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Donnerstag, 19. Februar 2004, 18:08

Die Gentlemen bitten zur Kasse

"Die Gentlemen bitten zur Kasse - Der größte Raubüberfall des
20. Jahrhunderts in authentischer Darstellung" von Henry Kolarz,
bearbeitet von Sandor Ferenczy
Poly, 1968
LP 24 32 135
MC 31 59 116

Inhalt:

Angeregt durch einen Insider-Tipp eines Bahnangestellten plant eine Gruppe von 15 Mann, in der Londoner Unterwelt genannt "Die Liga der Gentlemen", einen Überfall auf einen Postzug. Dieser Zug, auf der Fahrt von Glasgow nach London, enthält nicht nur Postsendungen, sondern auch Geld, viel Geld. Geld, das Urlauber in Schottland ausgegeben haben. Viele dieser Scheine sind abgegriffen oder schmutzig und werden in England vernichtet. Ein sehr schwieriges Unterfangen, da ca. 70-80 Bahnangestellte den Zug begleiten. Vom Beginn der Planung bis zum tatsächlichen Überfall vergeht über ein Jahr, welches hier in Hörspielform dargestellt ist.


Bewertung:

Die Geschichte dieses genialen Coups dürfte wohl jeder kennen, nicht zuletzt durch die Verfilmung mit Horst Tappert in der Hauptrolle. Es ist schon einmalig, wie gut der Raub vorbereitet wurde - ohne Waffen und möglichst ohne Gewalt, was den Gentlemen in England viele Sympathien einbrachte. Auch das Verhalten der Gefassten nach ihrer Inhaftierung passte zu ihrem allgemeinen Auftreten, Zitat aus der Londoner Unterwelt: "Ein Gentleman stiehlt und schweigt." Keiner verpfiff den anderen und die entkommenen Räuber versorgten die Frauen und Familien der Inhaftierten. Der bekannte Schriftsteller Graham Greene schreibt in einem Brief an den "Daily Telegraph" über die überraschend harten Gefängnisstrafen: "Gehöre ich zu einer Minderheit, wenn mich die Barbarei der Urteile schockiert - dreißig Jahre Gefängnis für einen erfolgreichen Diebstahl, verglichen mit höchstens zwölf Jahren für die Schändung und den Mord eines Kindes?..."

Wer den Film gesehen hat weiß, dass er sich in 3 Teilen "Die Planung", "Der Überfall" und "Die Flucht" über fast 4 Stunden erstreckt. Das Hörspiel, bei dem Horst Tappert auch die Rolle des Donegan spricht, die er im Film spielt, geht weniger als eine Stunde. Woran liegt das? Es fängt, was die Informationen angeht, am Ende an und der Hörer erfährt zuerst, wer bereits gefasst wurde. Dann folgt der Teil der Planung mit dem anschließenden Überfall. Das war es dann leider, das heißt, dass der 3. Teil des Filmes gar nicht vertont wurde. Das ist sehr bedauerlich, weil der 3. Teil nicht weniger spannend ist, als die ersten beiden.
Nichts desto trotz ist das Hörspiel sehr gut! Besonders witzige Dialoge aus dem Film wurden quasi wörtlich übernommen. Gut gemacht ist auch die Aufteilung der Erzähler. Aufgeführt als Erzähler ist der Schauspieler Gerhard Lippert. Seine Rolle ist jedoch auf die Parts beschränkt, die zur allgemeinen Aufklärung über die Gentlemen dienen, z.B. wer inhaftiert wurde. Als eigentlicher Erzähler fungiert Horst Tappert, denn durch ihn erfährt der Hörer alle Insider-Informationen über die Planung und den Überfall, wodurch Tappert eine Doppelfunktion besitzt.
Weitere Schauspieler aus dem Film sind im Hörspiel nicht vertreten, aber das tut diesem keinen Abbruch. Die bekanntesten Sprecher nach Tappert und Lippert dürften wohl Peter Schiff und Rolf Marnitz sein. Des weiteren wirken mit: Lothar Grützner, Gerd Martienzen, Helmut Ahner, Erich Vaessen, Otto Czarski, Hans Schwarz u.a.
Interessant ist, dass Henry Kolarz, der den als Buch veröffentlichten Tatsachenbericht und das Drehbuch zum Film geschrieben hat, im Film (so auch im Hörspiel) alle Name geändert hat. Einzig "Twinky" = "Der Zwinkerer", der den Gentlemen den Tipp gab, behielt seinen Namen. Aber wohl nur deshalb, weil es nicht sein echter war. Bei dem großen Bekanntheitsgrad aller Beteiligten scheint diese Maßnahme verwunderlich, kennt doch fast jeder die wirklichen Namen.
Dieses Hörspiel gehört zu den seltenen und besonders teueren. Mag die LP noch für manchen erschwinglich sein, so ist die MC schon eher Luxus, aber ein sehr schöner!
Nähere Informationen zum Raub und Zitate wurden dem Taschenbuch von Henry Kolarz "Die Gentlemen bitten zur Kasse - Tatsachenbericht", Heyne 333, 1964, entnommen.
»Susanne Barden« hat folgende Datei angehängt:

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Susanne Barden« (19. Februar 2004, 18:10)