus früheren Jahrhunderten. Das war bislang so und es würde durch die Reform nicht tangiert.

Darüber hinaus verkennt die aktuelle Diskussion eben, dass seit vielen Jahren in deutschen Schulen die neue deutsche Rechtschreibung gelehrt wird. Sie ist bei Millionen von Kindern und jungen Erwachsenen die genutzte und bekannte deutsche Rechtschreibung. Jetzt aber kommt die Revolte der Verlage: Wer sitzt dort an der Spitze? Sicher niemand, der sich so intensiv mit der neuen deutschen Rechtschreibung beschäftigt hat, wie Millionen junge Deutsche.

Ein Chaos schaffen jetzt erst die Verlage

Ein Chaos entsteht also nur, wenn jetzt aus Faulheit, Gewohnheit oder Angst vor dem Neuen viel zu spät gegen eine Reform argumentiert wird, die bereits seit Jahren in der Praxis umgesetzt ist. Auf wundersame Art und Weise scheint jetzt, ein Jahr vor der endgültigen Umstellung, die Panik unter den Älteren auszubrechen, künftig nach neuen Regeln schreiben zu müssen. In letzter Minute soll ein von Verlegern und Chefredakteuren ausgelöstes Chaos die Chefetagen und sonstige Reform-Unwillige vor der zwanghaften Weiterbildung retten. Es könnten einem fast die Tränen kommen.

Jetzt sollen es also wieder einmal die Kinder ausbaden: Sie sollen doch noch schnell wieder die alte Rechtschreibung lernen. So sollen also die Jüngsten den Rückschritt wagen und damit viele ältere Erwachsene vor dem Fortschritt bewahren. Die Erwachsenen hätten seit Jahren Zeit gehabt, sich mit den neuen Regeln vertraut zu machen; viele Kinder müssten jetzt mitten in ihrer Schulzeit quasi eine neue Sprache erlernen. So eine Ignoranz derjenigen, die jetzt die Rücknahme der Reform fordern, ist kaum in Worte zu fassen.

"Betroffen sind doch nur die Kinder"

Jetzt treibt die niveaulose Polemik von Spiegel und Springer perverse Blüten bei den Deutschen: „Es sei doch gar nicht so schwer, die Reform jetzt noch zu stoppen“, hört man. Oder: „Betroffen sind doch nur die Kinder.“. Herzlichen Glückwunsch an Spiegel und Springer. Willkommen in der „kinderfreundlichen Republik“.

Es ist fast unglaublich, wie heuchlerisch vor diesem Hintergrund Themen wie „familienfreundliche Politik“ erscheinen. Wenn es um die eigene Bequemlichkeit geht, sich mit den neuen Regeln zu beschäftigen, sind die sonst so gern geschützten Kinder völlig egal. Da sollen also jetzt Millionen Schulkinder und junge Erwachsene, die in ihrer Schulzeit die neuen Regeln gelernt haben, wieder umschulen? Wozu? Vermutlich damit Spiegel und Springer dann in einem Jahr wieder in Titelstorys über die PISA-Studie berichten können, wie schlecht es um die Kenntnisse der deutschen Schüler steht. Immerhin wissen sie dann, woran es liegt.

Dieses Statement wurde im Namen der DWDL-Redaktion verfasst und soll die Situation aus der Sicht der jungen Erwachsenen betrachten, die in ihrer Schulzeit, Ausbildung, Studium oder Job bereits seit Jahren völlig selbstverständlich die neue Rechtschreibung benutzen - natürlich nach wie vor auch mit gelegentlichen Fehlern.


Quelle: http://dwdl.de/conpresso/hintergruende/d…e=hintergruende

49

Montag, 23. August 2004, 15:43

Zitat

Original von leocat

Zitat

Seit Jahren werden bereits unzählige Jahrgänge von Schülern auf die neue deutsche Rechtschreibung trainiert und haben dabei in der Praxis keine Probleme. Wieso? Weil sie nun einmal nur diese Rechtschreibung kennen.
[...]
Darüber hinaus verkennt die aktuelle Diskussion eben, dass seit vielen Jahren in deutschen Schulen die neue deutsche Rechtschreibung gelehrt wird. Sie ist bei Millionen von Kindern und jungen Erwachsenen die genutzte und bekannte deutsche Rechtschreibung.

Diese Sätze gefallen mir ganz besonders, weil man ja in vielen Internetforen und auf vielen Homepages sieht, daß es um die deutsche Rechtschreibung generell in vielen Fällen grauslich steht, scheißegal ob jung oder alt, ob alte oder neue Rechtschreibung, ob lose oder im Kochbeutel.
In den letzten Jahren habe ich auch schon Geschäftsbriefe erhalten, bei denen ich mir gedacht habe: 8o

Gruß
Skywise
Radio Liederlicht
Liedermacher & Co.


Mittwoch.
Skywise: "Ja klar ist der Laden super und so, aber ich mach' da trotzdem einen Bogen drum, denn allein für's Umschauen muß man da schon den großen Geldbeutel dabei haben."
Kollegin: "Ach was, das geht auch ohne. Mit EC-Karte zum Beispiel."