Der Blick auf den langweiligen Kölner Dom oder das öde Matterhorn reicht den Touristen längst nicht mehr.
"Eine normale Stadtrundfahrt kennen die meisten und finden das langweilig", sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Gästeführer in Deutschland (BVGD), Gisela Bianco. Deshalb wachse das Interesse an Themenführungen.
So stünden historische Touren in zeitgenössischen Kostümen, Nachtspaziergänge und "Hurenführungen" durch das Hamburger Rotlichtmilieu hoch im Kurs. "Dazu gehört auch, dass die Gruppe in ein einschlägiges Lokal geht und beobachtet, wie Geschäfte abgewickelt werden", erläuterte Bianco.
Viele Urlauber wollten hautnah etwas erleben. "Für Touristen ist es beispielsweise sehr spannend, die versteckten Gänge in einem Herrenhaus zu erkunden, in denen sich das Dienstpersonal bewegen musste." Unbedingt notwendig sei bei solchen Führungen, dass auf soziale Verträglichkeit geachtet werde. Man dürfe auf keinen Fall stören oder aufdringlich sein.
Gerade wegen der steigenden Besucherzahlen in vielen Gegenden Deutschlands sei nachhaltiger Tourismus sehr wichtig. "In den letzten zehn Jahren ist das Bewusstsein für nachhaltigen Tourismus auch bei den Gästeführern gewachsen, es geht aber nicht schnell genug", kritisierte Bianco.
Die Verbandsvorsitzende verwies auch auf die verschiedenen Interessen der Kunden. So gebe es Urlauber, die "für wenig Geld möglichst viel in möglichst kurzer Zeit" erleben wollten. Andere stellten hingegen hohe Qualitätsansprüche an die Führungen und legten Wert auf individuelle Betreuung und Detailwissen. Oft handle es sich dabei um ältere Besucher. Wegen der demographischen Entwicklung werde der Bedarf an individuellen Tourangeboten wachsen, sagte Bianco.