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Freitag, 20. Februar 2004, 19:26

Samuel Beckett "Alle, die da fallen" Radio-Hörspiel

Titel: Alle, die da fallen

Übersetzung aus dem Englischen


Autor: Beckett, Samuel

Regie: Schröder-Jahn, Fritz

Gattung: Hörspiel

Art: Drama

Bearbeitung: Erika Tophoven und Elmar Tophoven (Übersetzung)

Sprecher: Mrs. Rooney (Tilla Durieux),



Mr. Rooney (Eduard Marks), Christy (Werner Schumacher), Mr.Slocum (Siegfried Lowitz), Tommy (Charles Brauer), Mr. Barrell (Erich Weiher), Miss Fitt (Gerda Schöneich), Jerry (Nikolaus von Festenberg), Frau (Anna Blask)

Produktion: Norddeutscher Rundfunk, Saarländischer Rundfunk

Produktionsjahr: 1957
Länge in Minuten: 79

Inhalt: Eine Landstraße und ein Bahnhof in Irland. Mrs. Rooney, eine zänkische alte Frau, zerrüttet von Rheuma und Kinderlosigkeit, schleppt sich die heiße staubige Straße entlang, um ihren Mann vom Zug abzuholen. Sie wollte ihn überraschen, da er ja heute Geburtstag hat.

Sie trifft mehrere Menschen, nach deren Wohlbefinden sie sich erkundigt. (Später auf dem Rückweg erzählt sie ihrem Mann von all’ den „widerlichen“ Menschen!)
Der blinde Dan unterhält in der Stadt ein nutzloses Büro, um nicht den ganzen Tag mit seiner Frau verbringen zu müssen. Sie ist von seiner Lieblosigkeit enttäuscht.

Als der Zug mit Verspätung eintrifft, erfährt sie von Jerry, dem Jungen, der den blinden Dan, ihren Mann, sonst vom Bhf. abholt, dass ein Kind aus dem Zug auf die Schienen gefallen ist. Dan versuchte, diese Mitteilung zu verhindern.
Sie schleppen sich beide durch den Regen nach Hause; sie erwähnt den Maulesel, der ihr mit Christy auf dem Hinweg begegnet ist. War das nicht auch ein Maulesel, auf dem Jesus nach Jerusalem eingeritten ist, fragt sie. Daraufhin fragte Dan, wer morgen predigte und welches der Predigt-Text sei. Sie antwortete:
"Der Herr erhält alle, die da fallen und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind." (Psalm 145, Vers 14 – Hier ist auch der Titel des Hörspiels enthalten.) Beide lachen lauthals los!


Dieses ist grob umrissen der Inhalt. Es geht m. E. um das Altsein mit seinen Behinderungen – physischer und psychischer Art.

S. Beckett (1906 - 1989)

– irischer Dramatiker, Werke u.a. „Warten auf Godot“ (1953), „Endspiel“ (1957), „Das letzte Band“ (1959, habe ich aufgenommen mit dem großen Schauspieler Martin Held in einer Aufnahme von 1969/71, in der Samuel Beckett selbst Regie führte)

will uns vielleicht vermitteln, dass -so alt man auch ist, so depressiv und hysterisch man auch wird, so klapprig und körperlich behindert man auch werden wird – man trotz all dieser widrigen Umstände getragen wird – auch wenn man sich lustig macht über den Zuspruch. Dieses vielleicht seine Botschaft; sein Text ist aussergewöhnlich gut, denn in jedem Satz ist eine Wahrheit über das Leben enthalten, bzw. er charakteresiert die verschiedenen Menschen kollossal gut – ja, und besonders gut Mrs. Rooney.

Damit komme ich zur Besetzung, die steht und fällt mit der exzellenten alten Schauspielerin Tilla Durieux ((1880-1971), die die Rolle der Mrs. Rooney aussergewöhnlich gut spielt. Wie sie spricht – mal langsam, mal wütend schnell, mal zärtlich leise, als sie ihren Mann Dan auf dem Bahnhof begrüßt, mal krächzend, mal summend, mal lauthals loslachend, mal schluchzend, als sie vom Tod des Kindes erfährt – das macht ihr so leicht keiner nach! Ihre große Gestaltungskunst ist eben unvergesslich!

Die „Klangeffekte“ in diesem Hörspiel sind es „nur“: das sehr im Gedächtnis bleibende Schlurfen und schwere Atmen der alten Mrs. Rooney, das Klappern des Blindenstockes ihres Ehemannes Dan Rooney, die Zuggeräusche und nicht zuletzt das „I-A“ des Maulesels. Aber es bedurfte auch keiner Begleitmusik oder andersartiger Klangeffekte, denn dieses Hörspiel lebt vom Wort, vom Wort des Autors Samuel Beckett.

Ich hatte dieses Hörspiel vor ca. 10 Jahren einmal in einer Wiederholung im NDR gehört, jetzt habe ich es von einem Bekannten bekommen und habe viel mehr entdeckt als damals. Ich werde es mir bestimmt nochmals anhören – demnächst in diesem Theater. J

Dieses war k e i n e Rezension, da ich keine Rezensentin bin. Ich wollte nur meinen Eindruck schildern, den ich beim Anhören dieses bemerkenswerten Hörspiels hatte.