Zurück auf Anfang
Weil der Verkauf von Fernsehern und Computern schwächelt, will sich Aldi wieder auf alte Stärken konzentrieren. Um Marktanteile zu retten, riskiert der größte deutsche Discounter dabei einen ruinösen Preiskampf.
Aldi und Lidl
Zwei Discounter im Preiskampf - Aldi und Lidl
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Mülheim/Essen - Mit drastischen Preissenkungen will Aldi seine Marktstellung zurückerobern. Dabei greift sich der Discounter zurzeit vor allem die besonders hart umkämpften Produktgruppen. Mit Einstandspreisen unterhalb der Angebotspreise der Konkurrenten will Aldi denen die Lust zu weiteren Angriffen nehmen.
Bisher geht die Rechnung auf: Nachdem Aldi in der vergangenen Woche die Fleischpreise teils deutlich gesenkt hatte, zogen die Konkurrenten nach einer Analyse der "Lebensmittel-Zeitung" nicht mehr mit.
Der Sprecher des Hauptverbandes des deutschen Einzelhandels, Hubertus Pellengahr, mahnt derweil zur Besonnenheit: "Nach unten ist nicht mehr viel Luft. Die Unternehmen haben gemerkt, dass sie durch Preiskämpfe großen Schaden genommen haben."
Schwere Schlappe auch für Lidl
Dass Aldi derzeit mit harten Bandagen versucht, die Kräfteverhältnisse im Markt wieder zu seinen Gunsten zu verschieben, hat seinen Grund: Nach Jahren nahezu ungebremsten Wachstums und 25 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr verliert der Discounter seit einigen Monaten Umsatz, im September nach Aussage von Marktbeobachtern durchschnittlich 3 Prozent auf bestehender Verkaufsfläche.
Härter traf es nur Lidl; der Branchenzweite verlor nach Informationen der "Lebensmittel-Zeitung" 6 Prozent Umsatz.
Plus und Penny konnten ihre Marktstellung dagegen nach Einschnitten im Filialnetz in den vergangenen Monaten verbessern. Auch die Vollsortimenter wie Edeka oder Minimal spüren wieder Aufwind.
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Discounter könnten weiter wachsen
Insgesamt gilt der Markt für die Discounter aber noch nicht als abgegrast. "Im Lebensmittelbereich trauen wir den Discountern noch einiges zu. Der derzeitige Marktanteil von 40 Prozent markiert noch nicht die Grenze", sagt Einzelhandelssprecher Pellengahr.
Wesentlicher Grund für den Umsatzrückgang ist die Kaufzurückhaltung bei einstigen Rennern aus dem so genannten Non-Food-Bereich. Computer oder Fernseher locken kaum noch Kunden in die Läden. Abgesehen von dem direkten Umsatzausfall fehlt den Discountern damit auch ein wichtiger Frequenzbringer.
Hier sehen Experten allerdings kaum noch Potenzial, weil günstige Elektrogeräte inzwischen in jedem Haushalt in ausreichender Zahl vorhanden seien. Stattdessen erwarten sie eine teilweise Abkehr der Kunden vom Discounter. Gefragt seien zurzeit wieder günstige Qualitätsprodukte - und die gäbe es im Fachhandel.
Lidl: Kieselerde-Kapseln gegen die Krise
Während Aldi mit Kampfpreisen versucht, die Konkurrenten in Schach zu halten, steigt Lidl in das Geschäft mit Gesundheitsprodukten ein. Pflegebäder und Kieselerde-Kapseln haben zurzeit noch vergleichsweise hohe Margen, von denen der Discounter profitieren möchte. Aldi ist bereits seit langer Zeit in diesem Geschäft aktiv.
Künftig sollen nach Informationen der "Lebensmittel-Zeitung" auch einige umsatzträchtige rezeptfreie Arzneimittel verkauft werden. Mitarbeiter bekommen gerade die vorgeschriebene Schulung für den Verkauf von Nasensprays und ähnlichen Produkten.